Der orthodoxe Ökumenische Patriarch von Konstantinopel Bartholomäus I. hat kürzlich die orthodoxe Kirche Nordmazedoniens anerkannt, jedoch unter dem Namen „Erzbistum von Ochrid“. Damit ist die (nord)mazedonische Kirche, die sich 1967 von der Orthodoxen Kirche Serbiens abspaltete, nicht mehr schismatisch und die Sakramente der Eheschließung, Taufe und Beerdigung kanonisch. Dieses wichtige kirchliche Ereignis blieb von den meisten Bulgaren irgendwie unbemerkt, von denen das Gros kaum gehört hat, dass das bulgarische Erzbistum Ochrid im Jahr 1018 als Nachfolger des bulgarischen Patriarchats von Preslaw vom byzantinischen Kaiser Basileios II., mit Beinamen „Bulgarentöter“, gegründet wurde.
Historischen Quellen zufolge nahm Basileios II. nach der Eroberung Bulgariens den Rang der bulgarischen Kirche, die bis dahin ein Patriarchat war, und erklärte sie zu einem Erzbistum mit Sitz in Ochrid; die bulgarische Kirche behielt aber dennoch ihre Unabhängigkeit, wobei ihrem Oberhaupt den Titel „Erzbischof von Ochrid und ganz Bulgarien“ verliehen wurde. Das Erzbistum von Ochrid existierte ganze 749 Jahre bis es 1767 durch einen Erlass des Sultans aufgehoben und seine Diözese dem Patriarchat von Konstantinopel unterstellt wurde. Zweieinhalb Jahrhunderte später wird das Erzbistum Ochrid wiederhergestellt, doch zu welchem Zweck und Preis?
„Um die kanonische Kontinuität zu wahren, bestehen die Mazedonier natürlich darauf, dass sie die Erben des Erzbistums Ochrid sind, was normal ist, da sich das Zentrum dieses Erzbistums in Mazedonien befindet“, sagte der Journalist Goran Blagoew gegenüber dem Fernsehsender bTV. „Dieses Erzbistum wäre jedoch ohne die Kirche des Ersten Bulgarischen Reiches nicht möglich. In allen Dokumenten von Kaiser Basileios II. wird ausdrücklich betont: „Wir haben das Oberhaupt dieser Kirche in Ochrid vorgefunden.“
Gemäß dem Statut der Bulgarischen Orthodoxen Kirche ist „das bulgarische Patriarchat der Rechtsnachfolger des Erzbistums von Pliska, des Patriarchats von Preslaw, des Erzbistums Ochrid, des Patriarchats von Tarnowo und des bulgarischen Exarchats. Sie ist geeint und unteilbar.“ Deshalb betonen bulgarische Historiker, dass die Anerkennung der mazedonischen Kirche als Erzbistum von Ochrid ein Eingriff in unser historisches Gedächtnis sei. Unter ihnen ist Prof. Darina Grigorowa, Dozentin an der Fakultät für Geschichte der Sofioter Universität „Hl. Kliment von Ochrid“:
„Das ist unser geistiges Erbe, denn die Bulgarische Orthodoxe Kirche ist die direkte Nachfolgerin des bulgarischen Erzbistums Ochrid. Es handelt sich um einen Teil des Krieges gegen die Orthodoxie und ist nicht der erste Fall dieser Art - der Ökumenische Patriarch hat bereits in der Ukraine die dortigen Schismatiker anerkannt. Jetzt trifft der Schlag unsere Kirche und erneut die Orthodoxie. Ich denke, es muss eine Reaktion darauf geben.“
Der Mittelalterexperte Prof. Christo Matanow sieht die Anerkennung der mazedonisch-orthodoxen Kirche nicht so sehr als Gegengewicht zur Bulgarischen Orthodoxen Kirche, sondern als ein Gewirr großer geopolitischer Intrigen zwischen dem Moskauer Patriarchat, dem ukrainischen Patriarchat, der mazedonischen Kirche, dem serbischen Patriarchat und dem bulgarischen Patriarchat.
„Es ist ein öffentliches Geheimnis, dass der Ökumenische Patriarch nach „amerikanischen Regeln“ spielt, und der Zeitpunkt für diese Entscheidung war nicht zufällig gewählt“, sagte Prof. Matanow in einem Interview für BNR Plowdiw. „Obwohl das religiöse Thema keine offensichtliche Rolle zu spielen scheint, will der Ökumenische Patriarch die ukrainische Kirche mit dieser Tat offensichtlich unterstützen, wenn auch indirekt.“
Wenn auch inoffiziell mit dem Gesundheitszustand des bulgarischen Patriarchen Neofit begründet, ist „die Anerkennung der mazedonischen Kirche als Erzbistum von Ochrid“ für die Bulgarische Orthodoxe Kirche inakzeptabel:
„Es wird sehr schlecht für uns sein, wenn der mazedonischen Kirche der Name Erzbistum Ochrid gegeben wird. Das würde uns vieles von unserer Kirchengeschichte und unserer Rechtspersönlichkeit rauben“, sagte der Metropolit von Lowetsch, Gabriel, gegenüber dem BNR.
„Die Entscheidung des Ökumenischen Patriarchats muss sehr genau übersetzt werden, damit wir wissen, was gesagt wurde, aber es ist klar, dass der Ökumenische Patriarch den eucharistischen Kontakt mit dem Erzbischof von Ochrid und dem Volk wiederherstellt, d.h. den kanonischen Status der mazedonischen Orthodoxen Kirche anerkennt. Ihr Name steht noch nicht fest, aber sie wird als Kirche von Ochrid erwähnt. Es bleibt abzuwarten, wie die serbische Kirche reagieren wird, weil sie mit der Regelung von Verwaltungsfragen betraut ist. Wir müssen sehen, was sie entscheiden wird“, fügte der Metropolit von Lowetsch hinzu.
„Meiner Meinung nach schafft diese Entscheidung weitere Probleme“, sagte der Journalist Goran Blagoew, demzufolge der Bulgarische Orthodoxe Kirche die Gelegenheit verpasst hat, 2017 die mazedonische Kirche als Tochter anzuerkennen. Nun werde sie gezwungen sein, ihre Unabhängigkeit zu akzeptieren. „Was bedeutet es, dass es eine Kirche mit dem Namen des Territoriums des Staates anerkennt, in dem es kein Wort der Zugehörigkeit zum Land selbst gibt? Es gibt ein Prinzip der Örtlichkeit, also des Ortes, des Landes und des Territoriums.“
Wie die Reaktion der Serbischen Orthodoxen Kirche ausfallen wird, die ebenfalls ein Erzbistum Ochrid gegründet hatte, können wir nur vermuten. Was unsere Kirche betrifft – bis Seine Heiligkeit Patriarch Neofit sich von seiner Erkrankung noch nicht wieder erholt hat, kann es keine offizielle Position geben.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: EPA/BGNES, BGNES, Plamen HristowDas Kulturfestival „Die Geheimnisse von Huchla-2024“ findet zum 26. Mal im Dorf Huchla bei Iwajlowgrad statt. Bis zum 23. September versammeln sich drei ethnische Gruppen - Bulgaren, Griechen und Türken - auf dem Platz von Iwajlowgrad unter dem..
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