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Musik von Dimtar Nenow in Großbritannien verlegt

Foto: ivo-varbanov.com

Vor wenigen Tagen kam in Großbritannien ein Album mit Werken von Dimitar Nenow heraus. Es sind Kompositionen für Klavier und Orchester, gespielt von Ivo Varbanow und dem Royal Scottish National Orchestra unter der Leitung von Emil Tabakow. Die CD erfuhr auch eine bulgarische Premiere im Rahmen der Sofioter Musikwochen.

Ivo Varbanow ist ein bulgarischer Pianist, der bereits seit Jahren in Großbritannien lebt und arbeitet. Die Werke, die er für das Nenow-Album ausgewählt hat – das Klavierkonzert und die Ballade Nr.2, wollte er schon seit langem aufnehmen. Erst jetzt konnte er aber seine Pläne verwirklichen, denn aus gesundheitlichen Gründen tritt er erst seit 2013 wieder öffentlich auf. Seitdem arbeitet er am Nenow-Album; die Aufnahmen ihrerseits erfolgten im Januar 2016. Es folgten Unstimmigkeiten mit dem Musikverlag und schließlich übernahm Hyperion Records das Projekt.

Es klingt unwahrscheinlich, aber es gibt selbst in unserer Zeit noch Komponisten, die verkannt sind und deren Werk unzureichend gewürdigt wird. Dimitar Nenow kann leider dazugezählt werden. Er lebte von 1901 bis 1953. Schon zu Lebzeiten wurde er von der heimischen Musikkritik aufs Korn genommen – man bezeichnete seine Musik als „unbulgarisch“ und „epigonenhaft“. 1920 begann er in Dresden, nicht Musik, sondern Architektur zu studieren. Nenow war eine vielseitige Person und er interessierte sich nicht minder auch für Philosophie, Literatur, Kunstgeschichte, Mathematik und Physik. Trotz dieser Interessenvielfalt lag ihm die Musik besonders am Herzen und er nahm regelmäßig Unterricht in Klavierspiel und Komposition. Die langen Jahre der Auslandsaufenthalte von Dimitar Nenow und die unweigerliche Berührung mit fremden Kompositionsschulen und Musiktraditionen, gingen nicht spurlos an seinem Werk vorbei. Seinen bedeutendsten Musikschöpfungen ist ein spezifischer Stil eigen, der in Bulgarien seines Gleichen sucht. Daher blieb er von seinen Zeitgenossen in seiner Heimat unverstanden. Seine Werke schienen, als atmeten sie einen fremden Geist – und das verzieh ihm die heimische Musikkritik nicht. Stets für Neuerungen offen, engagierte sich Dimitar Nenow in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit Rundfunkmusik. Er wurde zum ersten Redakteur der Musikredaktion von Radio Sofia. Auf sein Betreiben hin wurde ein Rundfunkkammerorchester eingerichtet, aus dem später das Symphonieorchester unseres Hauses hervorging.

Zurück zum neuesten Album, das in Großbritannien herausgegeben wurde. Der Pianist Ivo Varbanow teilte uns über die ersten Reaktionen folgendes mit:

Es sind bereits erste Kritiken erschienen, die sich recht vorsichtig äußern, ganz einfach, weil es an Interpretationen zum Vergleich mangelt. Die Artikel wenden sich eher dem Leben und Werk des Komponisten Dimitar Nenow zu, als den Interpretationen. Das BBC Musikmagazin bewertete die Aufnahmen mit 5 Sternen von 5 möglichen und die Qualität des Albums mit 4 Sternen. Ich bin mit dieser Einschätzung zufrieden, vor allem aber bin ich froh darüber, dass wir einen ersten großen Schritt zur Popularisierung seiner Musik getan haben.

Ivo Varbanow ist übrigens nicht minder ein vielseitiger Mensch, wie es Dimitar Nenow war. Er besitzt Weinberge in seiner Heimat und stellt Wein her. „Das ist etwas anderes und doch steht es der Musik nahe“, sagte er uns. „Wie Schostakowitsch einst sagte: Jeder, der sich beruflich mit etwas ernstem befasst, muss auch ein ernstes Hobby haben.“ Varbanow reicht das aber nicht und er unterhält zusammen mit seiner Frau ein Tonstudio, das bereits Dutzende Aufnahmen realisiert und auch verbreitet hat.

Deutsche Fassung: Wladimir Wladimirow



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