Auf der Straße zwischen der bulgarischen Hauptstadt Sofia und der Stadt Samokow gegenüber dem Fluss Iskar, in der Nähe der großen malerischen Kurve zwischen den Dörfern Kokaljane und Passarel in der Nähe der Teufelsbrücke, liegt der Hügel Sredobardie.
Dort mündet der Fluss Wedena in den Fluss Iskar und die Berge Losen und Plana treffen aufeinander. Über ihnen erhebt sich das Witoscha-Gebirge. Dort befindet sich auch die Festung Kokaljanski Urwitsch. Sie bewachte die Straße nach Sredez oder dem heutigen Sofia und war ein wichtiges Zentrum des Metallabbaus.
Die Festung wird seit dem letzten Jahrhundert regelmäßig und systematisch von bulgarischen Archäologen untersucht. Im Jahr 2017 wurden am unteren Ende der Festung ein reiches mittelalterliches Kloster und eine Siedlung entdeckt. Sie existierten während der osmanischen Zeit bis ins 17. Jahrhundert.
Seit drei Jahren wird unter der Leitung der Archäologen Dr. Philipp Petrunowund Wiolina Kirjakowa mit Unterstützung des Programms „Kultur“ der Stadt Sofia und des Nationalen Geschichtsmuseums der höchste Teil von Urwitsch, wo sich die Zitadelle befand, untersucht. Archäologen sind auf Funde gestoßen, die lokale Legenden über König Jassen oder Assen und die Verteidigung der Festung im 14. Jahrhundert bestätigen.
„Wir sind auf eine Kirche gestoßen. Sie wurde in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erbaut und funktionierte wahrscheinlich bis zum Ende der Lebensdauer der Festung, vielleicht irgendwo bis zur zweiten Hälfte der 80er Jahre des 14. Jahrhunderts“, sagte der Forscher Philipp Petrunow.
Interessanter an der Kirche selbst ist, dass sie als Grabkirche gebaut wurde, um die sterblichen Überreste des Statthalters der Festung aufzubewahren.
Sie wurde als Kirche für den Statthalter erbaut und dann in sein Grab umgewandelt. Der anthropologischen Analyse zufolge handelt es sich dabei um einen zwischen 45 und 55 Jahre alten Mann. Er wurde äußerst bescheiden begraben, aber allein die Ernennung der Kirche zu seiner ewigen Ruhestätte ist ein Hinweis auf seinen hohen Status in der Festung.
Markierungen am Boden der Kirche führten Archäologen zur Entdeckung eines zweiten Grabes im Narthex (Vorhalle) der Kirche.
„Hier wurde ein jüngerer Mann im Alter zwischen 18 und 30 Jahren begraben. Ihm wurde ein massiver Silberring mit Goldbeschlag beigelegt – ein Geschenk, wahrscheinlich als repräsentatives Symbol im Namen von Zar Iwan Alexander. Die Beerdigung dieses jungen Herrn fand hier in der Zeit nach 1371 statt. Vermutlich hat er das Recht, die Stadt zu regieren, vom Verstorbenen erhalten, für den die Kirche selbst als Grabkirche errichtet wurde“, erzählte Philipp Petrunow.
Der Forscher geht davon aus, dass der jüngere Statthalter irgendwann zwischen 1360 und 1365 die Macht in Urwitsch übernommen hat.
“Laut Prof. Konstantin Dotschew, einem führenden Spezialisten für Heraldik und Symbolik des Zweiten Bulgarischen Königreichs, müsste die eigentliche Anfertigung des Rings in die 60er und 80er Jahre des 14. Jahrhunderts zurückreichen. Das heißt, aus zwei unterschiedlichen Ansätzen gelangen wir zu denselben Daten über den Wiederaufbau des Tempels als Kirche, als Grabkirche und die Bestattung der sterblichen Überreste zweier Statthalter“, sagte Philipp Petrunow und fügte hinzu:
„In der Zitadelle von Kokaljanski Urwitsch lebten die Aristokraten, die für die Verwaltung aller Aktivitäten im Zusammenhang mit der Verteidigung des Passes nach Sredez verantwortlich waren.Sie waren wahrscheinlich auch mit Produktionsaktivitäten beschäftigt, denn wir entdeckten einen an die Kirche angeschlossenen Produktionsofen, der parallel zur Kirche selbst und dem gesamten Komplex funktioniert haben muss.”
Als Arbeitshypothese können wir davon ausgehen, dass im Zusammenhang mit der Bewaffnung einer Armee und der Beschaffung von Lebensmitteln bereits in den 50er oder spätestens in den 60er Jahren des 14. Jahrhunderts eine Familie aus Tarnowo nach Urwitsch geschickt wurde und in dieser Zitadelle lebte.
Die Familie hatte aktive diplomatische Kontakte zum Königreich Widin, da wir über eine beträchtliche Menge Münzen von Iwan Strazimir verfügen.
Eine detaillierte Analyse aller Funde aus der Saison 2024 steht noch aus.
In der Kirche Nr. 2 wurden außerdem ein sehr fein gearbeiteter Schlüssel aus einem Spendentresor und sowie mehrere äußerst schöne silberne Elemente von Kleidungsschmuck sowie Haarschmuck gefunden. Ob es sich hierbei um das Grab einer Frau handelt, muss noch geklärt werden.
Zuvor wurde in einem anderen Grab ein massiver Silberring gefunden. Bereits 2021 wurde ein Grab einer Frau mit äußerst luxuriösem Ohrschmuck entdeckt, wie er bisher nur in Zarewez in Tarnowo gefunden wurde. Sie alle werfen zusammen mit der Grabkirche die Frage auf, wer die in der Zitadelle von Urwitsch begrabenen Adligen sind und in welcher Verbindung sie zur herrschenden Dynastie der Assenewzi stehen?
Übersetzung: Antonia Iliewa
Redaktion: Rossiza Radulowa
Fotos: Nationales Geschichtsmuseum, BGNES
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