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Opernsänger Kamen Tchanev: “Ich bin ein normaler Mensch, der seine Arbeit liebt.”

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Foto: Privatarchiv

Am Dienstag dieser Woche sang der bulgarische Tenor Kamen Tchanev im „Bajazzo“ von Leoncavallo – eine Inszenierung des Opernhauses von Stara Sagora und des Zirkus „Balkanski“. Nach 25 Jahren Bühnentätigkeit, einem Repertoire von über 30 Opernrollen und erfolgreichen Auftritten auf den renommiertesten Opernbühnen der Welt ist Kamen Tchanev nach eigenen Worten ein gewöhnlicher Mensch geblieben, der seine Arbeit liebt und versucht, sie besten Wissens und Gewissens zu leisten.

Tchanev erlebte sein Debüt an der Sofioter Oper in der Rolle des Rigoletto der gleichnamigen Oper von Verdi. Nach 5 Spielzeiten wurde er Solist der Pariser Oper und zwei Jahr später ließ er sich in Wien nieder und entschied, freischaffender Künstler zu werden.

Kamen Tchanev wurde in der ostbulgarischen Stadt Sliwen geboren, in der er das Französisch-Gymnasium absolvierte. Danach studierte er an der Musikakademie „Pantscho Wladigerow“ in Sofia.

Einen großen Einfluss übte auf mich das „Studententheater“ in meiner Heimatstadt Sliwen aus“, erzählte uns Kamen Tchanev. „Der Verdienst für seine Einrichtung kommt Georgi Jordanow zu, der in meinen Augen der beste Kulturminister gewesen ist, den wir je hatten. Die Möglichkeit, während des Studiums auftreten und singen zu können ist eine goldene Chance. Leider haben die heutigen Studenten nicht diese Möglichkeit. Als ich die Akademie beendete, hatte ich bereits 4 oder 5 große Rollen. Danach setzte ich meine Ausbildung bei Alexandrina Miltschewa an der Akademie „Boris Christow“ in Rom fort. Mich hat die Bühne zum Künstler gemacht. Es gibt wohl keine Opernbühne in Bulgarien, auf der ich zu Beginn meiner Laufbahn nicht gesungen habe – Burgas, Warna... Bereits als Student sang ich im Opernhaus von Russe, wo ich unter der Leitung des bekannten bulgarischen Dirigenten Georgi Dimitrow arbeitete. Das waren Jahre, in denen ich Erfahrungen, Repertoire und Selbstbewusstsein anhäufte.

Arena di Verona, Wiener Staatsoper, Teatro la Fenice, Deutsche Oper Berlin, Teatro Liceo in Barcelona… Das sind nur ein Teil der großen Operntheater, in denen Kamen Tchanev bleibende Spuren hinterlassen hat. Wo singt er am liebsten?

Ich habe schon immer gesagt, dass die Deutsche Oper Berlin mein Opernhaus ist. Es mag verwunderlich klingen, aber dort fühle ich mich am freiesten. Auch das Teatro dell'Opera in Rom habe ich sehr gern. Vor einigen Spielzeiten habe ich dort etliche Rollen gehabt. Nennen will ich natürlich auch die Sofioter Oper, denn dort hat meine Laufbahn begonnen. Es ist mir schon passiert, dass ich irgendwo auf der Welt auf andere bulgarische Opernsängerinnen und Sänger gestoßen bin – Kiril Manolov, der ein Freund von mir ist, Mariana Pentcheva und viele andere bulgarische Künstler. Unter meinen Lieblingskomponisten ist Puccini. Eine meiner Lieblingsrollen ist die des Renato Des Grieux in der Oper „Manon Lescaut“, vielleicht weil ich mit ihr in der Staatoper Wien debütierte. Ich denke, dass das eine meiner „Glücksrollen“ ist.


Meine Verbindungen zur Sofioter Oper und den anderen bulgarischen Operntheatern sind nicht abgebrochen. Unabhängig meiner Engagements auf der Welt, komme ich immer nach Bulgarien, um dort zu singen. Meiner Ansicht nach ist das bulgarische Publikum das beste Publikum. Das Publikum hierzulande spürt, wenn man das Beste von sich gibt, wenn man mit Eingebung singt. In Deutschland ist es beispielsweise so, dass das Publikum erst am Ende der Vorstellung reagiert, unabhängig davon, wo man in der Aufführung etwas phantastisch gemacht hat. Das irritiert in gewisser Weise den Künstler – das Ausbleiben einer Reaktion lässt in einem Zweifel aufkommen. Es ist schwer, vor solch einem Publikum zu singen. In Bulgarien ist es so, dass wenn man beim Publikum ankommt und gut singt, es ein Vergnügen ist, auf der Bühne zu stehen. Der größte Fehler, den man als Künstler begehen kann, ist zu denken, dass man einen Gipfel erreicht hat. Man muss einfach an der Arbeit Vergnügen finden und die Musik der Komponisten darbieten, die die eigentlichen „Gipfel“ sind. Wir sind nur Darsteller. Das Geheimnis liegt darin, wahrhaftig zu sein und die Gestalten und die geniale Musik mittels der Stimme zum Ausdruck zu bringen. Wir sind nur Vermittler zwischen den Menschen und Gott. So denke ich zumindest. Er zeigt diese Schönheit mittels unserer Stimmen.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow



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