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Bulgarien steht eine Einkommenskrise und kein Warendefizit bevor

Der Finanzberater Dobromir Janew: Die internationalen Ereignisse wirken sich in Bulgarien mit einer Verspätung von 6 bis 12 Monaten aus

Foto: Pixabay

Für einige Menschen ist Krise gleichbedeutend mit Chancen. Ist es auch für die Bulgaren und Bulgarien so, wo die Ergebnisse der letzten Parlamentswahlen eine Fortsetzung der politischen Instabilität und der galoppierenden Preise bei gleichzeitiger Beibehaltung des niedrigen Niveaus der Einkommen abzeichnen? Diese Frage beschäftigt die Menschen in Bulgarien. Vor diesem Hintergrund beeindrucken die Worte des Finanzberaters mit langjähriger Erfahrung in der Kreditvergabe, Dobromir Janew, der behauptet, dass „wir den Zustand, in dem wir das Wort ‚Krise‘ in den Mund nehmen können, noch nicht erreicht haben und die Medien nur Angst schüren."

„Das soll aber nicht bedeuten, dass die Krise nicht kommen wird, im Gegenteil“, stellt Dobromir Janew in einem Interview für BNR-Burgas klar. „In Bulgarien treten die Auswirkungen globaler Ereignisse in der Regel mit einer Verzögerung von 6 bis 12 Monaten ein. So war es 2008, so wird es auch jetzt sein. Während andere Länder behaupten können, dass sie sich in einer Krise befinden, weil sie ernsthafte Maßnahmen ergreifen müssen, sind wir immer noch auf dem Weg, den Zustand der Krise zu erreichen. Unsere Geschäfte sind voll, die Menschen haben ihren Verbrauch nicht eingeschränkt und das Land schafft es, fast alles zu produzieren, was es braucht – Strom, Lebensmittel, Getreide“, sagte der Finanzexperte und fügt hinzu, dass sich die Krise auf die Einkommen auswirken wird und nicht auf die Versorgung mit Waren und Energie. Im Übrigen sei das auch schon spürbar. Wir können für das Geld, das wir mit unserer Arbeit verdienen, immer weniger kaufen.

„Für die Menschen, die mit 250 bis 500 Euro im Monat auskommen müssen, ist die Krise bereits eine Tatsache, da sie sich auf die grundlegenden Dinge beschränken müssen. Für die Anderen, die 1.500 Euro und mehr verdienen, drückt sich die Krise darin aus, dass sie anfangen, auf einige Luxusgüter zu verzichten und nicht so oft verreisen“, sagt Dobromir Janew und weist darauf hin, dass wir die Krise, historisch betrachtet, mit dem Mangel von irgendetwas verbinden, Lebensmitteln, Strom oder Wasser. Er ist überzeugt, dass eine Einkommenskrise bevorsteht und glaubt nicht, dass es einen Mangel an Waren geben wird. Es gebe seiner Ansicht nach keinen Grund, dass die Elektroenergie in Bulgarien knapp wird, oder andere ähnliche Schwierigkeiten eintreten, davon ist der Finanzexperte überzeugt und findet es gut, dass über die Krise gesprochen wird. Die Menschen haben genug Zeit, Maßnahmen zu ergreifen, um den Schlag abzumildern, der für alle zu unterschiedlichen Zeiten erfolgen wird. Der Finanzexperte ist einverstanden, dass die einfachen Menschen nicht über genügend Hebel verfügen, um der Krise entgegenzuwirken und stellt klar, dass alle Krisen der letzten 10-15 Jahre „importiert“ wurden und nicht von Faktoren im Land selbst verursacht wurden.

„Die aktuelle Krise ist auf den von Russland verursachten Krieg und die Sanktionen, die von der EU und uns als Mitgliedsstaaten verhängt wurden, zurückzuführen. Wir haben uns nicht selbst in diese Krise gebracht. Die Hebel, die Auswirkungen zu mindern und zu begrenzen, liegen in den Händen des Staates und der Regierung“, ist Dobromir Janew kategorisch.

Bedauerlicherweise nutzt unser Land die Verlangsamung des Einflusses der externen Faktoren auf das Leben der bulgarischen Bürger nicht aus. Einer der Gründe ist, dass wir uns in den wirtschaftlich und finanziell schwierigen Jahren permanent in einer politischen Krise und einem politischen Führungswechsel befinden. All das wirkt sich auf den Preis aus, den der Durchschnittsbulgare letztendlich wird zahlen müssen.

Ein Interview von Marjan Iwanow, BNR-Burgas

Übersetzung: Georgetta Janewa

Fotos: Pixabay


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