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Alexandra Karastoyanova-Hermentin zählt zu den weltweit anerkannten zeitgenössischen Komponisten

Bulgarische Komponistin erhält Salzburger Staatspreis für Kunst und Kultur

Foto: alexandrakarastoyanovahermentin.at

Die österreichische Stadt Salzburg verlieh kürzlich ihre höchste Auszeichnung im Bereich Kunst und Kultur an die in Bulgarien geborene Komponistin Alexandra Karastoyanova-Hermentin.

Der Große Kunstpreis des Landes Salzburg ist der zweite Staatspreis, den Alexandra Karastoyanova-Hermentin in Österreich erhalten hat. Die Bulgarin ist bisher die einzige Frau, die mit der alle vier Jahre verliehenen Auszeichnung im Bereich Musik geehrt wurde.

“Dies ist ein großartiger Preis, der für die Gesamtkreativität und den Beitrag zum kulturellen Leben verliehen wird“, erklärte die Komponistin gegenüber Radio Bulgarien. “Der Preis wird an eine Person verliehen, die in Salzburg geboren wurde oder in der Stadt gelebt und gearbeitet hat. In meinem Fall mag die kreative Seite überwogen haben, weil ich 2002 nach Wien gezogen bin. Seitdem sind viele meiner Werke aufgeführt worden und ich habe intensiv mit der Salzburger Musikszene zusammengearbeitet.“

Wie nimmt das Publikum in der Stadt des klassischen Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart die zeitgenössische Musik wahr, zu der auch Alexandra Karastoyanova-Hermentin beigetragen hat? „Mit vollen Sälen und begeisterten Reaktionen des Publikums“, sagte sie. Das passiert auch bei der Preisverleihung, wo die Komponistin etwas Langsames, Lyrisches und mit vielen bulgarischen Elementen präsentiert.

„Mari Mamo“ ist ein Trio für Flöte, Violine und Schlagzeug, in dem ich in bulgarische Musikschichten eintauche”, erzählte Alexandra Karastoyanova-Hermentin über das aufgeführte Werk und sagte noch: “Ich habe viel Feedback vom Publikum bekommen - Leute, die nicht professionell Musik machen, waren ganz gerührt.“

Alexandra Karastoyanova-Hermentin begann im Alter von sechs Jahren an der Moskauer Konservatoriumsschule mit dem Klavierspiel. Es folgten ein Musikstudium in der russischen Hauptstadt, ein Umzug nach Sofia und der natürliche Übergang zur Nationalen Musikschule „Ljubomir Pipkow“ und der Musikakademie.

An der Universität Mozarteum Salzburg hatte Alexandra Karastoyanova-Hermentin die Ehre, Klavier bei Alfons Kontarsky und Komposition bei Bogusław Schaeffer zu studieren. In der österreichischen Stadt machte sie ihre ersten ernsthaften pianistischen Auftritte und professionellen Kompositionsversuche.

„Meine allererste Komposition habe ich geschrieben, als ich 6 Jahre alt war - damals hörte ich ständig das Signal des verbotenen Senders „Voice of America“. Ich hatte Variationen über dieses Thema geschrieben, von denen ich nicht weiß, wo sie jetzt sind. Natürlich habe ich das mit Hilfe meiner Eltern gemacht, denn in diesem Alter kann man sie nicht auf ein Notenblatt niederschreiben“, erinnerte sich Alexandra Karastoyanova-Hermentin.

Viele ihrer Werke werden in Salzburg aufgeführt. Anlässlich des 250. Geburtstages des genialen Salzburger Komponisten Mozart erhielt Alexandra Karastoyanova-Hermentin einen Auftrag für das Orchesterwerk “Annäherung”, dessen Einspielung - wiederum unter der Leitung von Johannes Kalitzke - im Rahmen der jährlichen Viva!Mozart-Ausstellung gespielt wurde, die von Bundespräsident Heinz Fischer eröffnet und von 219.000 Menschen besucht wurde.

Alexandra Karastoyanova-Hermentin schreibt hauptsächlich Orchestermusik und Werke für Kammerensembles und Solisten.

Die Komponistin sagte, dass sie sich in ihrer Arbeit mit wechselnden Zuständen auseinandersetzt, zum Beispiel Spannung mit Ruhe. Sie bringt dramaturgische Gedanken in ihre Werke ein und schafft  Voraussetzungen dafür, dass die Musiker ihre Stärken zum Ausdruck bringen können. An erster Stelle steht für sie die emotionale Expression der Werke, an zweiter Stelle die Virtuosität, mit der die Instrumentalisten bei der Interpretation des zeitgenössischen Werkes hervorstechen können.

„Als ich zu Bogusław Schaeffer kam, der einer der großen Experimentalisten des 20. Jahrhunderts ist, hat er meine Ansichten völlig verändert“, erzählte Alexandra Karastoyanova-Hermentin und fügte hinzu: “Ich begann, nicht nur das Intuitive - eines der wichtigsten Elemente für mich -, sondern auch das Rationale und das Gleichgewicht zwischen beiden zu überdenken. Es gibt einen dritten Aspekt in meinen Kompositionen - eine Art kontrollierbarer Intuition, die sich einer rationalen Erklärung entzieht.”

Der Komponistin zufolge ist es auch wichtig, nicht nur in die Zukunft zu blicken, sondern auch eine Kontinuität mit der Vergangenheit herzustellen.

Und gibt es auch ein Stück Bulgarien in ihrer Musik?

„Der Moment, ein bulgarisches Werk zu nehmen und zu bearbeiten, hat mich immer gestört“, antwortete Alexandra Karastoyanova-Hermentin und sagte noch: „Viele Jahre lang hat es mich abgestoßen, aber allmählich habe ich begonnen, mich der Folklore auf sehr subtile und raffinierte Weise zu nähern, denn man muss vorsichtig sein, wenn man mit anderen Stilistiken arbeitet.Deshalb wollte ich nicht in diese Richtung gehen, bis 2009, als ich “MariMamo” schrieb. In meinen Werken habe ich sehr kleine Fragmente, die mit bulgarischer Volksmusik zu tun haben.”

Wenn wir die Metapher vom Propheten und seiner Heimat verwenden („Nirgends hat ein Prophet so wenig Ansehen wie in seiner Heimat“), wird Alexandra Karastoyanova-Hermentins „Stimme“ in Bulgarien leider zu selten gehört. Sie erklärt dies mit der Tatsache, dass sie in einem anderen Land lebt und sich selbst als „inaktive Person“ bezeichnet.

„Es ist sehr wichtig, dass die Gesellschaft anfängt, über Komponisten nachzudenken und dass sie einen sehr langen Weg zum Erfolg zurücklegen müssen. Deshalb brauchen wir Ermutigungsmechanismen, egal wo wir sind. Wir mögen in der Gesellschaft ein Tropfen auf dem heißen Stein sein, aber wir sollten nicht vergessen, dass das, was wir tun, ein riesiger Ozean ist”, sagte Alexandra Karastoyanova-Hermentin zum Schluss.

Für das Jahr 2025 stehen für Alexandra Karastoyanova-Hermentins folgende Engagements auf dem Programm: ein Trio für ein israelisches Ensemble, ein Werk für Kammerorchester in Estland und Auftritte im Konzerthaus Berlin. Hoffentlich kommt noch mindestens ein Original-Konzert in der Heimat hinzu.

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Übersetzung: Antonia Iliewa

Redaktion: Rossiza Radulowa

Fotos: alexandrakarastoyanovahermentin.at, Facebook /Alexandra Karastoyanova-Hermentins


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