Laut den traditionellen Vorstellungen der Bulgaren ist die Gottesmutter sehr liebevoll, barmherzig und bar jeder Sünde. Zuweilen kann sie die Menschen aber auch hart strafen und sogar Rache üben. Das meint unser Volk, ganz im Unterschied zu den Evangelien, wo sie als fromme und gutherzige Jungfrau beschrieben wird, die Entbehrungen und Wohlstand mit Gleichmut begegnet, nicht über ihre Beleidiger zürnt und jede gute Tat fördert.
Am 15. August wird eines der größten Kirchenfeste gefeiert – die Entschlafung Marias. Drei Tage vor ihrer Himmelfahrt ist ihr während ihres Gebets der Erzengel Gabriel erschienen, der ihr ihren baldigen Übergang in ein Leben der Unsterblichkeit verkündet hat. Sie äußerte daraufhin den Wunsch, vorher nochmals alle Apostel zu sehen. Diese wurden dann auf Gottes Befehl von Engeln auf wundersame Weise zum Haus der Gottesmutter gebracht. Nach ihrer Entschlafung wurde die Mutter Jesu in einer Höhle beim Garten Getsemani in Jerusalem bestattet. Drei Tage danach ist sie, genau wie ihr göttlicher Sohn, von den Toten auferstanden.
Die Bulgaren ehren und achten die heilige Jungfrau und glauben, dass sie sie vor bösen Geistern bewahren, schwere Leiden heilen und todkranken Menschen wieder auf die Beine helfen kann. Als besonders eng gilt die Verbindung der Gottesmutter zur Familie – sie soll Mutter und Kind beschützen und kinderlosen Familien zu Nachwuchs verhelfen. Auch heute noch übernachten viele Gläubige am Vorabend von Mariä Himmelfahrt in Gotteshäusern, um Genesung oder einen Kindersegen zu erbitten. Mariä Himmelfahrt gilt vor allem als Fest der Frauen, die noch keine Kinder geboren haben. An diesem Tag dürfen sie nicht arbeiten, müssen aber unbedingt die Kirche besuchen. Sie bringen vor der Ikone der Heiligen Maria unterschiedliche Gaben in Form von selbstgewebten Tüchern, besticken Tischdecken, Schürzen, Strümpfen und Blumen dar. Dem Fest geht eine fünfzehntägige Fastenzeit voran. Während des morgendlichen Gottesdienstes am 15. August lässt man die ersten Früchte aus Garten und Feld sowie das erste Brot aus der neuen Ernte, mancherorts auch Käse weihen, die dann an Familie und Bekannte verteilt werden.
Die Kirchen, die der Gottesmutter geweiht sind, und die Ikonen mit ihrem Abbild werden zutiefst verehrt. In Bulgarien gibt es aber auch viele Ortschaften und Wege, die man mit der Heiligen Jungfrau, ihrem Schutz und wundersamen Heilungen in Verbindung bringt.
Viele Heilkräuter tragen im Bulgarischen Namen, die mit der Gottesgebärerin in Verbindung gebracht werden und unterschiedliche Leiden bei Mensch und Tier zu heilen vermögen. Solche Heilkräuter sind Fieberklee, kleine Braunelle, Labkraut, Thymian, Johanniskraut, Schöllkraut und viele andere mehr. Sie werden auch von der offiziellen Medizin anerkannt und finden eine breite Anwendung, vor allem bei Frauenleiden, Angstzuständen bei Kindern und Herz-Kreislauferkrankungen. Auch diese Kräuter lässt das Volk in der Kirche weihen, weil es glaubt, dass sie danach viel wirksamer sind.
Laut dem Volksglauben kann uns die Gnade der Heiligen Jungfrau auch über Quellen und Trinkbrunnen erreichen, die durch ihre Berührung gesegnet wurden. Aus einigen soll sie selbst Wasser getrunken, in anderen das Jesuskind gebadet haben. Und wie eine echte liebende und vergebende Mutter streckt sie ihre schützende Hand über alle aus – über Gerechte und Sünder gleichermaßen.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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