Vom 7. Juni bis zum 14. August kann man in der Sofioter Stadtgalerie eine reiche Ausstellung mit über 300 Gemälden, Graphiken und Zeichnungen von Zanko Lawrenow sehen. Sie ist dem 120. Geburtstag des begabten Künstlers gewidmet.
„Zanko Lawrenow entstammt einer relativ wohlhabenden Familie und hat eine solide Bildung erhalten“, erläutert Dr. Stanislawa Nikolowa, Kuratorin der Galerie. „Seine Mutter hat an einer französischen Schule gelernt, sie unterhielt sich mit ihrer Familie und den Kindern auf Französisch. Deshalb mochte Zanko Lawrenow diese Sprache. Es gab auch Musiker in der Familie, er ist in einem künstlerischen Umfeld groß geworden. Anfangs wollte er Musiker werden. Als er das College in Plowdiw besuchte, wurde ihm aber bewusst, dass seine Berufung die bildende Kunst ist. In dieser Zeit begann Zanko Lawrenow bereits, Karikaturen zu zeichnen“, berichtet Dr. Stanislawa Nikolowa.
In der Zeit zwischen den Kriegen hat Zanko Lawrenow den Durchbruch geschafft. Laut Dr. Stanislawa Nikolowa trugen die meisten Karikaturen, die er zu jener Zeit veröffentlicht hat, politischen Charakter. „In den 1920er Jahren hat Zanko Lawrenow im Laufe eines Jahres die private Malschule „Hl. Anna“ in Wien besucht. Er wollte danach an der Wiener Kunstakademie studieren, doch wurden seine Pläne durch die Umstände vereitelt und so kehrte er wieder nach Bulgarien zurück. Hier war die Zeit der Secession angebrochen, es wirkten große Künstler wie Nikolaj Rajnow, Sirak Skitnik, Iwan Milew. Bei seiner Rückkehr aus Wien besuchte Zanko Lawrenow 1922 die erste selbständige Ausstellung von Nikolaj Rajnow in Plowdiw. Sie war ein bahnbrechendes Ereignis für die dortigen Künstler. Und so begann Lawrenow, im Stil Secession und Expressionismus zu experimentieren. Sein Wirken aus dieser Zeit trägt die Dynamik unterschiedlicher Stile. Nicht zufällig läuft unsere Ausstellung unter dem Motto „Zwischen dem Modernen und dem Kanon“. Den meisten, die die Kunst von Lawrenow mögen, ist diese erste Etappe in seinem Schaffen unbekannt. Damit kann er sich aber durchaus mit anderen modernen großen Künstlern jener Zeit messen.“
Die späteren Werke Lawrenows drehten sich jedoch um andere Sujets. „Im Zentrum seiner Malerei stand natürlich die Altstadt von Plowdiw, ihre Straßen und Häuser. Sie waren bis zu seinem Lebensende sein Lieblingsthema, genau wie die wohlhabenden Kaufleute von Plowdiw, die Tschorbadschi. Gern malte Zanko Lawrenow aber auch die Natur, beispielsweise die Rhodopen“, erklärt Dr. Stanislawa Nikolowa.
Zanko Lawrenow hat auch einen großen Beitrag zum Thema „Athos“ geleistet, weiß sie zu berichten. „Das ist wirkliche eine große Leistung, sein Athos-Zyklus stellt etwas sehr Wertvolles in der bulgarischen Kunst dar. Diese Spezifik an sich und die Art, wie er sie angeht, weisen enge Parallelen zur Graphik, zu den alten Abdrücken aus der Widergeburtszeit auf. Das ist sein Markenzeichen. Außerdem zeigt er die Klöster auf Athos aus unterschiedlicher Perspektive. Beim Betrachten seiner Bilder aus dieser Zeit kann man alle Blickwinkel erkennen, aus denen er den Raum, die Menschen und die Natur zu erfassen versucht hat – er hat sie nicht nur aus der Vogelperspektive dargestellt, sondern auch von der Seite, so dass er uns ein umfassendes Bild von Athos vermittelt“, sagt Dr. Stanislawa Nikolowa.
Einige Werke des Künstlers werden in dieser Ausstellung zum ersten Mal gezeigt, darunter vortreffliche Illustrationen für unterschiedliche Zeitschriften wie beispielsweise „Sow“ und „Kinderleben“. Zu sehen sind auch eine Vielzahl an Archivdokumenten, Fotos und Briefen. Den Besuchern stehen Audioguides in Bulgarisch und Englisch zur Verfügung, die einige emblematische Werke von Lawrenow näher erläutern. Die Ausstellung ist auch für sehbehinderte Besucher zugänglich. Für sie wurden taktile Karten einiger seiner Werke angefertigt, begleitet von erläuternden Texten in den Audioguides. Nach Sofia wird die Ausstellung mit Werken von Zanko Lawrenow auch in seiner Geburtsstadt Plowdiw zu sehen sein.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos aus der Ausstellung: Weneta Pawlowa„Entweder man wird als Künstler geboren, oder man wird gar keiner“. Die Wahrheit dieser Worte der am 2. Dezember in New York geborenen Weltoperndiva Maria Callas hallt noch heute nach. Genau 101 Jahre nach der Geburt von Callas ist eine..
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