Die orthodoxe Kirche begeht heute den Tag des heiligen Haralampos, Bischof von Magnesia in Thessalien. Dieser christliche Märtyrer lebte laut den Überlieferungen zwischen 85 und 198 und starb im Alter von 113 Jahren den Märtyrertod. Er hat Zeit seines Lebens viele Menschen auf wundersame Weise geheilt, so dass er zu den Heilkundigen unter den Heiligen gehört, wie Pantaleon, Tryphon und die Brüder Kosmas und Damian. Laut den Legenden habe der heilige Haralampos seine Wunden nach der erduldeten Folter auf wundersame Weise mit Honig geheilt. Daher gilt dieser Heilige als der Schutzpatron der Imker, die aus diesem Grund heute ihren Berufsfeiertag haben.
In den Augen unserer Vorfahren war der heilige Haralampos der Gebieter über die Krankheiten und insbesondere über die gefürchtetste unter ihnen – die Pest. Falls die Menschen allzu viele Sünden begehen, würde der Heilige wütend auf sie werden und die Pest für eine gewisse Zeit wieder freilassen, um die Menschen zu bestrafen.
Der heilige Haralampos stand bei den alten Bulgaren hoch in Ehren und sein Name war in allen Ecken und Enden des Landes bekannt.
Viele Kirchen sind ihm geweiht und sein Festtag wird als allgemeines Dorffest begangen. Die Frauen fertigten am Vortag Ritualbrote an und bestrichen sie mit Honig, von dem man meinte, dass er die Lieblingsspeise der Pest sei. Man trug sie am Festtag des Heiligen in die Kirchen und ließ sie segnen. Gesegnet wurde auch der neue Honig.
Der Honig wird in vielen Ritualen benutzt. So z.B. bestrich man einst die Schwelle des Hauses mit Honig, die das jungvermählte Paar überschreiten musste. Honig darf selbst heute auf allen wichtigen Festtafeln, wie zu Weihnachten, nicht fehlen. Wichtigen Gästen reicht man beim Empfang ebenfalls Brot und Hönig. Unsere Vorfahren glaubten ferner, dass man mit Hönig keinen bösen Zauber machen könne. Dafür helfe er, solchen zu brechen. Er helfe auch gegen den sogenannten „bösen Blick“. Hönig wird bis heute als Heilmittel angesehen und ist Bestandteil vieler Rezepte der Volksmedizin. Bienenwachs wiederum ist selbst in der christlichen Religion von Bedeutung, denkt man an die Kerzen, die in den Kirchen angezündet werden…
Redaktion: Albena Besowska
Deutsche Fassung: Wladimir Wladimirow
Fotos: BGNES
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