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Guerguan Tsenov: Publikum in den USA interessiert sich für zeitgenössische bulgarische Musik

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Die Freunde bulgarischer Symphoniemusik werden heute voll auf ihre Kosten kommen – im renommierten hauptstädtischen „Bulgaria-Saal“ dirigiert Guerguan Tsenov die Sofioter Philharmonie; auf dem Programm stehen ausschließlich Werke bulgarischer Komponisten.

Tsenov lebt und arbeitet bereits seit fast zwei Jahrzehnten in den USA. Aufsehen erregte er in seiner Heimat mit seinem diesjährigen Konzert mit dem Neuen Symphonieorchester, das zum ersten Mal die 6. Symphonie von Wassil Kasandschiew, der zur musikalischen Avantgarde Bulgariens gehört, spielte. Nach diesem Erfolg wurde der Dirigent eingeladen, mit der Sofioter Philharmonie ein Konzert mit Werken ausschließlich bulgarischer Komponisten zu gestalten.

Guerguan Tsenov wurde in der nordwestbulgarischen Stadt Montana geboren, wuchs jedoch in Pasardschik in Südwestbulgarien auf, wo er ersten Musikunterricht erhielt.

Mein musikalischer Werdegang ist konventionell, wie ihn die meisten Berufsmusiker in Bulgarien durchlaufen“, sagt bescheiden Guerguan Tsenov. „Ich besuchte die Kunstschule in Pasardschik, setzte dann meine Ausbildung in der Nationalen Schule für Musik und Tanzkunst in Plowdiw fort, später studierte ich an der Musikakademie in Sofia die Fachrichtungen Klavier und Orchesterleitung. 1999 nahm man mich an der Juilliard School in New York auf, die zu den angesehensten Musikinstituten in den USA gehört. Seitdem befasse ich mich ausschließlich mit Dirigieren, auch wenn ich versuche, das Klavier nicht zu vernachlässigen. Einen Großteil meiner Kraft widme ich dem Kammerensemble „Tsenov“ (Tsenov Chamber Ensemble), das ich in New York gegründet habe. Mit ihm popularisiere ich Werke bulgarischer Komponisten, die wir in angesehenen Sälen spielen. In diesem Jahr lud man uns zum New York Piano Festival ein. Ich muss sagen, dass die bulgarische Musik beim Publikum sehr gut ankommt.“

Kammerensemble „Tsenov“

Für Guerguan Tsenov besitzt das heutige Konzert eine besondere Bedeutung:

Zu meiner Freude hat mir der Musikdirektor der Sofioter Philharmonie, Najden Todorow, bei der Programmwahl absolute Freiheit gelassen. Er stellte nur eine Bedingung: es sollten Kompositionen bulgarischer Tonkünstler sein. Meine Wahl fiel auf „Illuminationen“ von Wassil Kasandschiew. Von den drei Werken, die ins Programm aufgenommen wurden, kannte ich dieses am besten. In den 90er Jahren lernte ich Komposition bei Iwan Spassow, von dem ich seine „Totenlieder“ (eines meiner Lieblingswerke) dem Publikum vorstellen werde. Als Solistin konnte ich die Sängerin Zwetana Bandalowska gewinnen. Das aus philosophischer Sicht wohl komplizierteste Werk ist die 6. Symphonie von Konstantin Iliew. Ich musste mit Überraschung feststellen, dass über bulgarische Komponisten nur sehr wenig geschrieben worden ist. Über Konstantin Iliew habe ich meist nur aus Gesprächen mit seinen Zeitgenossen und Kollegen etwas erfahren können. Dabei erfreuen sich die sogenannten musikalischen Avantgardisten Bulgariens vor allem im Ausland eines hohen Ansehens.

Guerguan Tsenov und Prof. Wassil Kasandschiew

Guerguan Tsenov beschäftigt sich in New York auch mit einer ausgedehnten Pädagogentätigkeit – er unterrichtet an drei Musikschulen Klavier. Das Ausbildungssystem in den USA sei ein ganz anderes – viele Schüler und Studenten befassen sich mit Musik, ohne Pläne für eine musikalische Laufbahn zu machen.

Ich stehe jedem Ausbildungsprogramm skeptisch gegenüber, das massenweise Talente schmiedet“, kommentiert Guerguan Tsenov. „Ich versuche das meinen Schülern zu geben, was mir meine Lehrer vermittelt haben. Einige von ihnen unterstützen und inspirieren mich weiterhin. Ein aktuelles Beispiel, das mit meinem Konzert in Verbindung steht: Vor einiger Zeit schrieb ich meinem ehemaligen Lehrer Andrej Andreew, dass ich vor der Premiere der 6. Symphonie von Kasandschiew stehe. Er freute sich darüber und meinte beiläufig: „Warum spielst du nicht auch die 6. Symphonie von Konstantin Iliew?“ Und nun habe ich die Gelegenheit dazu. Ich will mit dieser Interpretation nicht nur meine Dankbarkeit gegenüber Andrej Andreew zum Ausdruck bringen, sondern auch gegenüber allen meinen Lehrern.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow

Fotos: Privatarchiv



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