Wie wir uns unser Leben, unsere Lebensweise und unseren Lebensunterhalt in der Nähe geschützter Naturgebiete vorstellen und wie diese Schutzgebiete vor 100 Jahren, vor den Schutzmaßnahmen der Behörden, aussahen – dieses Thema ist Gegenstand der wissenschaftlichen Forschung eines Teams junger bulgarischer Wissenschaftler.
Ihr Projekt trägt den Titel „Leben in Schutzgebieten und Territorien: Herausforderungen, Konflikte, Vorteile“. Seit drei Jahren betreiben sie ethnografische Forschung in diesem Bereich und konzentrieren sich dabei auf die Beziehungen zwischen den Anwohnern und ihren Lebensgrundlagen, Geschäftsinteressen sowie lokalen und staatlichen Regulierungsbehörden – alles vor dem Hintergrund des Naturschutzes.
Wissenschaftler versuchen herauszufinden, wie die Menschen vor Ort die Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf die Natur und ihren Zusammenhang mit natürlichen Ressourcen wahrnehmen und bewerten. Andererseits sind auch die Chancen von Interesse, die geschützte Orte für die Menschen schaffen.
Das Projekt der bulgarischen Forscher tritt in eine neue Phase – ihm ist eine Fotoausstellung gewidmet, die im Gebäude des Instituts für Ethnographie und Folklore der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften in Sofia veranstaltet wird. Darüber hinaus gab es am 5. und 6. Oktober eine wissenschaftliche Konferenz mit großer internationaler Beteiligung.
„Während der Feldforschung waren wir beeindruckt, wie unterschiedlich die Natur für verschiedene Gruppen von Menschen ist, selbst innerhalb einer ländlichen Gemeinde“, so Chefassistent Iwajlo Markow, ein Ethnograph der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften (BAN) und weiter:
„Hirten haben einen Standpunkt in Bezug auf die Tierwelt, Jäger haben einen anderen Standpunkt und Menschen, denen der Schutz der Artenvielfalt am Herzen liegt, haben einen dritten Standpunkt.In Wirklichkeit sind diese natürlichen Gegebenheiten wichtig, aber bei allen auf unterschiedliche Weise. Nach unseren Beobachtungen hat es in den letzten 10-15 Jahren einige Entwicklungen gegeben, was den Naturschutz betrifft. Wir erinnern uns, wie es zu Beginn, als NATURA 2000 eingeführt wurde, viele Proteste gab und die Menschen diesem Netzwerk negativ gegenüberstanden. Jetzt beginnt sich die Stimmung ganz langsam zu ändern, und die örtlichen Gemeinden nutzen die Tatsache, dass ein Gebiet in NATURA 2000 ist, sogar dazu aus, sich großen Infrastrukturprojekten zu widersetzen. Ich selbst komme aus der Region Tran (Westbulgarien) und habe versucht, die Debatten rund um die Eröffnung einer Mine für Gold- und Silbererz zu verfolgen. Eines der Hauptargumente gegen diese Investitionsabsicht war gerade die Tatsache, dass sich in der Nähe NATURA 2000-Schutzgebiete befinden, sowohl gemäß der FFH-Richtlinie als auch der Vogelschutzrichtlinie. Anschließend gründeten die Mitglieder des Initiativkomitees zur Verhinderung dieser Investitionsabsicht ein eigenes Tourismusunternehmen, das seit 4 bis 5 Jahren äußerst aktiv ist und verschiedene Sport- und Tourismusveranstaltungen durchführt. Dadurch hat sich das Gebiet in den letzten Jahren stark verändert. Es ist nun eine Frage der Zeit zu sehen, wie sich diese lokale Initiative in Zukunft entwickeln wird. Deshalb ist unsere Forschung interessant und wichtig, denn sie gibt kein endgültiges Bild, sondern zeichnet wichtige Trends auf.“
Das Thema über das Leben der Menschen in der Nähe von Schutzgebieten ist jedoch für bulgarische Ethnologen innovativ und spezifisch.
„Dieses Thema gibt uns die Möglichkeit, einige der klassischen ethnografischen Themen aus einer neuen Perspektive zu betrachten, zum Beispiel den Lebensunterhalt der Menschen und die verschiedenen Aktivitäten, die sie in den Schutzgebieten dank der dortigen natürlichen Ressourcen durchführen“, erklärte Markow und weiter:
„Der Ressourcenverbrauch muss sich in gewissen Grenzen bewegen, wir dürfen nicht nur nehmen, sondern müssen der Natur auch etwas zurückgeben. Aber wir haben Beispiele dafür, dass es in diesen Bereichen Spannungen zwischen Bürgern, lokaler Verwaltung und staatlicher Verwaltung gibt. Es ist wahr, dass wir uns im Projekt nicht für Fragen im Zusammenhang mit Politik und populären Fällen interessierten. Unser Augenmerk gilt den kleinsten Siedlungen. Eines davon ist das Dorf Eserezbei Schabla. Der Schabla-See liegt anderthalb Kilometer vom Dorf entfernt und war in der Vergangenheit für die Einheimischen von großer Bedeutung. Der See war der Ort, an dem die Teppiche gewaschen wurden, um ihn herum gab es Weiden für das Vieh, das Schilf des Sees wurde als Dachmaterial für die Häuser verwendet. Später, in den 1970er Jahren, wurde eine Regierungsresidenz gebaut, was zu Beschränkungen führte. Für die Menschen dort ist das ein Trauma, denn der Zugang zum See ist begrenzt, ebenso wie das Angeln. Andererseits trägt diese Sperrung jedoch zum Erhalt der Natur bei, so dass die Natur an unserer nördlichen Schwarzmeerküste viel besser erhalten ist als an der südlichen. Dies ermöglicht heute die Entwicklung eines ökologischen, ländlichen Tourismus, und die Menschen sind sich dieses Vorteils bewusst. Eserez ist ein Dorf, in dem die Bevölkerung bereits vor der Pandemie zu wachsen begann. Momentan eröffnen dort neue Gästehäuser, aber es herrscht ein Gleichgewicht und die Bebauung ist im Rahmen des Zulässigen.“
Übersetzung: Antonia Iliewa
Redaktion: Rossiza Radulowa
Fotos: Forschungsprojekt "Leben in Schutzgebieten und Territorien: Herausforderungen, Konflikte, Vorteile", Gemeinde Silistra, BGNES
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