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"Die Musik der Niederlande" und der Dornröschen-Effekt

Angela Tosheva stellt Komponisten und Werke aus dem Programm „Die Musik der Niederlanden“ vor

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Foto: Archiv

Die Reihe „Die Musik Europas“, die der bulgarischen EU-Ratspräsidentschaft gewidmet ist, wird am 7. Mai mit einem Konzert fortgesetzt werden, auf dem Werke von fünf niederländischen Komponisten erklingen werden. Die Auswahl traf die Pianistin Angela Tosheva, die das Programm „Klangzauber“ nennt. Die Interpretin hat vielseitige Interessen, liebt jedoch insbesondere die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts. Angela Tosheva hat bereits während ihrer Ausbildung an der nationalen Musikschule „Ljubomir Pipkow“ und der Nationalen Musikakademie „Pantscho Wladigerow“ auf nationalen und internationalen Wettbewerben angesehene Preise errungen. Mittlerweile unterrichtet sie selbst und befasst sich mit Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Kammermusik. Seit 2003 ist sie endgültig als freischaffende Künstlerin tätig. In jenem Jahr gründete sie zusammen mit dem Pianisten und Komponisten Michail Goleminow das Musikhaus „Orange Factory“. Es gibt CDs mit Klaviermusik von Béla Bartók, Alexander Skrjabin, Claude Debussy und György Ligeti in der Interpretation von Angela Tosheva heraus. 2007 entstand eine CD mit der Musik niederländischer Komponisten; die Herausgabe erfolgte mit der finanziellen Unterstützung des Kulturministeriums des Königreiches der Niederlande.

СнимкаDieses Album kam sehr gut an und ist vielleicht der Hauptgrund, dass man mich einlud, das Programm für das bevorstehende Konzert zu gestalten“, sagte Angela Tosheva und setzte fort:

Die Musik der Niederlande wird nach einem ganz besonderen Kriterium vorgestellt, das sie einzigartig erscheinen lässt. Die Rede ist vom sogenannten „Dornröschen-Effekt“. Die Musik der Niederlande des 17. Jahrhunderts hat bedeutende europäische Komponisten, wie Bach und Händel inspiriert. Das ist nicht zufällig. Orlando di Lasso, Guillaume Dufay, Jan Pieterszoon Sweelinck und andere große Meister des polyphonen Stils sind als Gründer der Niederländischen polyphonen Schule bekannt. Ihre Musik generierte eine gewaltige schöpferische Energie, die aus verschiedenen Gründen verschlossen, ich würde sogar sagen verschlüsselt blieb, bis sie dreieinhalb Jahrhunderte später förmlich „explodierte“. Was die zeitgenössische Musik anbelangt, nehmen die Niederlande momentan eine führende Position in der Welt ein. Bemerkenswert sind vor allem die konstruktiven Ideen. In meinen Augen sind die Niederländer die bedeutendsten „Konstruktivisten“ in der Musikschöpfung.

Das Konzertprogramm beinhaltet einige Werke von Jan Pieterszoon Sweelinck, die die Idiome der Musiksprache jener Epoche verdeutlichen. Es ist eine Sprache, die auf komplizierte Weise für das Klavier übertragen wurde, denn es ist Musik, die original für Orgel komponiert worden ist. Das Konzert wird mit Musik von Sweelinck beginnen und beendet werden. In der Mitte wird ebenfalls ein Stück von ihm erklingen – die „Pavana Philippi“, die eine ganz interessante Entstehungsgeschichte hat. Sie ist nach einem Thema des englischen Komponisten Peter Philipp entstanden, der zu jener Zeit im Gefängnis saß, weil er angeblich an der Organisierung einer Revolte gegen die Königin beteiligt gewesen ist. Das Thema komponierte Philipp im Kerker. Es ist eine wahre Perle und man kann sich nur schwer vorstellen, wie ein so modern klingendes Werk in jener frühen Epoche entstehen konnte.

Auf der Suche nach passender Musik für das Konzertprogramm stieß ich auf mindestens 100 Werke niederländischer Komponisten, die im 20. Jahrhundert gewirkt haben. Die Wahl fiel mir nicht leicht. Der vielleicht bekannteste niederländische Komponist aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg ist Willem Frederik Johannes Pijper (1894- 1947). Im Konzert werde ich seine Sonatine Nr. 3 aus dem Jahre 1925 spielen. Danach wird ein emblematisches Werk aus den 70er Jahren erklingen – die Sonate von Tristan Keuris (1946-1996), der zu den glänzendsten Vertretern der niederländischen Komponistenschule gehört. Diese Komposition erinnert mich stark an die 6. Sonate von Lasar Nikolow, den ich ausgezeichnet kenne. Ich fragte mich, ob das nicht ein Zeichen ist, das im 20. Jahrhundert in der Luft war. Beide Werke haben etliche Berührungspunkte. Sobald man eine solche Energie in sich aufnimmt, scheinen die Grenzen zu verschwinden. Ich werde ferner das Stück „For her“ von Geert van Keulen (geboren 1943) vortragen. Er ist ein populärer Klarinettist und weniger als Komponist bekannt. Es ist sehr schöne Musik, etwas „widerspenstig“, mehr Klarinetten- als Klaviermusik, aber ein kurzes und konzentriertes Stück. In das Programm habe ich auch „Image de Moreau“ aufgenommen, das vom vielleicht weltweit bekanntesten niederländischen Komponisten Louis Andriessen (geboren 1939) geschaffen worden ist.  Dieses 1999 entstandene Werk erzeugt eine „vibrierende“ Stimmung und sorgt für klassischen Stil im Programm. Im Konzert ist keine Pause vorgesehen und ist als einheitliche Klang-Inszenierung gedacht.“

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow



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