Immer mehr gesundheitsbewusste Menschen entscheiden sich bewusst für Bio-Lebensmittel. Davon profitiert natürlich die ökologische Landwirtschaft. Hier kommen weder Pestizide, noch Antibiotika und Kunstdünger zum Einsatz. Pflanzen wachsen auf gesunden Böden, Tiere werden artgerecht gehalten. Darüber hinaus gelten für Bio-Produkte strenge Auflagen, deren Umsetzung regelmäßig kontrolliert wird. In Bulgarien wird seit 15 Jahren ökologische Landwirtschaft betrieben. Die ersten diesbezüglichen Vorschriften wurden 2001 erlassen. Heute gibt es bereits 6.000 lizensierte Bauernhöfe, Verarbeitungsbetriebe und Händler.
"Bisher wurden 118.000 Hektar Getreideflächen zertifiziert, aber auch Flächen mit Dauerkulturen wie beispielsweise Walnüsse, denn solche Kulturen werden am stärksten subventioniert und bedürfen eines nur relativ geringen Startkapitals", erklärt der Geschäftsführer der Biozelena-Stiftung Dr. Stoilko Apostolow. "Besonders der überwiegend exportorientierte Anbau von Erd- und Himbeeren kommt gut voran. Ein bulgarisches Unternehmen zählt zu den größten Produzenten von Gewächshausgemüse in Europa. Und bei uns wird sehr viel Biohonig produziert. Auch steigt die Zahl der zertifizierten Tiere. Vor zwei Jahren gab es in Bulgarien lediglich 18 Biofarmen. Heute steigt die Nachfrage nach Bio-Eiern, nach ökologischen Milcherzeugnissen und Biofleisch. Allerdings gibt es in Bulgarien noch kein Biofleisch aus heimischer Produktion."
Jeder Neuanfang ist schwer. Das gilt auch für die Biobauern. Dafür werden sie über das Programm zur Entwicklung des ländlichen Raums subventioniert.
"Die größten Probleme treten dann auf, wenn man beispielsweise nur wegen der Subventionen auf ökologische Landwirtschaft umstellt", meint Stoilko Apostolow. "Die meisten sind der Ansicht, dass man nur auf Kunstdünger und Pestizide verzichten braucht und schon ist man ein Biobauer. Danach kommt jedoch die große Enttäuschung, da in der Regel die Erträge drastisch sinken und sich gleichzeitig die Schädlinge mehren. Beim Anbau von Ölrosen sind beispielsweise die ersten beiden Jahre sehr kritisch. Daher empfehlen wir einen gut durchdachten Plan zur Umstellung von konventioneller auf ökologische Landwirtschaft, damit man weiß, was einen erwartet. In Schweden nähern sich die Erträge aus konventionellem und ökologischem Weizenanbau beispielsweise an. D.h., hohe Erträge aus ökologischem Anbau sind durchaus möglich."
Im Zuge der Nachrichtenflut über minderwertige und selbst toxische Lebensmittel fallen nicht wenige Menschen von einem Extrem ins andere und glauben an Verschwörungstheorien etc.
"Leider sind im Handel und in der Gastronomie beide Extreme zu beobachten", bedauert Stoilko Apostolow. "Nur wenige Erzeugnisse sind in der goldenen Mitte angesiedelt - entweder sind die Lebensmittel billig und minderwertig oder hochwertig und sehr teuer. Das spiegelt gewissermaßen auch unsere Gesellschaft wieder. Uns fehlt die Mittelschicht mit entsprechend mittleren Einkommen. Das zwingt die Hersteller und Händler, sich den Möglichkeiten der Bevölkerung anzupassen."
Auch die soliden Kontrollmaßnahmen zeigen Wirkung. Der Missbrauch mit dem Bioslogan ist drastisch zurückgegangen. Vor Jahren, erinnert sich Stoilko Apostolow, habe er es geschafft, in nur zwei Stunden über 50 Erzeugnisse mit irreführenden Etiketten zu kaufen.
"Für mich ist die Tafel der Zukunft mit Biolebensmitteln gedeckt", meint Stoilko Apostolow. "Zur Feier des Tages darf es durchaus auch mal Nichtbio-Gänseleber oder Wein sein. Das ist mit Sicherheit keine Wunschvorstellung, sondern wird in zwanzig Jahren Realität sein", verheißt der Geschäftsführer der Biozelena-Stiftung Dr. Stoilko Apostolow abschließend.
Übersetzung: Christine Christov
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