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Immer mehr Bulgaren halten Fehlinformationen für sozial schädlich

Der Journalist Iwan Radew: Manipulierte Informationen zu präsentieren, bedeutet nicht, „einen anderen Standpunkt“ zu zeigen

Foto: Pixabay

Laut dem nationalen Eurobarometer-Bericht über Bulgarien halten immer mehr Bulgaren Fehlinformationen für sozial schädlich. Für 73% von ihnen sind Fake News sowohl national als auch für die Demokratie im Allgemeinen ein Problem. Unsere Landsleute vertrauen den Printmedien weniger als den Online-Publikationen und sozialen Netzwerken, doch es ist gerade das Internet, das den größten Anteil an falschen Informationen verbreitet.

Hinter den Fehlinformationen verbergen sich in den meisten Fällen finanzielle oder politische Interessen. Sie werden zu einem Instrument zur Irreführung der öffentlichen Meinung, mit der große Gruppen von Menschen ihre Ziele verfolgen. Das Phänomen blüht in kritischen Zeiten wie der aktuellen Pandemie und dem Krieg in der Ukraine auf. Die Beispiele werden jeden Tag zahlreicher.

„Während der Pandemie haben wir gesehen, wie schwerwiegend die Folgen von Desinformationen sein können“, sagte der Journalist Iwan Radew. „Das Problem hat für Bulgarien besonders starke Auswirkungen. Wir haben den niedrigsten Prozentsatz an Geimpften und die höchste Sterblichkeit nicht nur innerhalb der Europäischen Union. In dem Ukraine-Krieg beobachten wir jetzt, dass die Desinformation nicht abnimmt, sondern sich nur das Hauptthema geändert hat.“

Iwan Radew

In Krisenzeiten suchen die Menschen nach mehr Informationsquellen, doch das trage zur Verbreitung von Fake News bei, behauptet der Journalist weiter. Die Tragödie des Krieges in der Ukraine werde als manipuliert dargestellt und suggeriert, dass die Morde, beispielsweise in Butcha, nicht stattgefunden haben und für die Aufnahmen Schauspieler benutzt wurden. „Der Aggressor versucht auf jegliche Weise, seine Aktionen zu rechtfertigen und die öffentliche Meinung für sich zu gewinnen“, unterstreicht Iwan Radew.

52% der Bulgaren geben an, Falschnachrichten erkennen zu können, während es in der Europäischen Union 63% sind. Um festzustellen, welchen Grund es für dieses geringeres Prozent in unserem Land gibt, sollte die politische Situation betrachtet werden, rät der Journalist.

„Abgeordnete verbreiten im Fernsehen Verschwörungstheorien und Fake News. Sogar Journalisten tun in den großen Medien dasselbe und präsentieren Fehlinformationen als „den anderen Standpunkt“.

Alle Arten von Nachrichten erreichen uns schnell und einfach über die sozialen Medien und wir neigen dazu, das zu teilen, was uns emotional berührt, was mit unserem bisherigen Verständnis übereinstimmt. Diese Informationen entsprechen jedoch nicht immer der Wahrheit.

„Der beste Rat ist, kritisch zu sein“, sagt Iwan Radew. „Es ist gut, alles zu hinterfragen, ob es wahr ist, die Information bestätigen zu lassen, bevor sie geteilt wird. Anderenfalls werden wir selbst zum Kolporteur von Fehlinformationen.“

Der Journalist ist überzeugt, dass die Verbreitung von Fake News und Verschwörungstheorien in unserem Land nicht nur auf die Medien zurückzuführen ist. Ihm zufolge lautet die Diagnose „Mangel an Autorität“, das heißt an Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, deren Meinung geschätzt wird.

„Oft wird in extremen Vertrauensmangel verfallen und es wird niemandem vertraut, weil geglaubt wird, dass jeder ein bestimmtes Interesse verfolgt“, stellt der Journalist fest. „In unserem Bestreben, uns davor zu bewahren, belogen zu werden, fallen wir denen zum Opfer, die uns am meisten belügen. Deshalb müssen wir sowohl kritisch sein als auch abwägen, wer eine Autorität ist und wem keinesfalls vertraut werden sollte.“

Redaktion: Diana Zankowa nach einem Interview von Georgi Zhikow von BNR-Widin

Übersetzung: Georgetta Janewa

Fotos: Pixabay, Ani Losewa


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