Weiße Kometen durchschneiden den Himmel, Planeten leuchten purpurrot, Wolken wie aus Puderquasten fliegen umher. Ich reise durch das Weltall und bin bei der Erschaffung der Welt dabei. „Das ist Ilia“, höre ich eine Altstimme, die mich in die Realität zurückholt. Der Traum ist vorbei, die Gemälde an den Wänden fesseln aber weiterhin meinen Blick. Die Wohnung im vierten Stock in einem ruhigen römischen Viertel entpuppt sich als Ort für Eingeweihte. Von dort, wie von einem Weltraumbahnhof, starten die Menschen mit offenen Sinnen in die Unermesslichkeit und treffen irgendwo zwischen Sternen, Planeten und Galaxien auf den schwebenden Geist von Ilia Peikov, dem Bulgaren, der den Weltraum noch vor Gagarins ersten Weltraumflug sah.
„Es war ein wunderschöner roter Sonnenuntergang über dem Witosha-Gebirge. Elia betrachtete die Sonne, bis der letzte Strahl verblasste. An diesem für ihn ungewöhnlichen Sommerabend geschah etwas in seiner Seele." Wir scheinen beide das feurige Licht zu sehen. Hier im alten römischen Haus führt mich Iole Mancini* durch das Universum, das ihr Mann auf seinen Leinwänden erschaffen hat.
Am Anfang war die Liebe zur Kunst. Sie war es, die Ilia Peikov in den 1940er Jahren nach Rom führte, wo sein Bruder Assen bereits einen festen Platz im Künstlerleben hatte.
Der 1911 geborene Künstler, der Planeten, Sterne und Sonnen malte, blieb für immer in der Ewigen Stadt. Jahre später, als er gefragt wurde, ob er an den Tod denke, sagte er: „Ich habe keine Angst zu sterben, es tut mir nur leid, Rom verlassen zu müssen."
In Italien geriet der junge Ilia in den Wirbel der Bohème, von dem er in seiner Heimatstadt Sewliewo nicht einmal geträumt hatte. Zu dieser Zeit hatte sein Bruder Assen bereits ein Atelier in der angesagtesten Straße Roms, der Via Margutta. Seine Begleiter auf lauten Partys sind Vittorio de Sica, Federico Fellini, Ava Gardner. Der Kontakt mit den Stars, die vom Publikum vergöttert wurden, versetzten den wie von einem anderen Stern kommenden Bulgaren buchstäblich in eine fantastische Welt. Auf der Via Margutta, der wahren und einzigen Heimat der Künstler, „erkundete“ Ilia Peikov zum ersten Mal den Himmel mit den neugierigen Augen eines jungen Künstlers.
„Ilia bestätigte mit seinen Gemälden die Bilder, die später aus dem Weltall übermittelt wurden“, sagt Iole Mancini. Die alte Dame zeigt auf die dicht aneinandergereihten Leinwände in den Zimmern und im Flur der kleinen Wohnung. "Sie alle sind Wunder des menschlichen Geistes", sagt sie. In dieser Atmosphäre an der Grenze zum Realen lerne ich die Meisterschaft des Bulgaren kennen, der in Italien als „der Astronaut in der Kunst“ bezeichnet wird, in seiner Heimat aber nur eingefleischten Kunstliebhabern vage bekannt ist.
Die Ölfarben der Gemälde wurden mit Fingern aufgetragen. Der Autodidakt warf seine Pinsel weg, „um durch die Berührung die Lebendigkeit des Materials zu fühlen“, schwelgt Frau Mancini in Erinnerungen. „Mit der Zeit infizierten sich seine Hände und schließlich musste er einen „Vermittler“ zwischen den imaginären Bildern in seinem Kopf und der Leinwand einschalten.
"Ilia mischte gern leuchtende Farben. Rot war seine Lieblingsfarbe“, erzählt Frau Mancini weiter. „Bei einem dieser Versuche entstand das Markenzeichen des Künstlers, ein feuriger Glanz, den der Künstler „Peikov-Rot“ nannte.
Iole Mancini verweilt oft im Atelier ihres Mannes. „Als ich mich im Atelier über seine Schulter lehnte und fragte, was er denn male, antwortete er: "Ich weiß es nicht, ich werde sehen, was mir einfällt", erinnert sich die altehrwürdige Dame und fügt hinzu, dass Tage vergingen, in denen er sich langsam dem endgültigen Bild näherte. „Ilia begann mehrere Leinwände gleichzeitig und jeden Tag, entsprechend seiner momentanen Eingebung, überlagerte er die Farben“, erzählt Iole Mancini.
Als Juri Gagarin von seiner Reise ins All zurückkehrte, glaubte er, der einzige Mensch zu sein, der einen Blick ins Universum geworfen hatte. Als er jedoch in Rom auf Ilias kosmische Landschaften stieß, war er fasziniert und fragte den Künstler wie es möglich ist, das, was in Wirklichkeit ist, auf die Leinwand zu übertragen“. In der Zwischenzeit wurde „Odyssee 2001“ von Stanley Kubrick weltweit in den Kinos gezeigt. Freunde belagerten den „kosmischen Propheten“ mit der Frage, wie es kommt, dass seine Bilder exakt denen des Films entsprechen.
„Er war überzeugt, dass die Bilder seiner Fantasie dort oben existieren“, erklärt Frau Mancini das Wunder. „Er hatte kein Teleskop, deshalb konnte er am Himmel nicht das sehen, was er in seiner Vorstellung sah.“ Für den Kardinal des Vatikans, der eine seiner Ausstellungen besuchte, war es jedoch kein Wunder. „Ilia ist Gott näher als jeder andere Gläubige, deshalb hat er in seinen Gemälden die Geheimnisse des Universums enträtselt“, sagte der Kardinal.
„Ich habe den Ort gemalt, an dem ich eines Tages ruhen werde, wenn ich nicht mehr auf dieser Welt bin“, sagte Ilia Peikov am Ende seiner Tage. „Das Tal des Schweigens“ entstand 1987, ein Jahr vor seinem Tod. Heute befindet sich das Gemälde im Paulanerorden. Die Mönche bewahren auch andere Leinwände auf, die ihnen der Künstler geschenkt hat. Speziell für seine Frau malte Ilia das Bild ein zweites Mal mit der Widmung: „Meiner Freundin auf dem irdischen Weg“.
Italien setzte dem Künstler, der als erster in der Welt den Menschen gezeigt hat, dass sie nur ein Staubkorn im unendlichen Universum sind, ein Denkmal. 2007 stimmte der Stadtrat von Rom zu, einen Platz nach Ilia Peikov zu benennen. Dieser Platz wird für immer an den Bulgaren, Ritter der Italienischen Republik, erinnern, dessen kosmische Gemälde renommierte Galerien und Privatsammlungen auf der ganzen Welt schmücken.
*Das Interview mit Iole Mancini in Rom wurde 1999 gemacht.
Übersetzung: Georgetta Janewa
Fotos: iliapeikov.com, Archiv
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