Im Januar 2018 wird ein emblematischer Ort in der bulgarischen Metropole von Grund auf umgestaltet. Auf dem Platz, auf dem einst das Georgi-Dimitrow-Mausoleum stand, wird die weltweit größte Gebäude-Skulptur errichtet, deren Autor ein Bulgare ist. Anlass für die Installation ist die anstehende bulgarische EU-Ratspräsidentschaft 2018. Die Konstruktion „The Bronze House“ (Das Haus aus Bronze) wird sich bis Ende 2018 auf dem Alexander-Battenberg-Platz in Sofia erheben. Sie besteht aus über 1.000 von Hand gegossenen Bronze-Elementen.
Der Künstler Plamen Dejanoff arbeitet seit über zwölf Jahren an dieser Anlage. Der in Weliko Tarnowo geborene Bildhauer war bereits als Kind von der örtlichen Architektur ganz verzaubert. Später kam ihm die Reisebeschreibung von Le Corbusier „Reise nach dem Orient“ in die Hände. Bei seinem Besuch in Bulgarien war der schweizerisch-französische Architekt, Stadtplaner und Designer Charles-Édouard Jeanneret Le Corbusier ganz entzückt von den Häusern in Weliko Tarnowo, von ihrem unikalen Konstruktionsgefüge und dem großen Können der Handwerksmeister. Jahrelang hat Plamen Dejanoff die Werke von Le Corbusier gesammelt und studiert. Über die Entstehung von „The Bronze House“ sagte er:
„Das ist nicht das einzige Projekt, an dem ich in den letzten zwölf Jahren gearbeitet habe. Warum ich Bronze dafür gewählt habe? Für mich ist das ein sehr interessantes Material – klassisch und ewig zugleich. Es wird heutzutage hauptsächlich von Bildhauern verwendet, nicht aber von Architekten. Dieser Widerspruch sagt mir zu. Ich war stets von der Ewigkeit dieses edlen Materials angetan. Und ich freue mich, dass es mir gelungen ist, eine derart riesige Skulptur aus Bronze anzufertigen. Anfangs wollten mir Ingenieure und Architekten diese Idee ausreden. Sie meinten, die Errichtung einer räumlichen Anlage aus diesem Material sei unmöglich. Nach langen Experimenten mit über 100 Bronzelegierungen haben wir dann die richtige gefunden, welche solche Ausmaße möglich macht“, erklärt der Künstler.
Die Entwicklung seines Projekts durchlief unterschiedliche Phasen. Anfangs war es nur mit der Architektur in Bulgarien und speziell in Arbanassi, Weliko Tarnowo und Trjawna verbunden. Später begann der Bildhauer, die Verbindung unterschiedlicher Stoffe, die Kombination mit Holz, Stein und Glas zu erforschen. „Die Umsetzung des Projekts in Bulgarien wurde dank der der Österreichischen Botschaft, der Sofioter Stadtgemeinde, des Sofioter Chefarchitekten Sdrawko Sdrawkow und der Sofioter Oberbürgermeisterin Jordanka Fandakowa möglich“, erklärt Plamen Dejanoff, der seit Jahren in Österreich lebt.
Auf seiner Reise nach Bulgarien hatte „The Bronze House“ Zwischenstopps in etlichen Museen. Teile der Installation wurden in 120 Ausstellungen in Italien, Deutschland, den USA, China u.a. gezeigt.
„The Bronze House“ ist an sich ein Kunstwerk und kein Denkmal, das mit bestimmten Persönlichkeiten oder Geschehnissen verbunden ist“, erläutert Plamen Dejanoff. „Viele Leute assoziieren diesen Ort mit dem Mausoleum von Georgi Dimitrow, doch er war auch vorher da. Das ist meiner Ansicht nach eine gute Art, die Bedeutung zu überdenken, die diesem Ort beigemessen wird. Oft höre ich von Vertretern der Kunst und Architektur der Gegenwart, dass sie nach Bulgarien reisen wollen, sobald die fertige Installation steht, um sie sich vor Ort anzusehen. Viel gespannter bin ich aber, wie die Sofioter auf die Skulptur reagieren, wie man sie in diesem einen Jahr nutzen wird. Dort können unterschiedliche Events organisiert werden, beispielsweise Konzerte, Ausstellungen etc. Die Skulptur macht das möglich, weil es sich dabei um einen freien Raum handelt. Vielleicht wird sie in Sofia eine neue Anwendung finden. In Deutschland wurde sie zum Beispiel als Unterrichtszimmer genutzt. Ich werde sehr glücklich sein, falls das Werk Beifall findet. Wie man es exakt nutzen wird, das wird später noch geklärt“, sagte Plamen Dejanoff.
Parallel zum „The Bronze House“ arbeitet er seit acht Jahren auch an einem weiteren Projekt. Sein Ziel ist es, Architekturdenkmäler in Bulgarien, vor allem Gebäude aus dem 15.-16. Jahrhundert, vor der Vernichtung und dem Zerfall zu retten. Denn es handelt sich dabei um extrem seltene und kostbare Bauwerke. Sie befinden sich vor allem in Arbanassi und Melnik. „Mein Hauptanliegen ist es derzeit, dass sie unter Anwendung der gleichen Materialien und Technologien restauriert werden wie zu Zeiten ihrer Entstehung. Ich würde mich riesig freuen, falls sie dann als Architekturdenkmäler für Besucher geöffnet werden“, meinte abschließend der Bildhauer Plamen Dejanoff.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: Foundation Plamen Dejanoff Sofia/CMS Sofia
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