Der „Wanderchor“ (Französisch „Le Chœur Voyageur“) wurde in der französischen Stadt Bordeaux von Studenten der Ethno- und Musikwissenschaften gegründet. Sie stellten sich die Aufgabe, monatlich mindestens zwei Konzerte in jenen südfranzösischen Ortschaften zu geben, deren Bewohner kaum die Möglichkeit haben, mit Chorkunst in Berührung zu kommen. Jährlich wird auch eine Auslandstournee durchgeführt, bei der sich die Chormitglieder mit der jeweiligen Musik und Kultur vertraut machen und andere Studenten und Kollegen treffen. Daher nennt sich dieser Chor schlicht „Wanderchor“. Jüngst traf er zu einem Besuch in Bulgarien ein, zumal ihn eine enge Freundschaft mit zwei bulgarischen Chören verbindet – mit dem Akademischen Volkschor der Kunstakademie in Plowdiw und mit dem Laienchor „Christina Morphowa“ in Sofia.
Der Chor „Christina Morphowa“ blickt bereits auf eine 80jährige Geschichte zurück. Seine jetzige Dirigentin, Tanja Niklewa, erzählte uns über die Beziehungen zu dem französischen „Wanderchor“ folgendes:
„Es ist für uns eine Herausforderung, aber auch eine hohe Ehre, ein gemeinsames Konzert mit dem Universitätschor aus Frankreich zu geben“, erzählt die Dirigentin. „Dieser französische Chor ist sehr gut; die Chormitglieder sind professionell geschult und das Repertoire ist interessant und schwierig zugleich. Wir unsererseits haben ins Programm Werke zeitgenössischer bulgarischer und ausländischer Komponisten einbezogen, wie auch orthodoxe Kirchengesänge und natürlich Stücke, die speziell für unseren Chor geschrieben worden sind.“
Dirigent des französischen „Wanderchores“ ist Alexis Duffaure. Er erzählte uns mehr über die Geschichte des Chores und seine Kollegen:
„Unser Chor wurde 2004 gegründet und hat neben den Konzerten in Frankreich auch Konzertveranstaltungen in Portugal, Spanien, Deutschland, Italien, Marokko und Großbritannien gegeben“, erzählt der Dirigent. „Einige der Chormitglieder studieren am Konservatorium von Bordeaux; unter ihnen sind aber auch Musiklehrer, wie auch Schüler. Der Chor vereint Menschen verschiedenster Interessen. Alle Chormitglieder sind im Alter zwischen 18 und 30 Jahren – diese Bedingung ist bindend und es werden keine Ausnahmen gemacht. Was unser Repertoire anbelangt, interpretieren wir Lieder verschiedenster Epochen, angefangen bei der Renaissance bis heute. Es sind weltliche, wie auch religiöse Werke sowie Volkslieder einiger Völker Europas, Afrikas, Nord- und Südamerikas.“
Eine der Choristinnen ist Layla Serano. Sie ist mit für die Reise nach Bulgarien verantwortlich. Vor einiger Zeit hat sie ein Lied des Chores „Das Mysterium der bulgarischen Stimmen“ gehört und verliebte sich sogleich in diese Musik. Daraufhin hat sie sich näher mit der bulgarischen Volksmusik beschäftigt. Ihr gefallen auch andere Chöre und Folkloregruppen Bulgariens, darunter „Oratnitza“ und die „Kosmischen Stimmen“. Auf ihren Vorschlag hin, studierte der „Wanderchor“ einige bulgarische Volkslieder ein.
„Die meisten von uns – unser Chor besteht aus 37 Sängerinnen und Sängern, wissen kaum etwas über Bulgarien und seine Kultur“, erzählt Karen Koulakian, die ebenfalls im „Wanderchor“ singt. „Und so ist es für uns alle sehr interessant, in ihr Land zu reisen und die bulgarische Musik vor Ort zu hören. Wir besuchen Plowdiw, wie auch Sofia, wo wir mit unseren befreundeten Chören jeweils ein Konzert geben werden. Wir wollen nicht nur unser Können zeigen, sondern uns aus nächster Nähe mit den hiesigen Musiktraditionen vertraut machen und Musik austauschen.“
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
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