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Miroslaw Petkow – erste Trompete des Royal Concertgebouw Orchestra in Amsterdam

Foto: Facebook/ Miro Petkov

Er ist auf einigen der größten Bühnen der Welt aufgetreten und sagt über sich, dass er nicht zu den empfindlichsten Musikern gehört, die vorjedem Konzert Lampenfieber haben. Wenn er aber vor dem Publikum seiner HeimatstadtWarna spielt, sei alles anders. Vor der Familie, den Verwandten und Freunden sei das große Gewicht von Ruhm und Stolz ganz besonders spürbar. Genau das erlebte MiroslawPetkow, erster Trompeter des KöniglichenConcertgebouw Orchesters, vor Kurzem. In der Städtischen Kunstgalerie seiner Heimatstadt Warna fand ein Konzert des Projekts „Neue Musikbühne“ statt, bei dem die virtuose Musikerin und Pianistin Wiktoria Wasilenko dem Publikum ihre Meisterschaft und Emotionen präsentierte. Ein Höhepunkt im Programm war die Weltpremiere der Sonate für Trompete und Klavier „Alpha und Omega“, komponiert von einem weiteren Bulgaren aus Warna mit internationaler Anerkennung – Martin Georgiew, Dirigent des Balletts des Royal Opera House Covent Garden.

„Das Werk hat eine christliche Grundlage und basiert auf dem letzten Buch der Bibel – der Offenbarung des Johannes“, sagte Miroslaw Petkowin einem Interview für Radio Bulgarien. Es sei eine Sonate in neun Sätzen voller Symbolik, erstmals in einem Konzert der Kontraste gespielt, im Einklang mit der Lebensgeschichte des talentierten Bulgaren, der im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen keine Musiker in der Verwandtschaft hat.

„Meine Eltern haben ganz normale Berufe, die ich sehr schätze, weil sie mich immer wieder ins reale Leben zurückholen. Obwohl sie keine professionellen Musiker sind, haben meine Eltern durchaus ein musikalisches Ohr“, scherzt Miroslaw Petkow.

Seine Mutter „hörte“ sein Talent und schrieb ihn im Alter von 11 Jahren an der Nationalen Kunstschule „Dobri Hristow“ in Warna ein. Die wahre Liebe zwischen dem kleinen Miro und der Trompete entbrannte schon in den 1990 iger Jahre durch die Zeichentrickfilme für Kinder.

„Ich habe viele Zeichentrickfilme gesehen, in denen es echte und sehr meisterhaft gespielte Musik mit sehr lauten Blechbläsern gab. Den größten Eindruck machte die Trompete auf mich und ich wollte lernen, auf diesem Instrument zu spielen“, erinnert sich der Musiker.

Bereits nach einem Jahr an der Musikschule nahm Miro erfolgreich an zahlreichen nationalen und internationalen Wettbewerben teil. Heute spielt er verschiedene Arten von Trompeten und sagt, dass die Beziehung und Einstellung zu jeder von ihnen unterschiedlich sei. „Jedes Instrument hat einen anderen Charakter. Es ist, als würde man in bestimmten Situationen anders mit Freunden kommunizieren“, erzählte er uns.

Miro vergleicht den Klang der Trompete mit der Sopranstimme im menschlichen Register. Er besitzt und spielt immer noch eine seiner ersten Trompeten aus der Schule. Ein ganz besonderes Geschenk ist auch die Piccolo-Trompete, die er von der berühmten bulgarischen Popmusikerin Lili Iwanowa erhalten hat.

Im Alter von 18 Jahren begann Miroslaw Petkow sein Studium an der Hochschule für Musik in Detmold als Schüler von Prof. Max Sommerhalder. Miroslaw macht jedoch hitzig die folgende Klarstellung:

„Ich bin zuerst nach Sofia gegangen, weil ich ein entschiedener Gegner des Auslandsstudiums war. Ich sagte mir: Alle gehen ins Ausland, ich werde in Bulgarien bleiben und mich hier weiterentwickeln. Nach sechs Monaten wurde mir jedoch klar, dass ich als junger Mensch auf der Suche nach Weiterentwicklung gehen musste, um meinen Horizont zu erweitern und soließ ich mich in Deutschland nieder.”

