Der Sommer ist die Zeit für Reisen und Entdeckungen, warum auch nicht des Kleinstadtlebens. Mit organisierten Treffen, die den Traditionen, Bräuchen, lokalen Gerichten oder einfach der Sippe und Familie gewidmet sind, versuchen die Kleinstädte, Gäste aus dem In- und Ausland anzulocken. Um den Alltag und die Lebensweise der Einwohner kennenzulernen, muss man mit ihnen ins Gespräch kommen und sich auf die Atmosphäre der Kleinstadt einlassen. Dort sind die Menschen selten in Eile. Sie genießen die zufälligen Treffen, bleiben stehen und reden miteinander. Touristen sind für die Einheimischen eine willkommene Abwechslung. Sie geben ihnen gern Auskunft über ein gutes Restaurant oder nahe gelegene Sehenswürdigkeiten.
Das trifft auch die Bewohner des Gebirgsstädtchens Panagjurischte zu, die freundlich und zuvorkommend sind. Panagjurischte liegt etwa 140 km von Sofia entfernt. Die Geschichte der Stadt ist mit den Helden des Aprilaufstands von 1876 verbunden, die ihr Leben für die Freiheit Bulgariens geopfert haben. Die meisten lokalen Denkmäler und Wahrzeichen sind diesen tapferen Bulgaren gewidmet. Die Region ist das ganze Jahr über ein begehrtes Reiseziel.
„In diesem Jahr war unsere Stadt zum ersten Mal Gastgeber eines Internationalen Feuerwerksfestivals. Es kamen von überall Touristen, auch aus dem Ausland. Das Interesse war unglaublich“, schwärmt Teodora Hristowa aus Panagjurischte, von Beruf Lehrerin. In ihrer Freizeit arbeitet sie im örtlichen Informationszentrum.
„In der Kleinstadt ist die Nähe zwischen den Menschen immer noch vorhanden. Sie versammeln sich zu Hause, bei Nachbarn und Freunden, helfen sich gegenseitig“, bestätigt Teodora Hristowa und fügt hinzu, dass es in Panagjurischte Arbeit für alle gibt. Nur diejenigen, die nicht arbeiten wollen, finden keinen Job, sagt sie. Aktive Unternehmen und ein entwickelter Tourismus schaffen genügend Arbeitsplätze. Panagjurischte wird auch als ein Ort angepriesen, an dem man sich nicht langweilen kann.
„Von hier aus können die Touristen das nahe gelegene Dorf Banja oder die Stadt Streltcha mit ihren warmen Mineralquellen besuchen. Wanderfreudige sollten unbedingt zum Berg Bratija (1516 m) hinaufsteigen. Von dort lässt sich bei guter Sicht bis nach Sofia und Plowdiw blicken. In der Nähe befindet sich auch die Hütte Buntowna“, erzählt Teodora Hristowa.
In diesem Sommer bot das Festival für Volkskunst in Kopriwschtitza eine Gelegenheit für Menschen aus nah und fern, sich zu treffen.
Plamen Petrow ist aus Weliko Tarnowo angereist, um Souvenirs, Fahnen und T-Shirts mit bulgarischen Symbolen anzubieten, die auch in seiner Heimatstadt sehr gefragt sind.
„Ich komme zum ersten Mal nach Kopriwschtitza. Mir gefallen die Umgebung und die Menschen. Der starke bulgarische Geist und die festliche Stimmung sind hier sehr deutlich zu spüren. Es ist gut, dass immer mehr organisierte Reisen zu kleinen Gemeinden stattfinden. So war es auch beim Kirschfest in Kjustendil“, freut sich der Souvenirverkäufer und bestätigt, dass es ein reges Interesse auch für seine Waren gibt.
Stawri Stawrew ist aus dem Dorf Kalojanowo bei Plowdiw gekommen. Er verkauft altertümliche Trachten. Obwohl er einer anderen Ethnie angehört, bringt er der bulgarischen Folklore und den Traditionen große Hochachtung entgegen. Er spielt Akkordeon und singt Volkslieder, die er als Kind gelernt hat. Mit dem Verkauf von Trachten kann Stawri seine Familie ernähren. Seine beiden Söhne arbeiten im Ausland.
„Ich reise durch Dörfer und Städte und suche und kaufe Volkstrachten, auch über Anzeigen. Die meisten Leute brauchen sie nicht. Außerdem ist es gar nicht so leicht, diese Wollkleidung in den alten Kommoden aufzubewahren und vor Motten zu schützen. Die Leute erzählen mir, wie schwierig und aufwendig es früher war, diese Trachten herzustellen. Alles ist handgemacht, genäht wurde nachts bei Kerzenlicht“, erzählt Stawri, der sich seit 20 Jahren mit Volkstrachten beschäftigt und sie für einen nationalen Schatz hält. Trachten hat er aus der Region Smoljan, aus Gabrowo, Plewen und vielen anderen Regionen des Landes. Nach Kopriwstiza ist seine nächste Station das Volksfest in Zherawna, wo seinen Worten zufolge alle wegen der Trachten hinreisen.
Übersetzung: Georgetta Janewa
Fotos: Weneta Nikolowa, Gergana Mantschewa, panagyurishte.org, BGNES-Archiv
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