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Film über Joan Kukuzel – Premiere nach 50 Jahren

Kammerensemble „Joan Kukuzel“
Foto: Privatarchiv
Wenige Menschen wissen, wer Joan Kukuzel war. Er gilt als bedeutendster Komponist, Sänger und Reformator der orthodoxen Kirchenmusik des 13. und 14. Jahrhunderts. In den Chroniken wird er mit den Beinamen „Magister“, „das zwanzigste Wunder“, „zweite Quelle der griechischen Musik nach Johannes Damaszenus“ und als „der Engelstimmige“ bezeichnet. Er kam um das Jahr 1280 in einer bulgarischen Familie zur Welt, die in der damals westbulgarischen Stadt Dratsch (heuteDurrës in Albanien) lebte. Dank seiner „Engelstimme“ durfte er am Hof des Kaisers in Konstantinopel Musik studieren. Später wanderte er zum Athos, wo er sich bis zu seinem Tode im Jahre 1360 im Kloster des heiligen Athanasius als Kirchensänger betätigte. Kukuzel führte die Mehrstimmigkeit ein und vervollkommnete die damals gebräuchliche byzantinische Notenschrift. Er wird von der orthodoxen Kirche als Heiliger verehrt und gleichzeitig damit gilt er als Urahn der bulgarischen Komponisten, denn bis heute sind rund 90 Gesänge aus seiner Feder erhalten, die auch gern interpretiert werden, nicht nur von Kirchenchören, sondern selbst von Kinderchören, obwohl sie hohe Ansprüche an die Sänger stellen.

Jugendchor „Kinder des Orpheus“Vor 50 Jahren wurde in Bulgarien ein Dokumentarfilm über das Leben und Werk des heiligen Joan Kukuzel gedreht. Zur musikalischen Untermalung wurden mehr als zehn seiner herrlichen Kirchengesänge gewählt. Dem atheistischen Regime des damals unter kommunistischer Herrschaft stehenden Bulgarien missfiel das und der Film „Der Engelstimmige“ wurde zur Überarbeitung an die Autoren zurückgeschickt. Die Musik solle auf ein Minimum gekürzt werden, denn es sei unzulässig, Kirchenmusik außerhalb der Kirchen erklingen zu lassen, was reine religiöse Propaganda sei. Die Aufnahmen hatte Tanja Doganowa-Christowa besorgt, die den Männerchor auf den Namen des Joan Kukuzel gegründet hatte und lange Jahre leitete. Sie und die Filmemacher wehrten sich und beließen die Musik, was dazu führte, dass der Film in Bulgarien verboten wurde. Dafür stieß er im Ausland auf großes Interesse.

Einzig der Chorleiterin ist es beschieden, die heutige Premiere des Films in Bulgarien, 50 Jahre nach seinem Entstehen mitzuerleben. Sie bezeichnet dieses Ereignis als ein „verspätetes, aber wahres Treffen“. Neben der Filmvorführung geben verschiedene Chöre ein Konzert (natürlich mit Gesängen von Joan Kukuzel), darunter die Gruppe für alte Musik an der Sofioter Universität und der Jugendchor „Kinder des Orpheus“. Tanja Doganowa-Christowa (auf dem Foto rechts) freut sich, dass dieser bedeutende bulgarische Kirchenmusiker und seine Werke wieder in Erinnerung gebracht werden. „Wir sollten stolz auf die bulgarische Herkunft von Joan Kukuzel sein, der der Welt derart vollendet schöne Kirchengesänge hinterlassen hat“, meinte die betagte Chordirigentin.

Übersetzung: Wladimir Wladimirow



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