Das Ensemble „Graowo-Jugend“ aus Pernik (benannt nach dem bulgarischen Folkloregebiet „Graowo“ im mittleren Westen des Landes) ist der Stolz der bulgarischen Folklorekultur. Von seinem Können legen nicht nur die vielen Preise Zeugnis ab, die es in den Jahren auf angesehen Festivals in Europa und Amerika errungen hat. Für die jungen Volkskünstler, die vor allem in die Tanz- und Musik-Folklore des Gebiets Graowo verliebt sind, besitzt es weiterhin eine enorm große Anziehungskraft. Die örtlichen Traditionen sind nach wie vor, selbst in den kleinsten Dörfern der Region Pernik lebendig. Auf den Festen auf dem Land und in der Stadt ist das Ensemble ein gerngesehener Gast. Die temperamentvollen Tänze und der spezifische Gesangsstil der Volklieder dieser Region haben in den 60 Jahren des Bestehens des Ensembles im In- und Ausland stets für Aufsehen gesorgt.
Wenzislaw Andonow, künstlerischer Leiter des Ensembles ist ein berufsmäßiger Dudelsackspieler. Er hat die Folkloreschule in Schiroka Laka absolviert sowie an der Südwestuniversität „Neofit Rilski“ in Blagoewgrad und der Sofioter Universität „Heiliger Kliment von Ohrid“ studiert. Er unterrichtet Dudelsack an der Neuen bulgarischen Universität, der Sofioter Universität und auf internationalen Seminaren für Balkanfolklore.
„Ich freue mich, dass sie unserem Ensemble Aufmerksamkeit schenken, das in diesem Jahr sei 60jähriges Bestehen begeht“, sagt Wenzislaw Andonow. „Das Ensemble wurde 1959 als Tanzensemble unter der Leitung von Dimitar Nentschew gegründet. Drei Jahre später wurde auch ein Chor eingerichtet, der von Iwan Tontschew dirigiert wurde. Die Folklore des Gebiets Graowo ist spezifisch. Sie bildet eine Untergruppe der Folklore der Schopen-Region, unterscheidet sich jedoch wesentlich von der anderen Regionen. Das Ensemble besitzt ein eigenes Orchester, bestehend aus Hirtenflöte (Simeon Dimitrow), Fiedel (Metodi Metodiew), Tamburitza (Bojan Andreew), Kontrabass (Valeri Christow) und große Trommel (Entscho Najdenow). Ich leite das Orchester und spiele in ihm auch auf dem Dudelsack. Ferner besitzen wir ein Gesangsstudio, das Sylvia Simeonowa leitet.
Der Tanztruppe gehören wiederum eine Kindergruppe mit rund 40 bis 50 kleinen Nachwuchstänzern und einer Jugendgroppe mit ca. 50 Tänzern an. Die Choreographie befindet sich in den Händen von Todor Todorow. Das Ensemble hat etliche angesehene Preise auf vier Landesfestivals errungen und in Portugal ein „Ehrendiplom“ erhalten. Es gibt kein Land in Europa, in dem wir nicht Konzerte gegeben haben. Jüngst waren wir auf einem Festival in der Schweiz, wo wir unser Können mit 19 Berufsensembles gemessen haben; unser Ensemble ist hingegen ein Laienensemble mit Ausnahme des Orchesters, das aus Berufsmusikern besteht. Unsere Mitglieder machen mit Begeisterung mit und das erkennt man an ihren Interpretationen auf der Bühne. Im vergangenen Jahr waren wir nahezu anderthalb Monate auf Tournee durch Frankreich und der Schweiz, wo wir unserem Ensemble, unserer Stadt und auch Bulgarien alle Ehre gemacht haben.
Es ist erfreulich, dass wir von der Gemeinde unterstützt werden. Nur so haben wir in den Jahren unser Ensemble über Wasser halten können und werden es hoffentlich auch künftig schaffen. In Bulgarien haben etliche Formationen ihre Arbeit eingestellt. An ihre Stelle sind Volkstanzklubs getreten, doch das ist nicht das Gleiche. Die Leute tanzen Volkstänze zum Zeitvertreib, die Ensembles hingegen bewahren die Folklore. Die „Graowo-Jugend“ ist im Grunde genommen meine Jugend und meine Liebe und nach der Familie das Zweitwichtigste in meinem Leben. Im Namen des Ensembles lade ich alle Freunde, Fans sowie jetzige und ehemalige Folkloreinterpreten ein, zusammen den 60. Geburtstag unseres Ensembles zu begehen. Wir treffen uns am 15. März um 18 Uhr im Theater „Bojan Danowski“ in Pernik. Herzlich Willkommen zu unserem Jubiläumskonzert!“
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: Privatarchiv
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