„Ich war sieben Jahre alt, als ich Geigenunterricht bekam“, erinnert sich Ilko Petrov. „Neben dem Gymnasium habe ich auch eine Musikschule besucht. Am Institut für Verbrennungskraftmaschinen in Russe gab es einen Kulturklub, der verschiedene Theater- und Musikgruppen und sogar eine Big Band besaß. Häufig setzte ich mich als Zuhörer in die Proben. Einmal kam der Schlagzeuger nicht so recht zurande. In der Pause, als niemand im Raum war, setzte ich mich ans Schlagzeug und versuchte es selbst einmal – es war das erste Mal, dass ich Trommelstöcke in die Hand nahm. Ich schaffte es, zumindest den Rhythmus hinzukriegen. Der Dirigent hatte meine Versuche gehört und lud mich ein, in der Band mitzuspielen. Nach einem Konzert sagte er mir: „Ich weiß nicht, ob du ein Ingenieur werden willst, aber falls du es aufs Schlagzeug abgesehen hast, musst du noch eine Weile hart arbeiten.“ Ich hörte auf ihn und nahm Unterricht in Perkussionsinstrumente. Ganz verbissen spielte ich ein ganzes Jahr 12 Stunden am Tag und machte nichts anderes. Ich wohnte in einem großen Haus, so dass ich niemanden störte. Ich hatte mir ein Programm aufgestellt und kam wirklich gut voran. Danach absolvierte ich eine Prüfung und man nahm mich in der Philharmonie auf.“
Die wohl bedeutendste Persönlichkeit in der Jazz-Musik in Russe war Petar Petrow. Er gründete nicht nur das dortige Jazz-Festival, er leitete es auch bis zu seinem Tode vor fast drei Jahren.
„Petar Petrow hatte verschiedene Bands, bevor ich bei ihm anfing… In Russe wurde ein Jugendkulturzentrum des Bezirks eingerichtet. Mit Unterstützung des dortigen Direktors wurde das erste große Jazz-Treffen in der Stadt veranstaltet. Das war vor 40 Jahren. Es nahmen die Gruppe „Weiße, grüne, rote“ aus Plowdiw, die Big Band des Bulgarischen Nationalen Rundfunks und unsere Band teil. Nach einigen Jahren setzte sich ein anderer Jazzfreund für uns ein und wir durften die Räumlichkeiten des Klubs der Kulturschaffenden nutzen. Unsere Band verwandelte sich in ein Sextett und wir nahmen an allen nationalen Jazztreffen teil, die es damals gab – in Sopot, Sofia und Plowdiw. Auch durften wir nach Italien zu den Jazztagen Roms reisen. Später gründeten wir mit Petar Petrow ein Quartett, mit dem wir großen Erfolg hatten und auch im Ausland spielten. Leider musste ich nach Deutschland, wo ich andere Musik zu spielen begann – so trennte ich mich von Jazz als Interpret.“
Ilko Petrov weiß, wie der Jazz seine ersten Schritte in Bulgarien machte, denn er hat sie miterlebt. Heute ist er nicht nur darauf stolz, sondern auch auf seine Kinder. Sein Sohn hat ein eigenes Geschäft, während seine Tochter Mirella Petrova eine Pianistin geworden ist, die bereits auf eine beachtliche Karriere in Westeuropa verweisen kann.
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
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