Rettungsdienst steht vor dem Kollaps
Die Notfallmediziner schaffen es nicht, auf die Hunderten Notrufe zu reagieren, nachdem die Zahl der Covid-Patienten von Tag zu Tag steigt, erklärte für den BNT die Sprecherin des Notfalldienstes in Sofia Katja Sungarska. Seit acht Monaten machen die Notfallmediziner Überstunden. Allein gestern mussten 18 Krankenwagen innerhalb ihres zwölfstündigen Dienstes 418 Patienten aufsuchen, die Hälfte davon zu Covid-Kranken. "Mit der Zunahme der Zahl der Infizierten kommt es immer häufiger vor, dass die Krankenwagen vier Stunden lang von Krankenhaus zu Krankenhaus fahren müssen, um einen Patienten mit Coronavirus unterzubringen, erklärte Sungarska.
33-jähriger stirbt nachdem er 4 Stunden auf Rettungsdienst wartet
Ein 33-jähriger Mann mit Coronavirus starb in der Hauptstadt, während er stundenlang auf einen Notarzt wartete, berichtete bTV. Er war zu Hause in Behandlung, sein Zustand verschlechterte sich aber. Zwischen dem Anruf beim Notdienst und der Ankunft des Krankenwagens vergingen vier Stunden. Der Notarzt konnte nur noch den Tod des jungen Mannes feststellen.
Die Angehörigen des Verstorbenen gaben an, auch einen privaten Krankenwagen angerufen zu haben. Die Voraussetzung für den Transport war jedoch, dass der Patient einen gesicherten Platz in einem Krankenhaus hat.
Jeder vierte Bulgare mit Covid-19 infiziert
Jede vierte Person in Bulgarien in den letzten 20 Tagen hat den Coronavirus, sagte die Virologin Prof. Radka Argirowa in einem Interview für BNT. Sie fügte hinzu, dass viele Menschen mit Symptomen der Infektion nicht getestet werden. Ihrer Meinung nach sollten nicht alle Menschen PCR-Tests unterzogen werden, sondern Antigen-Schnelltests durchführen, insbesondere wenn dem Patienten eine Operation bevorsteht. Schnelltests sollen auch vom Rettungsdienst durchgeführt werden, wenn sie gerufen werden. Prof. Radka Argirowa sagte auch, dass Coronaviren von verschiedenen Tieren stammen und nicht von Laboratorien.
Neuer negativer Rekord bei Neuinfektionen mit Covid-19
In den letzten 24 Stunden wurden 2.891 neue Fälle von Covid-19 nach 12.634 PCR-Tests registriert, weist das Einheitliche Informationsportal aus. Das bedeutet, dass fast 23% der Befragten ein positives Ergebnis erbringen. Die meisten neu infizierten Menschen leben in Sofia (1059), in Plowdiw (204) und in Warna (158). 29 Menschen sind in den letzten 24 Stunden verstorben, 182 sind genesen, 2.447 Patienten befanden sich im Krankenhaus - 165 davon auf Intensivstationen. Es gibt 99 neu infizierte Mediziner. 29.910 der Covid-Fälle sind aktiv. Seit Beginn der Epidemie haben sich 51.041 Personen mit Covid-19 infiziert.
Jede zehnte mit Coronavirus infizierte Person ist Mediziner
Die mit Covid-19 infizierte Ärzte in Bulgarien machen etwa 10 Prozent aller Patienten aus, sagte der stellvertretender Vorsitzende des Bulgarischen Ärzteverbandes, Dr. Nikolaj Bransalow für bTV.
"Egal wie stark die Abwehrkräfte einer Person sind, irgendwann können sie diesen ständigen Angriffen nicht mehr standhalten", sagte Dr.Bransalow und nannte als Beispiele führende Mediziner, bei denen trotz Vorsichtsmaßnahmen Coronavirus diagnostiziert wurde. Ihm zufolge werden wir noch viel über Covid-19 lernen müssen.
Sechs Krankenhäuser suchen Freiwillige
In weniger als 24 Stunden nach der Bekanntgabe der Kampagne des Bulgarischen Ärzteverbandes für die Rekrutierung von freiwilligen Medizinstudenten haben 6 Krankenhäuser angekündigt, dass sie Mediziner benötigen. Das sind zwei Krankenhäuser in Plowdiw und jeweils eines in Montana, Sliwen, Lowetsch und Krumowgrad. Jede medizinische Einrichtung kann die zugelassenen Kandidaten selbst auswählen und kontaktieren.
Telemedizin zur Unterstützung von Patienten mit Coronavirus
Zum ersten Mal kommt in Bulgarien im Alexandrow-Krankenhaus in Sofia ein System zum Einsatz, das auf dem Prinzip der Telemedizin basiert. Am Arm der Patienten wird ein Sensor angebracht, der die Körpertemperatur, die Herzfrequenz und den Puls misst und eine EKG-Aufzeichnung durchführt, erklärte die Kardiologin Dr. Zenka Bonewa von der medizinischen Einrichtung gegenüber bTV. Über Bluetooth kann der Patient jederzeit seinen behandelnden Arzt kontaktieren, so dass er die Informationen auswerten kann. Das System wird bei leichten und mittelschweren Fällen angewendet. Unter den Bedingungen der Coronavirus-Pandemie werden dadurch der Kontakt und das Infektionsrisiko zwischen Arzt und Patient begrenzt.
Allen ein Mitspracherecht zu Covid-19 zu geben, war ein Fehler
"Zu Beginn der Coronavirus-Epidemie hat der Staat die notwendigen Maßnahmen ergriffen, um die Infektion zu begrenzen. Im Sommer geriet die Situation jedoch außer Kontrolle und jetzt sehen wir das Ergebnis", sagte Prof. Gentcho Natchew, Direktor des Krankenhauses „Heilige Ekaterina“.
Die Anzahl der Infizierten sei besorgniserregend, sie setze sich aber nicht nur aus Personen zusammen, die PCR-Tests gemacht haben. Viele andere Menschen außerhalb der Statistik tragen auch das Virus, sagte Prof. Natchew und räumte ein, dass es ein großer Fehler war die vielen Meinungen zum Coronavirus öffentlich zu machen.
Das große Problem sei jetzt der Mangel an medizinischen Fachkräften. „Betten werden zur Verfügung gestellt, aber es wird niemanden geben, der sich um diese Patienten kümmert", warnte der Professor.
Redaktion: Diana Zankowa
Übersetzung: Georgetta Janewa
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