Der Krieg in der Ukraine, der am 24. Februar 2022 ausbrach, veranlasste Millionen Ukrainer, aus ihrer Heimat zu fliehen und in anderen Ländern Zuflucht zu suchen. In Bulgarien wurde eine Reihe von Kampagnen zur Unterstützung der ukrainischen Flüchtlinge ins Leben gerufen, von denen einige bis heute fortgesetzt werden. Eine der sehr aktiven Organisationen ist "Offene Türen für die Ukraine“, gegründet von dem Ukrainer Andrey Nikolov, der ein IT-Unternehmen in Bulgarien leitet. Bis Mitte Mai letzten Jahres war ihr Ziel, humanitäre Hilfe und Unterstützung für die ukrainischen Flüchtlinge bereitzustellen. Danach begann die Organisation, Ukrainern psychologische Hilfe anzubieten und ukrainischen Schüler die Möglichkeit zu geben, ihre Ausbildung in Bulgarien fortzusetzen. Die ukrainischen Kinder lernen seit Beginn des Krieges online, doch es wurde spürbar, dass sie einen Ort brauchen, an dem sie zusammen sein können, um in der Gemeinschaft den Schock und das Trauma des Krieges, die ihr frühes Leben gezeichnet haben, leichter zu überwinden.
In Sofia wurde am Boulevard Sliwnitsa 188 ein ukrainisches Bildungszentrum gegründet, das seit dem 15. September 2022 in Betrieb ist, gab in einem Interview für den Nationalen Bulgarischen Rundfunk die Koordinatorin des Zentrums, Elena Wolkowa, bekannt.
Derzeit lernen etwa 150 Kinder dort, neue kommen täglich hinzu. Viele der Schüler lernen auch an bulgarischen Schulen. Das Zentrum arbeitet mit der 153. Sportschule „Neofit Rilski“ in Sofia eng zusammen, an der derzeit etwa 40 ukrainische Schüler lernen. Der Unterricht im ukrainischen Zentrum ist ganztägig und findet in zwei Schichten statt, da es nur 10 Räume gibt. Die Kinder lernen online, befinden sich aber im Gebäude. Sie werden von Lehrern aus der Ukraine nach dem ukrainischen Lehrplan in ihrer Muttersprache unterrichten. Zum Bildungsprogramm gehört aber auch der Unterricht in bulgarischer Sprache. Eine unmittelbare Aufgabe, an der bereits gearbeitet wird, ist die Umwandlung des Bildungszentrums in die erste bulgarisch-ukrainische Sekundarschule.
„Für viele Eltern bedeutet die Anmeldung ihrer Kinder im bulgarischen Bildungssystem, dass sie akzeptieren, dass sie nicht in die Ukraine zurückkehren werden. Abgesehen von der Sprachbarriere ist das ihr größtes Hindernis“, sagte die Koordinatorin. „Ein weiteres Problem ist der Unterschied zwischen dem bulgarischen und dem ukrainischen Lehrplan. Die Schüler müssen den Lehrstoff aus dem vorangegangenen Schuljahr lernen und verlieren so ein ganzes Jahr. Zudem hat der Krieg bei den Kindern deutliche Spuren hinterlassen. Sie wollen in einer ukrainischen Umgebung lernen und mit ihren Freunden aus der Ukraine kommunizieren“, sagte Elena Wolkowa und erzählte noch, dass die Kinder das Zentrum trotz der Schwierigkeiten sehr mögen. Sie glaubt, dass es gelungen sei, mit dem Zentrum ein kleines Stück Ukraine in Bulgarien zu schaffen.
„Hier sprechen die Kinder Ukrainisch, feiern die ukrainischen Feiertage, pflegen ihre Traditionen. Das ist wichtig für ein Kind, das in ein fremdes Land mit anderen Traditionen gekommen ist.”
Übersetzung: Antonia Iliewa
Fotos: Facebook / Освітній HUB у м.Софія, Facebook / @SituationalCenterOpenDoors, Privatarchiv
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