Sie sind leise, komfortabel, umweltfreundlich und sparsam. Inwieweit sich die Bulgaren aus Umweltbewusstsein oder finanziellen Gründen ein Elektroauto anzuschaffen, sei dahingestellt. Aber eines ist sicher: Sie orientieren sich zunehmend an grüner Mobilität. Jedes 100. Auto in unserem Land wird vollelektrisch oder hybrid angetrieben. Das Interesse ist so groß, dass sogar von einem regelrechten Nachfrageboom die Rede ist. Nach Angaben des Innenministeriums sind die Verkäufe von Elektroautos im Verlauf eines Jahres um 82 Prozent gestiegen. Momentan fahren auf Bulgariens Straßen 4.614 vollelektrische Autos und weitere 25.000 Hybridfahrzeuge, deren Importe um 58 Prozent gestiegen sind. Wer sich ein Elektrofahrzeug anschaffen will, muss derzeit bis zum Jahreswechsel warten – es sind keine auf Lager, berichtet der Industriecluster „Elektrofahrzeuge“.
Die Bedingungen für den Einsatz von Öko-Fahrzeugen verbessern sich stetig. Rund 650 Ladestationen gibt es im Land; ständig kommen weitere hinzu. Darüber hinaus kann man sein Elektroauto in der Garage zu Hause für weniger als 2 bis 2,50 Lewa (ca. 1.28 Euro) aufladen, und damit mindestens 100 Kilometer zurücklegen. Geteilte Elektroautos, sogenannte „Shared Electric Cars“, werden immer beliebter. Kalin Zwajtkow, Student an der Sofioter Universität „Hl. Kliment von Ochrid“, und seine Freunde bewegen sich oft mit einem gemieteten Elektroauto durch Sofia. Die Nutzung erfolgt über eine spezielle Smartphone-Anwendung. Laut Kalin sei es sehr bequem, damit durch die Stadt zu fahren - diese Autos seien leicht und wendig, mit ihnen komme man einfach und schnell an jeden Punkt und könne im Zentrum parken, ohne für Zonen zu bezahlen. Weiter sagte er:
„Es ist billiger als ein Taxi und kostet etwa die Hälfte, und zudem ist es schneller. Man kennt sich aus und muss dem Fahrer nicht erklären, wo genau sich die Adresse befindet. Man muss aber dennoch vorsichtig sein, denn wenn man es beschädigt, gibt es Ärger. Vor Fahrtantritt sollte man auch nachprüfen, ob alles vorhanden ist, wie z.B. das Ladekabel, und ob alles funktioniert usw. Die Verantwortung liegt bei einem selbst. In Sofia ist es sehr einfach, sich so zu bewegen. Aber es gibt Regeln, zum Beispiel darf man in manchen Stadtteilen nirgendwo kostenlos parken, außer an einer Ladestation. Die Idee ist, dass man das Auto dort verlässt, wo es für den nächsten Benutzer wieder aufgeladen werden kann.“
Europa bereitet sich darauf vor, sich endgültig vom Verbrennungsmotor zu trennen. Es wird erwartet, dass das bis 2030 geschieht. Zu diesem Zweck werden bereits erhebliche Mittel für direkte finanzielle Anreize für die Bürger bereitgestellt. In unserem Land wird beim Kauf eines neuen Elektrofahrzeuges zwar kein Nachlass bei der Mehrwertsteuer gewährt, dafür wird man jedoch von der lokalen Steuer befreit.
Leider sind die „grünen“ Fahrzeuge im Durchschnitt weiterhin 50 Prozent teurer als herkömmliche. Doch vor dem Hintergrund ihrer stetig sinkenden Preise und der stark gestiegenen Preise von Autos mit Verbrennungsmotoren werden Ökoautos nicht mehr als Luxus oder Modeerscheinung empfunden.
Für Kalin und seine Kollegen liegt die Zukunft jedoch in gemeinsam genutzten Elektrofahrzeugen. „Ich habe kein eigenes Auto – das ist mit vielen Kosten verbunden – ständig muss irgendetwas repariert werden, man muss Treibstoff kaufen, Versicherungen und Vignetten bezahlen usw. Für mich ist es rentabler, ein Elektroauto zu mieten“, erklärt Kalin und fügt hinzu:
„Ich denke, die Leute sollten aufhören, Privatautos zu benutzen, und sollten auf Elektroautos umsteigen, die gemeinsam genutzt werden. Auch sollten sie nur dann ein Auto benutzen, wenn sie es tatsächlich brauchen. Es gibt zureichend andere Verkehrsmittel - Züge und öffentliche Verkehrsmittel überhaupt. Das ist die umweltfreundlichste Lösung. Unser Hauptziel in diesem Jahrzehnt ist, unsere CO2-Emissionen zu reduzieren“, sagte Kalin Zwjatkow abschließend.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: Pixabay, Rawpixel
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