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Rossen Gergow nach seiner ersten Konzertsaison mit dem Radiosymphonieorchester

Foto: Archiv

Zu Beginn dieses Jahres übernahm Rossen Gergow die Stelle des Chefdirigenten des Symphonieorchesters des Bulgarischen Nationalen Rundfunks. Wir nahmen das Ende der Konzertsaison zum Anlass und unterhielten uns mit ihm über ihn und die Arbeit des nun von ihm geleiteten Klangkörpers.

Rossen Gergow bekam im Alter von 4 Jahren den ersten Klavierunterricht. Seine Lehrerin Milka Mitewa, die später die Musikschule in Sofia leitete, in der Gergow lernte, führte ihn so einnehmend in die Welt der Musik ein, dass der Junge entschied, sich der Musik zu verschreiben. Die Beziehung zu seiner Lehrerin brach auch nach Ende seiner 14jährigen Ausbildung bei ihr nicht ab. Gergow erinnert sich:

„Ich war etwa 11 Jahre alt, als ich ein Konzert der Jugendphilharmonie „Sofia“ - dem Orchester der Nationalen Musikschule, hörte. Das war ein entscheidendes Ereignis in meinem Leben, denn ich beschloss, eines Tages auch in einen solchen Orchester zu spielen“, erzählt der Dirigent. „Als zweites Instrument lernte ich Klarinette und nachdem mein erster Wunsch in Erfüllung gegangen war, wünschte ich mir, ein Orchester auch zu leiten. Das teilte ich meiner Lehrerin mit und sie bat einen ihrer Kollegen, mir und einem Mitschüler von mir, Unterricht im Dirigieren zu erteilen, denn ein solches Fach hatten wir nicht. Wenn Milka Mitewa nicht gewesen wäre, wäre mir sicher das für mich Wichtigste im Leben entgangen – ich schlug die Laufbahn eines Dirigenten ein. In der Zwischenzeit unternahm ich erste Kompositionsversuche und Dank einer Jugendliebe schrieb ich einen sehr romantischen Walzer. Aus der Beziehung wurde nichts, ich ging aber nach Wien und studierte Komposition. Ich schrieb Stücke für verschiedene Instrumente und Kammerorchester; mir wurde jedoch klar, dass ich beide Richtungen nur schwer gleichzeitig verfolgen kann. Wer weiß, vielleicht werde ich mich wieder dem Komponieren zuwenden, wenn ich in einem fortgeschrittenem Alter bin und nicht mehr so eifrig dirigieren kann.“

Nach dem Abschluss an der Musikschule in Sofia nahm Rossen Gergow ein Studium an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien auf, wo er bei Leopold Hager lernte. Ein Stipendium lockte ihn in das Symphonieorchester von Boston, wo er als Assistent von Seiji Ozawa arbeitete. Im Alter von 26 Jahren gewann er den ersten internationalen Wettbewerb für Dirigenten „Jewgeni Swetlanow“. Ein Jahr später (2008) wurde seine Aufnahme mit Werken von David Chesky, gespielt vom „Norrlands Opera Symphony Orchestra“, für einen Grammy nominiert. In den vergangenen Jahren hat Rossen Gergow die Gelegenheit gehabt, einige der weltweit bedeutendsten Klangkörper zu dirigieren. Diese Zusammenarbeit hat ihn bereichert. Es gibt aber auch viele Persönlichkeiten, die in ihm eine bleibende Spur hinterlassen haben.

„In Bulgarien ist das mit Sicherheit Milka Mitewa, bei der ich wohl am längsten gelernt habe“, sagt der Dirigent. „Sie hat meinen Werdegang als Musiker, aber auch als Mensch beeinflusst. Es gibt auch eine Reihe anderer Lehrer, an die ich mich gern erinnere, aber auch die Solisten, mit denen ich zusammengearbeitet habe, sind mir im Gedächtnis haften geblieben. Von Ozawa wiederum habe ich die Arbeitsweise als Dirigent gelernt. Die Musiker lieben ihn sehr – er ist kein bisschen hochmütig und verhält sich zu allen überaus freundschaftlich. Ich selbst habe verschiedene Phasen durchgemacht: Zu Beginn war ich kompromisslos und erlebte zwei oder drei bittere Enttäuschungen mit großen Orchestern. Ich analysierte die Lage und kam zu der Schlussfolgerung, dass ich nach einer anderen Herangehensweise suchen muss. Die Atmosphäre, in der man arbeitet, ist sehr wichtig; man muss die richtige Motivation haben und erst dann wird aus dem Orchester ein Team und das Zusammenspiel klappt bestens.“

Wie schätzt Rossen Gergow die Zusammenarbeit mit dem Symphonieorchester des Bulgarischen Nationalen Rundfunks ein?

„Wir haben in der Kürze der Zeit viel erreicht“, ist der Dirigent überzeugt. „Unsere Konzerte sind beim Publikum sehr gut angekommen. Natürlich gibt es noch etliche Dinge, die anders werden müssen, doch das wird erst schrittweise geschehen – mit Nachdruck und Beflissenheit. Für die nächste Konzertsaison haben wir einige bedeutende Gastsolisten geladen, wie den Cellisten Mischa Maisky und die Geigerin Dora Schwarzberg. Was die Programme anbelangt, werden sie interessant und vielfältig sein; es wird auch an zeitgenössischen bulgarischen Werken nicht fehlen. Gleich zu Beginn der Konzertsaison am 13. Oktober wird das Publikum eine Komposition von Dobrinka Tabakowa hören“, sagte abschließend Rossen Gergow, Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bulgarischen Nationalen Rundfunks.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow




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