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Politische Krise in der Türkei droht Bulgariens Energiediversifizierung zu bremsen

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Foto: BGNES

Die politische Krise in der benachbarten Türkei hat für Bulgarien vermutlich auch eine rein wirtschaftliche Folge. Die geplanten alternativen Lieferwege für Erdgas sollen nämlich durch die Türkei verlaufen. Für ein krisengeschütteltes Land, das zudem einen Ausnahmezustand erklärt und massive innenpolitische Probleme zu lösen hat, ist die Energiediversifizierung eines Nachbars ganz bestimmt keine Priorität.

Diese Befürchtungen teilte der Geschäftsführer der bulgarischen Erdgasgesellschaft in dieser Woche mit. Alle Bemühungen der bulgarischen Regierung aus den letzten Jahren, Erdgas aus dem Kaspischen Becken nach Bulgarien und weiter nach Westeuropa zu bringen, beinhalten die Türkei als Transitland. Dazu noch steht der Interkonnektor zwischen Bulgarien und der Türkei noch nicht, und somit sind die Gasnetze beider Nachbarländer noch nicht gekoppelt. Vermutlich wird sich dieses Projekt deutlich verschieben, obwohl sich der Chef der bulgarischen Gasgesellschaft zuversichtlich zeigte, dass daran auch auf türkischer Seite gearbeitet werde. Doch, jede neue und dazu noch hochtechnologische Infrastruktur setzt stabile politische und folglich wirtschaftliche Lage in der gesamten Region voraus.

Die Koppelung der Gasnetze zwischen Bulgarien und der Türkei ist von einer Schlüsselbedeutung für die Gaslieferung aus dem Iran, die kürzlich bei der Visite einer bulgarischen Regierungsdelegation in Teheran vereinbart wurde. Und auch die Transanatolische Pipeline TANAP als Teil der von der EU unterstützten Erdgasleitung "Südkorridor" sollte über den besagten Gasverteiler zwischen Bulgarien und der Türkei verlaufen.

Für positive Erwartungen spricht aber die Tatsache, dass nicht nur die EU, sondern die Türkei selbst ein Interesse daran hat, die TANAP-Pipeline zu bauen. Dieses Projekt ist sehr perspektivreich und die Arbeiten daran sind fortgeschritten. Vorläufigen Plänen zufolge soll die Kapazität 16 Milliarden Kubikmeter Erdgas jährlich betragen, wobei 6 Milliarden Kubikmeter für den türkischen Binnenmarkt bestimmt wären. Und noch etwas – mit solchen umfangreichen Infrastrukturprojekten würde die Türkei nicht nur die eigene Wirtschaft mit den notwendigen Gasmengen versorgen, sondern sich eine Vorrangstellung auf dem regionalen Energiemarkt in Südosteuropa sichern. Dieses Ziel hat eigentlich auch Bulgarien vor Augen.

Bulgarien erwartet einen weiteren Anstieg des Gasverbrauchs, nachdem er 2015 um mehr als 10 Prozent gewachsen ist. Unverändert bleibt aber, dass Bulgarien bis zu 97 Prozent seines Gasbedarfs vom russischen Staatskonzern Gazprom bezieht. Lediglich 2,6 Prozent sichert Bulgarien aus eigenen Vorkommen. Erst nach 2018 erwarten die Experten, dass dieser Anteil steigen könnte, denn derzeit laufen mehrere Probebohrungen im Schwarzen Meer.

Bulgarien plant rund eine halbe Milliarde Euro Investitionen in den kommenden zehn Jahren, um seine Gasinfrastruktur auszubauen und zu modernisieren. Dazu gehört die Koppelung der Gasnetze mit allen Nachbarländern. Derzeit scheint nur das Projekt mit Rumänien bald abgeschlossen zu werden, so dass noch in diesem Jahr die ersten Gasmengen über die Grenze fließen können. Doch, dies hat mit dem verfolgten Ziel Bulgariens, eine Alternative zu den Gaslieferungen aus Russland zu schaffen, nichts zu tun.



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