Jedes Jahr warten die Bulgaren mit Ungeduld auf das sogenannte „Grünzeug“, sprich das erste Gemüse im Jahr. Darunter sind Brennnesseln, Gartenampfer und Gartenmelde, die überaus gesund sind. Im Volksmund heißt es: „Wenn der Kuckuck ruft und die Brennnesseln sprießen ist der Frühling da“. Über die Brennnesseln geht es übrigens in etlichen bulgarischen Sprichwörtern und verschiedenen Vorstellungen unserer Vorfahren. Auch spielten sie einst eine Bedeutung in einigen Zauberpraktiken. Anscheinend hat man bereits früh ihre Heileigenschaften entdeckt. Bis heute zieht man mit Brennnesseln gegen verschiedene Krankheiten ins Feld.
Laut alter Tradition isst man in Bulgarien zum Georgstag zum ersten Mal im Jahr Brennnesseln. In etlichen Ritualen zu diesem Fest spielen sie übrigens eine Rolle. Sie gelten als ein Symbol der Gesundheit und man steckt sie gern in die Georgskränze und –Sträußchen. In der Nacht zum Georgstag war es früher Brauch, dass die Frauen das Schaf melkten, das als erstes im Jahr Nachwuchs bekommen hatte. Der Melk-Bottich war mit Frühlingsblumen und Brennnesseln geschmückt, die man mit einem roten Wollfaden angebunden hatte. Wieder mit einem roten Wollfaden band man einen Kranz zusammen, der aus Wald-Storchschnabel, Brombeerenlaub und Weißdorn bestand und den man dem Opferlamm zum Georgstag aufs Haupt setzte. Ein solches Gebinde brachte man auch über der Stalltür an. Zum Georgstag wurden auch die Brunnen entsprechend geschmückt; in die Wasserkessel legte man jedoch einen Brennnessel-Stängel. Das sollte Gesundheit bringen. In einigen Regionen Bulgariens war es auch Brauch, dass am frühen Morgen dieses Tages die älteste Frau in der Familie den Kindern mit Brennnesseln über die Beine strich, während sie sich noch in den Betten aalten. Man glaubte, dass das ihnen im Jahr über Gesundheit bescheren werde.
Kränze aus Brennnesseln, Wald-Storchschnabel und Weißdorn wurden früher häufig über die Eingangstür gehängt. Man glaubte, dass das dem Unglück den Zutritt verwehren würde. Den Brennnesseln wurde nachgesagt, dass sie böse Geister vertreiben können. Bei verschiedenen Ritualen, bei denen böser Zauber gebrochen und verschiedene Beschwörungsformen aufgesagt wurden, gehörten Brennnesseln unabdingbar dazu. Mädchen, die sich für die Untreue ihres Geliebten rächen wollten, banden ein Brennnesselsträußchen, das sie ihm dann bei Gelegenheit überreichten. Hinter dem Symbolcharakter dieser Geste verbarg sich auch ein wenig Zauber: so wie das Herz des Mädchens vor Kummer verbrannt war, so sollte nun auch das Herz des Burschen verbrennen.
Früher verstand man es, aus Brennnesselfasern Garne zu spinnen und Stoffe zu weben. Auch wurden die Brennnesseln als natürlicher grüner Farbstoff verwendet – er diente zum Färben der Ostereier, wie auch verschiedener Textilien. Unsere Vorfahren trockneten Unmengen an Brennnesseln, die so für den Winter aufgehoben wurden. Besonders an Fastentagen, galt eine Brennnesselsuppe als eine willkommene Abwechslung. Brennnesseln eigneten sich aber auch hervorragend als Fleischbeilage. Man verwendete sie jedoch nicht nur als Speise, sondern auch zu Heilzwecken.
In der bulgarischen Volksmedizin fertigt man aus den verschiedenen Teilen der Brennnesseln spezielle Sude an. Die Blätter und Stiele wurden im Frühling gepflückt, während die Wurzeln erst nach der Blüte im Herbst gesammelt wurden. Auch unverarbeitet helfen die Brennnesseln. Besonders bei Lähmungen, Rheuma und ähnlichen Erkrankungen schwört man auf die heilende Wirkung der frischen Nesseln, mit denen man die kranken Glieder traktiert. Die Kräuterheiler meinen, dass die grüne Farbe der Speise, Depressionszustände lindert. Der Brennnesselsud würde hingegen die Tätigkeit des Herzens fördern und allgemein den Kreislauf beleben, ferner Blutstillend wirken und auch bei Diabetes und Übergewicht helfen. Brennnesseln seien auch das beste Mittel gegen die Frühjahrsmüdigkeit.
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
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