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Archäologen lüften weitere Geheimnisse des antiken Philippopolis

Im Zentrum der südbulgarischen Stadt Plowdiw machten die Archäologen bei Ausgrabungsarbeiten in den Ruinen von Philippopolis, wie in der Antike die Stadt genannt wurde, erneut eine interessante Entdeckung: Ans Tageslicht kam eine Marmorstatuette der Göttin Kybele. Sie lag im Herzen der antiken Stadt, in den Trümmern des Nordteils des einstigen Forums, das seit 1986 systematisch erforscht wird.

Es handelt sich übrigens um den größten antiken städtischen Hauptplatz (Forum oder Agora genannt), der auf heute bulgarischem Boden entdeckt worden ist; mit einer Fläche von etwas mehr als 2.000 Quadratmetern zählt er auch zu den größten der Balkanhalbinsel. Davon wurden in diesem Jahr rund 250 Quadratmeter erforscht. Ausgegraben wurde der nördliche Teil des Platzes, wie auch Teile der anstehenden öffentlichen Gebäude. Die einstigen Einwohner widmeten sich dort politischen und religiösen Dingen; die Händler ihrerseits boten ihre Waren feil.

Die Statuette der Kybele wurde in einer Kulturschicht aus spätantiker Zeit – etwa Anfang des 4. Jahrhundert nach Christus entdeckt. In jener Epoche setzte sich das Christentum auf der Balkanhalbinsel durch und die alten heidnischen Kultstätten wurden zerstört. Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass die Statuette Brandspuren und Brüche aufweist. Maja Martinowa, die die Ausgrabungsarbeiten leitete, teilte uns Einzelheiten mit:

Die Statuette besteht aus Marmor und weist die für diese Göttin übliche Darstellungsweise auf: Kybele sitzt auf einem von zwei Löwen flankierten Thron; in ihrer Linken hält sie eine antike Handtrommel. Der Fund wird in das Ende des 2., Anfang des 3. Jahrhunderts datiert und stellt eine qualitativ gute Marmorarbeit dar. Kybele war anfänglich eine phrygische Göttin, die die Mutter Natur versinnbildlichte. Sie wurde auch in Kleinasien verehrt. Über die griechischen Kolonien fand der Kult weitere Verbreitung. In römischer Zeit, aus der unsere Statuette stammt, wurde sie bereits als eine Göttin verehrt, die den Wohlstand der Städte und des ganzen Reiches hütete. Unser Fund wird mit den phrygischen Aussiedlern in Verbindung gebracht, die sich in der Stadt niedergelassen haben, worüber in Schriftzeugnissen aus jener Zeit berichtet wird.“

Die Statuette der Kybele ist nicht der einzige bedeutende Fund, den die Archäologen 2019 gemacht haben. Es wurde auch eine Inschriftentafel in Altgriechisch entdeckt, von der 8 Zeilen erhalten geblieben sind. Diese Inschrift war Teil eines Kaiser-Schreibens, das im nördlichen, dem schönsten Teil des Hauptplatzes angebracht war, damit es von allen Bürgern von Philippopolis eingesehen werden kann. Maja Martinowa erläuterte uns die Bedeutung dieses Fundes:

Dieses Schreiben erfolgte in Antwort auf ein Ersuchen der Stadt oder der Vereinigung thrakischer Städte. Aus dem Text geht hervor, dass der Brief mit einem konkreten Sachverhalt in Verbindung steht, der das Entsenden von zwei Patriziern erforderlich gemacht hat. Da der Text unvollständig ist, wird nicht klar, um was es sich genau gehandelt hat, es ist jedoch von einem Bußgeld die Rede, das gezahlt werden muss. Am Ende des Schreibens wird der Bürger genannt, der offensichtlich einen hohen sozialen Status besaß und der die Strafe zahlen musste. Die Inschrift stammt nach Experteneinschätzung aus dem Ende des 2., Anfang des 3. nachchristlichen Jahrhunderts. Leider wird in den erhalten Zeilen nicht der Name des römischen Kaisers erwähnt; der Experte für antike Inschriften Nikolaj Scharankow hat die Meinung geäußert, dass es sich höchstwahrscheinlich um Septimius Severus handelt, der Philippopolis bestraft hat, weil die Stadt im Kampf um den Kaiserthron seinen Widersacher Gaius Pescennius Niger unterstützt hat.“

Die Archäologen untersuchen weiter die Kulturschicht aus römischer Zeit. Sie wollen die vier Bauphasen der Gestaltung des Forums von Philippopolis dokumentieren, die sich deutlich abzeichnen, sowohl was die Ausdehnung des Platzes, als auch seine architektonische Gestaltung anbelangt.

So z.B. war der erste Säulenumgang des Forums im dorischen Stil gehalten und bestand aus gelblichem Tuffstein. Später trat an seine Stelle ein römisch-korinthischer Säulengang aus Marmor. Wir wären sehr glücklich, wenn wir weitere Inschriften finden würden, denn sie können mit großer Sicherheit datiert werden und geben wertvolle Auskunft über das Leben in der Stadt“, sagte abschließend die Ausgrabungsleiterin Maja Martinowa.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow

Fotos und Video: archaeologia-bulgarica.com



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