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Der Komponist Gheorghi Arnaoudov und sein „aufbauender Pessimismus“

Foto: arnaoudov.net

In diesem Jahr begeht der bulgarische Komponist Gheorghi Arnaoudov seinen 60. Geburtstag. Ihm zu Ehren wurden gleich mehrere musikalische Veranstaltungen gewidmet: im April fand in Sofia der Wettbewerb für Laienpianisten „Viva Piano“ statt und im Oktober wird das Internationale Festival für zeitgenössische Klaviermusik „ppIANISSIMO“ sein „Concerto ppianissimo“ für zwei Klaviere und Orchester uraufführen. Im Rahmen der Sofioter Musikwochen wiederum erklangen und erklingen mehrere seiner Kompositionen. Heute wird im Studio 1 des Bulgarischen Nationalen Rundfunks ein Konzert gegeben, das ausschließlich Werke von Gheorghi Arnaoudov dem Publikum bieten wird. Der Komponist teilte uns einige Einzelheiten mit:

Bereits Ende Mai wurden auf dem angesehenen Musikfestival (Sofioter Musikwochen) Werke von mir vorgestellt, darunter das Konzert für zwei Celli, das seine Uraufführung erlebte. Es wurde von zwei bulgarischen Cellistinnen gespielt, die in Wien leben und arbeiten: Lilia Schulz-Bayrova und Lilyana Kehayova. Es dirigierte Christian Walterssohn Schulz, der nicht nur ein Dirigent ist, sondern auch als Cellist bei den Wiener Symphonikern arbeitet. Dieses Werk schrieb ich im Auftrag der beiden Cellistinnen. Es war ehrlich gesagt ein wenig gewagt von mir, denn ich begann erst um den 4. März daran zu komponieren und bereits Anfang Mai sandte ich ihnen die Noten zu... Auch andere meiner Werke wurden in verschiedene Konzertprogramme aufgenommen; das Hauptkonzert ist jedoch am 21. Juni. Unter den Interpreten sind Galina Kojtschewa (Violine), Konstantin Ewtimow (Cello) und Daniela Dikowa (Klavier). Sie bilden das Ardenza-Trio. Zu ihnen wird sich die junge Sopranistin Mila Michowa, wie auch Solisten des Symphonieorchesters des Bulgarischen Nationalen Rundfunks gesellen: Philipp Philippow (Violine) und Stefania Jankowa (Viola). Ich denke, dass es ein interessantes Konzert werden wird. Ins Programm wurden einerseits Werke aufgenommen, die ich in den letzten 5-6 Jahren geschrieben habe – zwei Vokalzyklen, wie auch ein Trio, das ich für das Neujahrsmusikfestival komponiert hatte. Es nennt sich „Katalog für Vorrichtungen, Winde und Empfindungen“. Es wird ferner das Werk „Tore des Traums“ zu hören sein; es handelt sich um drei stille und gedämpfte Poeme für Streichquartett und Klavier. Andererseits wird auf dem Konzert eine CD vorgestellt werden, die auf Vorschlag des Rundfunks produziert wurde. Sie enthält Studioaufnahmen, die im BNR entstanden sind. Das Album heißt „Flow and Stay” und wird in lediglich 60 Exemplaren aufgelegt. All das sind für einen Komponisten recht angenehme Ereignisse, insbesondere, wenn man sich die derzeitige Lage vor Augen führt, bei der Musik und Kultur ins Hintertreffen geraten sind.

Nicht jeder zeitgenössische Komponist hat das Glück, so viele Konzertprogramme zu verfolgen, in die Stücke von ihm aufgenommen wurden. Werke von Gheorghi Arnaoudov waren in diesem Jahr übrigens auch in China, Deutschland und anderen Ländern zu hören.

Es scheint, als ob wir das normale „Funktionieren“ eines Tondichters vergessen bzw. gebremst haben“, meint der Komponist. „Es ist ganz natürlich, wenn ein Komponist Musik schreibt und diese auch gespielt wird. Er muss in dieser Richtung aktiv werden. Ich meinerseits denke nicht, dass das etwas Außergewöhnliches ist. Ich würde es gern sehen, wenn man bei uns endlich anfangen würde, nicht nur „Einzigartiges“ zu produzieren. Nichts ist außergewöhnlich dran, wenn man täglich seine Arbeit tut. In Bulgarien, wie auch anderswo in der Welt kann man sich als Komponist betätigen und man sollte aufhören, diese Tätigkeit in den Himmel zu heben. Ich erinnere mich an ein interessantes Gespräch vor vielen Jahren. Im Komponistenverband wandte sich an uns, damals junge Komponisten, Prof. Dimitar Christow. Er sagte zu uns, dass wir uns zwei Dinge hinter die Ohren schreiben müssen: erstens sind wir nichts Einzigartiges und das, was wir tun, kann auch jemand anderer machen. Und zweitens: Musik wird es auch ohne uns geben. Er gemahnte uns, mit der nötigen Verantwortung an die Arbeit zu gehen und immer daran zu denken, dass es auch andere Menschen gibt, die das machen können, was wir machen. Wir sollten nicht im Himmel schweben und nicht in „Hybris“, d.h. Überheblichkeit verfallen. Das ist vernichtend! Mit anderen Worten ausgedrückt: wir sollten auf den Boden bleiben. Auch wird vom Künstler viel Kraft und Intelligenz abverlangt, den passenden Augenblick zu wählen, um von der Bühne zu treten. Wir müssen dem Schicksal dankbar sein, wenn es uns ab und zu einige Schläge versetzt. Man sollte das Leben etwas lichter sehen. Und das sage ich, Gheorghi Arnaoudov, mich auf meinen „aufbauenden Pessimismus“ stützend.

Übersetzung: Wladimir Wladimirow



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