Wenn die Rede von modernem Ballett und experimenteller Choreographie ist, denken die Freunde der Ballettkunst in Bulgarien als allererstes an die Truppe "Arabesque“. In den 50 Jahren ihres Bestehens hat sie sich als eine Formation von Weltrang etabliert. Sie hat vielen Tänzerinnen und Tänzern dazu verholfen, universelle Künstler zu werden. „Dem Ballett "Arabesque" liegt die Idee der „offenen Bühne“ zugrunde und das bereits seit 20 Jahren“, erzählte uns Borjana Setschanowa, künstlerische Leiterin und Intendantin der Truppe. Über die jüngsten interessanten Ereignisse in Verbindung mit "Arabesque" teilte sie uns Folgendes mit:
„Bereits im November war die Premiere der Inszenierung "Stadtlärm – Black Box" unserer Lieblingschoreographen Assen Nakow und Philipp Milanow. Daran haben sich auch einig unserer Studenten und Schüler beteiligt. Daraufhin haben wir unsere Inszenierungen vorgestellt, die auf dem Wettbewerb "Margarita Arnaudowa" ausgezeichnet wurden. Dieser Wettbewerb wurde 1995 von Kalina Bogoewa gegründet und gehört zu den schwierigsten Ausscheiden dieser Art bei uns, weil den Inszenierungen bulgarische Musik zugrunde gelegt werden muss. Seit einigen Jahren ist der Wettbewerb international und ich bin sehr glücklich, dass sich nun auch ausländische Choreographen mit bulgarischer Musik auseinandersetzen.“
Im Dezember stand beim Ballett "Arabesque" wieder die Klassik auf dem Programm. Anlässlich der Weihnachtsfeiertage gab es vor allem etwas für die Jüngeren zu sehen – spezielle Inszenierungen für Kinder von "Schwanensee", "Aschenputtel" und dem "Nussknacker". Für den Januar ist eine Ausstellung in der hauptstädtischen Galerie "Sredetz" geplant, in der anhand von Fotos die Geschichte der Balletttruppe vorgestellt werden soll. Auch wird der Bildband "50 Augenblicke von Arabesque" der langjährigen Choreographin der Truppe Mila Iskrenowa seine Präsentation erleben.
„Nicht zufällig sollte gerade sie die Texte zu den Aufnahmen schreiben. Mila ist nämlich nicht nur eine Choreographin, sondern auch eine begnadete Essayistin“, versicherte Borjana Setschanowa.
Wir fragten sie, wie es die Balletttruppe geschafft hat, in all den Jahren den Herausforderungen zu trotzen.
„Schwierig“, meinte sie lakonisch und setzt fort: „Man muss stets davon überzeugt sein, dass man für das, was man macht, berufen ist. Und das ist kennzeichnend für "Arabesque". Die Truppe ist auf Innovationen aus und stets einige Schritte voraus. Dank der ausländischen Choreographen, die wir einladen, können unsere Tänzerinnen und Tänzer die neuesten Tendenzen im Ballett nachvollziehen. Unsere Inszenierungen sind zumeist auf der Grundlage bulgarischer Musik gemacht, die speziell für Ballettaufführungen geschrieben ist. Trotz aller Schwierigkeiten lassen wir uns von unserem Weg nicht abbringen, den wir mit Enthusiasmus und Können fortsetzen. Seit 2010 gehören wir dem "Staatlichen Musik- und Ballettzentrum" des Musiktheaters "Stefan Makedonski" an. Das bereitet uns manchmal rein administrative Probleme, dafür steht uns ständig eine Bühne zur Verfügung. Ich bin glücklich darüber, dass unserer Truppe gegenüber nicht nur Ballettkünstler Interesse bekunden. Es kommen auch unwahrscheinliche Schauspieler, die das Programm "Tanztheater" der Akademie für Theater und Filmkunst absolvieren.“
Einige Theaterfreunde meinen, dass das zeitgenössische Ballett den Menschen diese Kunst leichter verständlich macht. Andere wiederum schwören auf das klassische Ballett.
„Das Problem der Tanzkunst ist in ihrer Abstraktheit verankert“, meint dazu Borjana Setschanowa. „In dieser Beziehung gleicht sie der Musik. Viele Menschen meiden die klassische Musik, weil sie ihnen befremdlich anmutet. Die Tanzkunst hängt nicht immer mit einer konkreten Botschaft zusammen; man muss sie emotional auf sich einwirken lassen. Sie berührt die Glückswahrnehmung. Der Mensch tanzt bekanntlich „aus Freude“. Allen, die sich davor fürchten, diese Kunst kennenzulernen, möchte ich ans Herzt legen: habt keine Angst, weil ihr mittels des Tanzes eure Gefühle zeigen und teilen könnt!“
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: BGNES
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