„Antihypocrisyl“ heißt das Titelstück und darin sieht Karparov ein Medikament gegen Mittelmaß, Langweile und schlechte Laune. Diese musikalische „Pille“ wird das Publikum heute Abend schlucken. Wie bei etlichen Medikamenten in Bulgarien, sind auch hier die ausländischen „Ingredienzen“ durch einheimische ersetzt: den Kontranass wird Radoslav Slavchev spielen, während sich ans Klavier Vassil Spassov setzen wird.
„Die Leute, die meine Musik kennen, wissen, dass ich versuche, Jazz und bulgarische Folklore unter einen Hut zu bringen“, sagt Vladimir Karparov. „Ich mache es ganz intuitiv aus innerer Überzeugung heraus; es geschieht keinesfalls zum Selbstzweck. „Antihypocrisyl“ stellt also eine natürliche Fortsetzung von dem dar, was ich bisher gemacht habe. Die meisten Melodien in den neuen Stücken stammen von mir. Sie sind durch das Prisma des Jazz gebrochen und es kommen die verschiedensten Rhythmen zum Einsatz. Bei einigen Stücken habe ich speziell Gastmusiker geladen, auf die ich viel halte. Das sind Nedjalko Nedjalkow (Hirtenflöte), Stojan Jankulow (Perkussionsinstrumente) und Petar Raltschew (Akkordeon). Der Sänger Neno Iliew interpretiert wiederum auf wunderbare Weise das Volkslied „Lehr mich, Mutter“. Es ist ein Lied aus der bulgarischen Folkloreregion Mazedonien, das ich bearbeitet habe.“
Vladimir Karparov lebt und arbeitet bereits seit Jahrzehnten in Deutschland. Im Jahr 2002 ließ er sich in Berlin nieder, angezogen von der dortigen mannigfaltig blühenden und multikulturellen Jazz-Szene, und setzte sein Studium an der Berliner Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ fort. Die Teilnahme an diversen Festivals, zahlreiche Konzerte und Auszeichnungen in Europa, Asien und Lateinamerika vervollständigen das Bild dieses vielseitigen Musikers. Kooperationen mit Größen der amerikanischen, west- und osteuropäischen Jazz-Szene runden das Ganze weiter ab. Nach CD-Einspielungen verschiedener Projekte veröffentlichte Karparov in 2008 sein erstes selbständiges Album; es folgten weitere. Vor einigen Jahren gründete er ein Quartett auf seinen Namen. Es spielt vor allem Eigenkompositionen Karparovs, die eine ungewöhnlich gelungene Fusion von zeitgenössischem Jazz und der rhythmischen und melodischen Farbigkeit der vitalen Volksmusik Bulgariens sind. Karparov beweist sich als ein vielseitig inspirierter Musiker und talentierter Komponist, der Genregrenzen mit Leichtigkeit überspringt: Tango, türkisch-arabeske Klänge, Gypsy-Sounds fließen in seinem vielfältigen Klangkosmos ein. Und womit beschäftigt er sich gegenwärtig?
„Wir haben kürzlich ein Superprojekt im Konzert vorgestellt und zwar in einem Trio, an dem sich der Gitarrist Uwe Kropinski und die Cellistin Susanne Paul beteiligten“, sagt der Musiker. „Es ist sehr interessante Musik. Seit drei Jahren spielen wir zusammen; wir haben bereits eine CD produziert; die zweite ist in Arbeit. Ich würde gern ein Album mit dem unwahrscheinlichen Jazz-Pianisten Antoni Dontschew machen, mit dem ich ab und zu im Duo spiele. Mit dem österreichischen Bassisten Georg Breinschmid musizieren wir gemeinsam auch im Trio. Ferner spiele ich viel mit verschiedenen Balkan-Gruppen zusammen, die in Berlin ansässig sind. Zu Beginn dieses Jahres begann ich mit dem „BalkanSpiritEnsemble“; das ist ein neues Projekt, an dem sich Musiker verschiedener Nationalitäten beteiligen. Unter ihnen ist die bulgarischstämmige Sängerin Katya Tasheva, die eine unwahrscheinliche Stimme besitzt, in Bulgarien aber völlig unbekannt ist. Mit ihnen bereite ich eine CD vor, weil sich in der Zwischenzeit etliche von mir bearbeitete Lieder aus fast allen Balkanländern angehäuft haben. Die Idee besteht darin, diese wunderschönen Melodien auf moderne Weise vorzustellen. Mir geht ferner auch eine andere Idee im Kopf herum: ich will zusammen mit dem Vladimir Karparov Quartett, dem Hirtenflötenspieler Nedjalko Nedjalkow und dem populären Saxophonisten Chris Potter meine Musik vorstellen. Es soll so etwas wie „West gegen Ost“ sein. Meine Teilnahme als Interpret wird sich dabei in Grenzen halten. Ich werde aber mit Freude meinen Kollegen zuhören. Seit langem träume ich davon, dieses Projekt mit Konzerten und Aufnahmen umzusetzen. Beide Solisten haben mich Jahre lang inspiriert und ich will sie mittels meine Musik treffen. Ich hoffe sehr, dieses Projekt auch in Bulgarien vorstellen zu können.“
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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