Nach seinem Abschluss begann Miro eine internationale Karriere aufzubauen und gewann Preise bei einigen der renommiertesten Blechbläserwettbewerbe der Welt. Von 2012 bis 2016 war er Erster Trompeter am Nationaltheater Mannheim.

„Die Berührung mit großartigen Musikern dort hat mir gezeigt, dass ein erfolgreicher Künstler auch ein unsicherer Mensch voller Fragen sein kann. Große Künstler sind immer auf der Suche nach Weiterentwicklung”, sagt Miroslaw Petkow und fügt hinzu: „Jetzt wird mir klar, dass ich mich als Bulgare am Anfang oft klein gefühlt habe, da ich aus einem so kleinen Land kam. Aber tatsächlich sind unsere Unterschiede viel geringer, als ich dachte. Wir haben in unserer Kultur und Lebensweise auf jeden Fall viel vorzuweisen und sollten uns nicht für den Weg schämen, den wir gegangen sind, um zu dem zu werden, was wir jetzt sind. Jeder Ort hat seine eigenen Probleme und ich versuche einfach, von überall her alles mitzunehmen, was mir gefällt, und von allen Kulturen, Sprachen und Menschen, die ich unterwegs treffe, zu lernen, was ich kann“, sagt der 34-jährige Bulgare.

Das gesamte Verständnis der Bedeutung dieses kulturellen Eklektizismus überträgt Miro heute in die Sprache der Musik. In seinen Werken vermischt er häufig Klassik, Jazz und Folklore. Er ist davon überzeugt, dass authentische Folklore, und zwar nicht nur die bulgarische, eine Brücke zum Verständnis anderer Musikstile darstellt. “Weil die Musik verbunden ist, sie kommt von Menschen und ist für Menschen ”, sagtMiro.

„Folklore repräsentiert die Seele des Volkes. Für mich als Bulgare ist es wichtig, diesen Stil im Ausland zu zeigen, weil ich sehe, dass die Leute ihn mögen. Auch wenn sie nicht immer den Rhythmus verstehen, spüren sie die Dynamik unserer Folklore und ihre Botschaft. Dasist genug.“

Miroslaw Petkow begann seine achte Saison in einem der besten Orchester der Welt – des Royal Concertgebouw Orchesters in Amsterdam. Seine dortige Tätigkeit verbindet er mit einer internationalen Solokarriere und einer Lehrtätigkeit als Professor für Trompete am Konservatorium von Amsterdam. Natürlich sei der Preis für den Erfolg hoch, gibt der Bulgare zu. Oftmals gehen die Verpflichtungen zu Lasten des Privatlebens, des Urlaubs und der Erholung. Seine Tage sind mit nichts anderem als Spielen gefüllt und er vergleicht sein Leben mit einer olympischen Sportart, auf die man sich nur vorbereitet, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.

„Mein größter Erfolg ist, dass ich mit Menschen zusammen sein kann, die mich motivieren und inspirieren, die mich dazu gebracht haben, besser zu werden in dem, was ich tue. Die Preise kommen und gehen. Sie sind eine große Motivation für die Jugend, aber Kunst ist kein Wettbewerb um den ersten, zweiten oder dritten Platz. Wenn man anfängt, sich ernsthaft damit auseinanderzusetzen, wird es zu einer Lebenseinstellung. Und die Lebensweise hängt davon ab, mit welchen Menschen man sich umgibt, um ein vitaler Künstler zu bleiben und Neues zu schaffen.“

Übersetzung: Antonia Iliewa Fotos: Facebook/ Miro Petkov


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