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Bansko ist nicht in den Alpen

Foto: dnevnik.bg

Mit dem Herannahen der neuen Skisaison kündigt sich auch neue Protestwelle der Naturschützer an. Selbst harmlose Reparaturarbeiten an bestehenden Anlagen in den Skiorten Bulgariens gelten als Signalzeichen für die Umweltschutzorganisationen, Unterschriftensammlungen und Protestkundgebungen zu starten.

Der erste Schnee lässt noch auf sich warten, nicht so die erste Winter-Demo – gleich am nächsten Mittwoch eilt die Öko-Protestgesellschaft zu den Fahnen. Konkreter Anlass diesmal ist die Genehmigung des Umweltministeriums für das Auswechseln eines alten, verrosteten Sessellifts im Skigebiet Bansko. Nach Informationen des Ministeriums in Sofia sollen dabei 57 Balkankiefer und Fichten zum Opfer fallen, die 31 Kubikmeter oder 0,0004 Prozent des Waldbestands im Naturpark Pirin gleich kommen. Der Betreiber des Skigebiets verpflichtet sich zugleich, drei Mal so viele Bäume anzupflanzen.

Soweit die Zahlen. Darüber hinaus wäre gut zu wissen, dass die Kontroversen zwischen den Naturschützern und den Skigebieten in Bulgarien schon seit Jahren laufen. Zündstoff für den immer wieder aufflammenden Streit findet sich immer. Katalysator der unendlichen Sticheleien scheint die Modernisierung des Skigebiets in Bansko 2003 zu sein, als anstelle des besagten verrosteten und quietschenden Dreisessellifts und zwei Pisten 70 Kilometer neue Pisten mit modernen Liften und einer Gondel entstanden. Die Verwandlung von Bansko in den modernsten Skiort Osteuropas und mittlerweile traditionellen Austragungsort von Weltcup-Rennen wurde schnell zum Dorn im Auge der Naturschützer, denn das Skigebiet wurde zum Magnet für Tausende Touristen. Die Befürchtungen, dass die Natur dadurch unwiderruflich in Mitleidenschaft gezogen wird, sind mehr als berechtigt. Doch, die Umweltorganisationen erklärten dem falschen Feind den Krieg. Nicht die Skiurlauber sind schuld an den zum Teil verheerenden Folgen für die Natur, sondern die korrupte Kommunal- und/oder Staatsverwaltung, die den Baulöwen in und um Bansko die Narrenfreiheit erlaubten. Für die seit 2003 erteilten Baugenehmigungen für Hotels und Ferienhäuser haben Infrastruktur, nachhaltige Entwicklung und die Folgen des touristischen Ansturms nie eine Rolle gespielt. Die Investoreninvasion rächt sich nun. Mit der Zubetonierung von Bansko geht die Gemütlichkeit dieses schmucken Städtchens allmählich verloren, und damit auch der Wunsch der Skiurlauber, ihre Winterferien am Fuße des Todorka-Gipfels zu verbringen. Darunter leiden an erster Stelle die Einheimischen, die ihren Broterwerb verlieren.

Angesichts dieser Entwicklungen der letzten zwölf Jahre wünscht man sich ein Konzept für die nachhaltige Entwicklung der Skigebiete in Bulgarien, das sehr gern ein führendes Urlaubsland in Europa sein möchte. Der Skisport und der Naturschutz können nicht nur Hand in Hand gehen, sie sollen es auch. Und sie tun es. Etwa in den Alpen. Bansko ist nicht in den Alpen, könnte sich aber an den dortigen Skigebieten ein Beispiel nehmen, wie man den Skitourismus fördern kann, ohne dafür die Natur zu opfern. Bleibt zu hoffen, dass die angekündigten Umweltschutzproteste den engen Rahmen des Streits um einen alten Sessellift sprengen und den Beginn einer sinnvollen Diskussion über die Zukunft der Skigebiete in Bulgarien einläuten.



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