In diesem Jahr wird der 90. Jahrestag seit der Geburt des unvergessenen bulgarischen Schriftstellers Jordan Raditschkow begangen, der am 24. Oktober 1929 das Licht der Welt erlebte. Er gilt als Meister der Kurzerzählung, betätigte sich aber auch als Dramaturg und Drehbuchautor, wurde zwei Mal für einen Literatur-Nobelpreis nominiert und zählt zu den emblematischen Erscheinungen der neuen bulgarischen Literatur. Seine Werke zeichnen sich durch einfache Ausdrucksweise und schlichte Stilistik aus. „Januar – Monat Raditschkows“ nennt sich ein Projekt, mit dem die europäische Kulturhauptstadt 2019 Plowdiw den Jahrestag des Meistererzählers vermerkt.
Vor wenigen Tagen wurde im sogenannten „Mexikanischen Haus“ der Plowdiwer Stadtgalerie eine einzigartige Ausstellung eröffnet, in der dem breiten Publikum Archivfotos vorgestellt werden, von denen etliche selbst den nächsten Verwandten Raditschkows unbekannt sind. Die Exposition ist mit „Die unbeleuchteten Höfe“ betitelt und verfolgt die Reisen von Raditschkow zu Beginn der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts durch Sibirien. Der mehrmonatige Aufenthalt in den Weiten Sibiriens fand seinen Ausdruck in einer Reisebeschreibung mit diesem Titel. Neben den Schwarz-Weiß-Aufnahmen wurden zum ersten Mal die Aufzeichnungen des Autors gezeigt, die in den sogenannten „Sibirischen Heften“ zusammengefasst sind.
„Es handelt sich um eine Art Konzept für seine Reisebeschreibung „Die unbeleuchteten Höfe“, kann aber auch als ein selbständiges Werk betrachtet werden“, erzählte uns der Enkel des Schriftstellers - Jordan Raditschkow Jr.
„Es war eine lange Reise nach Sibirien, die offensichtlich tiefe Eindrücke hinterlassen hat, die er danach ein ganzes Leben lang schriftstellerisch verarbeitet hat. Seine Aufzeichnungen sind derart ergreifend und menschlich, dass wir uns entschlossen, sie als gesondertes Werk herauszugeben und nicht nur als Beilage zur Reisebeschreibung. Der Text besitzt nicht nur einen rein künstlerischen Wert, sondern auch als einzig erhaltenes Konzept, dass seine Arbeit als Schriftsteller verdeutlicht. Das haben wir als Ausgangspunkt für die Ausstellung benutzt und stellen alle Personen und Orte vor, die Jordan Raditschkow in seinen „Unbeleuchteten Höfen“ beschrieben hat. Es gibt einige bemerkenswerte Aufnahmen, die 1963 von einem unbekannten Fotografen gemacht worden sind. Einige Fotos erinnern an speziell arrangierte Kompositionen, sind aber im Grunde genommen rein zufällig entstanden. Die Exposition wurde vor einem Monat in Sofia gezeigt, jedoch ohne die vielen Fotos, die erst aufbereitet werden mussten. In Plowdiw ist nun ein vollständigeres Bild von den Sibirien-Reisen zu sehen. Wir haben aus anderen Städten viele Anfragen erhalten, so dass ich hoffe, dass die Ausstellung das ganze Jahr über an verschiedenen Orten zu sehen sein wird.“
Bei der Eröffnung der Ausstellung wurde ferner ein Dokumentarfilm über Jordan Raditschkow gezeigt, der mit „Cherkaski-Chroniken“ betitelt ist. Der Film entstand 1999 und zeigt u.a. eines der wenigen aufgezeichneten Gespräche mit dem Schriftsteller, der seine Gedanken über die Kino, Theater, Literatur, Traditionen und Brauchtum in Bulgarien mitteilt.
„Es gibt eine Geschichte, die in den „Unbeleuchteten Höfen“ enthalten ist, die von den Fotos veranschaulicht und von den Kennern seiner Werke sofort wiedererkannt wird“, erzählt weiter der Enkel des Schriftstellers. „Die Geschichte fängt mit dem Foto meines Großvaters mit einem kleinen Mädchen an – ein Waisenkind, um das es in dem Buch geht. Es wurde von sibirischen Renntierhaltern adoptiert. Es sind Menschen, die inmitten einer unwirtlichen Eislandschaft mit Hunderten Renntieren leben, für die sie sorgen. Das Mädchen lernt, mit den Renntieren umzugehen. Die ganze Geschichte ist sehr interessant und das wertvolle daran ist, dass dazu eine Reihe von Fotos existiert, die sie verdeutlichen. Die Geschichte über die Reise nach Sibirien ist überaus gewöhnlich und damit sehr typisch für seinen Stil. Die Sache fing Anfang der 60er Jahre an, als im Schriftstellerverband der Vorschlag unterbreitet wurde, jemand solle nach Sibirien reisen und danach sein Leben dort beschreiben. Solche „Dienstreisen“ waren durchaus nichts ungewöhnliches, doch keiner wollte in eine so weit entfernte Eiswüste fahren. Raditschkow erklärte sich als einziger einverstanden. Die dreimonatige Reise beinhaltete nicht nur altbekannte Reiserouten, sondern führte dazu, dass Raditschkow und sein Reisebegleiter Georgi Gatschew zuweilen vermisst wurden. Es kam zu ganz gewöhnlichen Begegnungen mit den Menschen, die in Sibirien lebten. Raditschkow hat herrliche Erinnerungen mit nach Hause genommen. Er vermochte es, ihr geistiges Leben durch vertiefte menschliche Gespräche zu erfassen.“
Die Ausstellung „Die unbeleuchteten Höfe“ wird bis Ende Januar in Powdiw zu sehen sein.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: BGNES
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