Am Samstag, genau 8 Wochen vor Ostern, d.h. unmittelbar vor der großen Oster-Fastenzeit gedenkt man in Bulgarien der Toten. Unabhängig davon, dass die orthodoxe Kirche darauf hinweist, dass keiner der 3 Totengedenktage in Jahr eine größere Bedeutung als die anderen 2 besitzt, nennen ihn die Bulgaren „Großer Allerseelen“. Die Totengedenktage finden stets am Samstag vor großen Fastenzeiten statt, wie die vor Ostern, dem Tag des heiligen Petrus und Paulus und der Geburt Christi. Der Toten wird stets samstags gedacht, weil die Grablegung Christi an einem Samstag erfolgt ist. An diesen Tag darf nicht gearbeitet werden, damit man ungestört seine Gedanken und Gebete auf das Andenken an die Verstorbenen konzentrieren kann.
Überall finden Totenmessen statt und in den Kirchen erklingen spezielle Gesänge, die dem Seelenfrieden der Toten gewidmet sind. Zu Allerseelen wird stets Weizen gekocht und an Verwandte und Bekannte, aber auch an zufällige Menschen verteilt. Dieser gekochte Weizen, auch „Kolivo“ genannt, darf auf keiner Festtafel an diesem Tag fehlen. Aufgetischt werden auch Brot und Wein, die den Leib und das Blut Christi symbolisieren.
Während der Segnung des Mahls in Angedenken der Toten, beweihräuchert der Priester die Tafel, macht ein Kreuz auf den Weizen, bricht etwas Brot ab und gießt Wein darüber. In den Kirchen beteiligen sich alle Priester am Totengebet und erwähnen die Namen der Verstorbenen, die vorher von den Gläubigen mitgeteilt wurden. Am Ende des Gottesdienstes gehen die Gläubigen zum Tisch mit den Speiseopfern und verteilen sie an die Anwesenden mit den Worten „Vergebs Gott!“.
Die Menschen gehen an diesem Tag zum Friedhof, um die Gräber ihrer Verwandten zu pflegen und Blumen zu pflanzen - ein Ausdruck ihrer Achtung gegenüber den Verstorbenen. Auch auf den Friedhöfen werden Speiseopfer mit den Worten „Vergebs Gott!“ verteilt. Es ist auch üblich, Rotwein auf das gereinigte Grab auszugießen und eine Kirchenkerze brennen zu lassen, als Symbol des Glaubens an die Erlösung und die Unsterblichkeit der Seele.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: BGNES
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