Nachdem die Sofioter Stadtbibliothek im vergangenen und in diesem Sommer zwei "Grüne Lesestuben" im Freien organisiert hat, geht sie nun einen Schritt weiter und richtet im Witoscha-Gebirge kleine Bücherhäuschen in der Nähe von fünf Berghütten ein. So haben alle, die gern wandern und auch lesen, Zugriff zu den neuesten Büchern aus dem Bestand der Hauptstadtbibliothek. Zudem können allen Interessenten kostenlose Lesekarten ausgestellt werden. Von der Direktorin der Sofioter Stadtbibliothek Julia Zinsowa erfahren wir, wie die Idee von den grünen Lesestuben geboren wurde.
„Die Sofioter Stadtbibliothek ist die größte öffentliche Bibliothek in Bulgarien. Wir bewahren in unserem Fonds eine Million Bücher sowie Bilder, Schallplatten und Notenmaterial auf“, sagt Julia Zinsowa. „Hinzu kommen beachtliche Datenbanken und digitale Plattformen. Wir legen großen Wert darauf, dass möglichst viele Leser Zugang zu diesem Reichtum erhalten. Um das Interesse der jungen Leute am Lesen und an unserer Bibliothek zu wecken, haben wir in den letzten Jahren mehrere attraktive Initiativen gestartet. Eine davon sind die „Grünen Lesestuben“, die wir im vergangenen und in diesem Sommer in unterschiedlichen Parks in Sofia organisiert haben und die großen Erfolg hatten.“
Im Rahmen der „Grünen Lesestuben“ haben bulgarische Nachwuchsschriftsteller ihre neuesten Werke vorgestellt. Ein Musikerklub hat Kindern vorgeführt, wie unterschiedliche Instrumente gehandhabt werden. Demnächst soll in der Kinder- und Jugendabteilung der Bibliothek eine große Zeichenausstellung eröffnet werden. Die Touristen im Witoscha-Gebirge bezeugen reges Interesse an den Bücherhäuschen, die die Bibliothek in Abstimmung mit dem Naturpark Witoscha an geeigneten Orten aufgestellt hat. Viele Leser stiften eigene Bücher und auch die Besucherzahlen in der Bibliothek sind gestiegen.
„Wir haben diese Bücherhäuschen eingerichtet, weil unsere Leser in den letzten Jahren wachsendes Interesse für Themen wie Natur, Umweltschutz, globale Öko-Probleme, gesunde Lebensführung und Bionahrung bekunden“, erklärt Julia Zinsowa. „Für uns war es wichtig, uns vor Ort ein Bild davon zu machen, wie unsere neue Initiative bei den Bergtouristen ankommt, zumal viele von ihnen zu unseren Abonnenten gehören. Da Naturfreunde in der Regel auch Kurzgeschichten und Poesie mögen, haben wir die Bücherhäuschen auch mit solcher Lektüre versorgt.“
In der Sofioter Stadtbibliothek werden viele seltene und kostbare Bücher aufbewahrt. Der Großteil davon, ca. 20.000 Exemplare, wurde gestiftet. Auch heute halten viele alte und wohlhabende Familien an dieser Tradition fest. Geschenkt werden aber nicht nur Bücher, sondern auch wertvolle Karten und Bilder. Unlängst hat man der Bibliothek die Bibel des namhaften bulgarischen Politikers und zweimaligen Ministerpräsidenten Konstantin Stoilow vermacht, die griffbereit auf seinem Nachtschrank im Robert College in Istanbul lag. Die Bibliothek besitzt ca. 12.000 Bücher und Manuskripte von ihm sowie seine Todesmaske. Vom Sofioter Vizebürgermeister Todor Tschobanow kamen viele Titel in deutscher Sprache. Die Ehefrau des bekannten Dramaturgen und Dichters Iwan Radoew hat einen Teil der Familienbibliothek gestiftet und der Dichter Kiril Christow hat der Bibliothek einst etliche original signierte Werke bulgarischer Autoren hinterlassen.
„Ein Teil unserer Fonds aus Kunstwerken und Gemälden wurde bereits digitalisiert und kann auf unserer Internetseite eingesehen werden“, ergänzt Julia Zinsowa. „Nun beteiligen wir uns zusammen mit den Bibliotheken in Plowdiw, Russe und Weliko Tarnowo an einem Großprojekt zur Digitalisierung der bulgarischen Periodika bis 1944. Wir geben auch die Online-Zeitschrift „Serdika“ heraus. Am 17. September, wenn unsere Hauptstadt Sofia ihren Festtag begeht, werden wir ein großes digitales Zentrum einweihen und zusammen mit dem Literaturinstitut der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften und dem Landesmuseum der Literatur das Projekt „Die bulgarische Literaturklassik – Wissen für alle“ präsentieren, das über ein EU-Programm läuft“, sagte Julia Zinsowa.
Im Rahmen dieses Projekts werden 13 bulgarische Literaturklassiker sowie bereits digitalisierte Kinderzeitschriften bis zum Jahr 1944 vorgestellt. Man arbeitet momentan an der Digitalisierung alter Druckwerke und wertvoller Ausgaben. Letzten Endes sollen alle Fonds der Bibliothek erfasst und digitalisiert werden.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: libsofia.bg
Wie sah Sofia in den 1970er Jahren aus? Diese Frage beantwortet die Fotoausstellung „Station Sofia '70 “ mit Archivaufnahmen des berühmten bulgarischen Fotografen Panajot Barnew. Die Ausstellung wird am 3. September in der Galerie „Dot Sofia“..
Nur wenige Jahre vor dem Fall der Berliner Mauer und dem damit einhergehenden euphorischen Gefühl von Freiheit traten auf den Bühnen des Kunstfestivals „Apollonia“ in Sosopol zum ersten Mal Musiker, Künstler, Schriftsteller und..
Eine Fotoausstellung, die der Persönlichkeit des großen bulgarischen Opernbasses von Weltrang Boris Christow gewidmet ist. Die Ausstellung wird von der Abteilung für Kultur, Archäologie und kulturelles Erbe der Stadtverwaltung von Plowdiw..
„Entweder man wird als Künstler geboren, oder man wird gar keiner“. Die Wahrheit dieser Worte der am 2. Dezember in New York geborenen..