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Dozent Spas Taschew über die Volkszählung in Albanien und ihre Bedeutung für die bulgarische nationale Minderheit

Foto: BTA

Die Volkszählung in Albanien endete am 15. November. Auf Empfehlung der UN und der EU wird vom 20. November bis zum 20. Dezember 2023 eine Umfrage durchgeführt, um die Qualität der Volkszählung zu bewerten.

Das ist die zwölfte Volkszählung seit Erklärung der Unabhängigkeit Albaniens im Jahr 1912, aber die erste, seit der albanische Staat 2017 die Bulgaren offiziell als nationale Minderheit anerkannt hat, weshalb sie in Bulgarien mit besonderem Interesse verfolgt wird. 

„Ich war zum Zeitpunkt der Volkszählung in Albanien und habe von allen Seiten positive Rückmeldungen über die gute Haltung der albanischen Behörden gegenüber der bulgarischen Bevölkerung erhalten“, sagte Dozent Spas Taschew von der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften, Forscher und Autor des kürzlich auf Albanisch erschienenen Buches „Die Bulgaren in Albanien“ und weiter:

„Die Volkszählung sollte eigentlich Ende Oktober abgeschlossen sein, aber sie wurde bis zum 15. November verlängert. Der Grund dafür war die in diesem Zeitraum gemeldete verstärkte Abwanderung der Bevölkerung in die Großstädte, die es den Volkszählern erschwerte, alle albanischen Bürger in diesen Städten zu erreichen. Und genau hier entstand das Problem, das eher ein Problem der bulgarischen Gemeinschaft als des albanischen Staates ist. Es stellte sich heraus, dass Nordmazedonien von seinen Anhängern und von pro-mazedonischen Organisationen, die in den Volkszählungskommissionen vertreten waren, Berichte erhalten hatte, wonach sich über 20 Prozent der Bevölkerung in Mala Prespa als Bulgaren definiert haben. Und wenn eine ethnische Minderheit mehr als 20 Prozent der Bevölkerung eines Gebiets ausmacht, hat sie das Recht, ihre Muttersprache als Amtssprache der Gemeinde zu verwenden. Es wäre gut zu betonen, dass wir über eine Gemeinde sprechen, die bis vor kurzem als zu 100 Prozent von Nordmazedoniern bewohnt galt.“

Das hat, nach den Worten von Dozent Taschew, den Wunsch geweckt, eine Art Zählungstourismus von Nordmazedonien aus zu organisieren:

„Sie versuchten, Besuche mit Bussen von Personen zu organisieren, die in Mala Prespa geboren sind, aber seit 20-30 Jahren in Nordmazedonien leben, damit sich diese an der Volkszählung beteiligen, so dass die Zahl der registrierten Nordmazedonier steigt und der relative Anteil der bulgarischen Bevölkerung unter 20 Prozent sinkt. Jetzt ist die Beschriftung von Straßenschildern etc. in Mala Prespa auf Albanisch und Mazedonisch. Wenn bei der Volkszählung mehr als 20 Prozent Bulgaren gezählt werden, wird alles in drei Sprachen beschriftet, auch auf Bulgarisch. Ich bin mir nicht sicher, ob die eben erwähnte Kampagne erfolgreich war“, sagte Dozent Taschew.

Er informierte auch über einen weiteren beunruhigenden Akt. Während die Volkszählung im Gange war, begannen einige Websites zu behaupten, dass es in Albanien keine Bulgaren gebe und nie gegeben habe.

„Erstens widerspricht eine solche Behauptung dem Recht auf Selbstbestimmung. Schließlich geht es weder Skopje noch irgendjemand anderen, auch mich, nichts an, wie sich die Leute selbst definieren“, erklärte Dozent Taschew. „Es ist offensichtlich, dass es Menschen gibt, die sich als Nordmazedonier fühlen, und niemand in Bulgarien bestreitet ihr Recht, sich als solche zu bezeichnen. Aber es ist auch klar, dass es Menschen mit bulgarischer Identität gibt und es ist nicht die Aufgabe von Skopje, diesen Menschen dies zu verbieten und ihnen zu sagen, dass sie keine Bulgaren seien. Das größere Paradoxon ist die Behauptung, dass es in Albanien nie Bulgaren gegeben habe. Das widerspricht allen statistischen Fakten für diese Region. Bereits in den offiziellen statistischen Aufzeichnungen des Osmanischen Reiches für das Vilayet Bitola, in dem sich der Bezirk Mala Prespa befindet, wird ständig auf die Anwesenheit von Bulgaren hingewiesen. In den Registern von 1891 wurden beispielsweise 4.778 Bulgaren registriert, was  55,7 Prozent der Bevölkerung in Mala Prespa entspricht.


Dozent Spas Taschew zufolge sollten Bulgarien und Nordmazedonien eher zusammenarbeiten, um die sozioökonomischen Probleme dieser Bevölkerung zu lösen.

„In der aktuellen Volkszählung hat jeder die Freiheit zu entscheiden, wie er sich selbst definiert. Und wir danken Albanien dafür, dass es die Voraussetzungen dafür geschaffen hat, dass diese Menschen sich ohne jeglichen Druck zu ihrer Identität äußern können“, fügte der Forscher hinzu. „Die Entfernungen zwischen Albanien und Bulgarien sind nicht groß und es kann eine ganz natürliche Arbeitsmigration stattfinden - saisonal oder längerfristig. Wir können von jetzt an nur positive Auswirkungen erwarten“, so Spas Taschew abschließend.


Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: BTA, Krassimir Martinow, facebook.com/Nasha.Golloborda



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