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Simeon Sachskoburgotski: Die jungen und wissbegierigen Bulgaren sind heute das Kapital des Landes

Simeon von Sachsen Coburg und Gotha
Foto: Facebook /Zar Simeon II.

Ein Jahr der politischen Instabilität und der Konfrontationen, bei denen es nicht so sehr um Ideen für einen Ausweg aus den langjährigen Machtkämpfen ging,  sondern um das persönliche Ego und die persönlichen Vorteile. So sah das Jahr 2024 in politischer Hinsicht aus. Und trotzdem hat Bulgarien Dank der Arbeit mehrerer Regierungen in diesem turbulenten Jahr eines seiner nationalen Ziele erreicht - die Vollmitgliedschaft im Schengen-Raum. Wie es weitergeht, hängt von den Visionen und der Vernunft der politischen Klasse ab. 


In diesen schwierigen Zeiten muss unser Land mehr denn je vereint sein und es braucht ein großes Ziel, an das alle glauben und dem alle folgen, ist Simeon von Sachsen, Coburg und Gotha (Simeon Sachskoburgotski), Zar der Bulgaren in der Zeit von 1943 bis 1946 und Premierminister des Landes von 2001 bis 2005, kategorisch. 



„Ich möchte eine prosperierende bulgarische Gesellschaft sehen. Das ist in Anbetracht der technischen Möglichkeiten von heute ein Ziel, das zu erreichen ist, doch wir alle brauchen etwas, das uns motiviert. Stellen Sie sich vor, was für eine großartige Herausforderung es wäre, wenn die Menschen sagen würden: „Wir werden so lange nicht aufhören, bis wir etwas erreicht haben!“ Das ist ein Traum, aber ich hoffe, dass er bald wahr werden wird und nicht erst nach drei oder vier Generationen“, sagte Simeon Sachskoburgotski im Videocast „Es spricht…“ des BNR, der dem Werk seines Vaters, Zar Boris III., gewidmet ist. Am 30. Januar 2025 jährt sich der Geburtstag des Monarchen zum 131. Mal. 



Der ehemalige Ministerpräsident hat es bei seinen bisherigen Interviews gemieden, Persönlichkeiten oder Prozesse in unserem Land zu bewerten. Sein Exklusivinterview für den BNR verdient in Anbetracht der Notwendigkeit für die Formulierung von neuen nationalen Zielen gebührende Aufmerksamkeit. Während der beiden Regierungen, an denen die von Simeon Sachskoburgotski gegründete Partei, NDSW, beteiligt war, hat Bulgarien zwei Prioritäten erreicht - den Beitritt zur NATO und zur EU. 



Simeon Sachskoburgotski ist fest überzeugt, dass das bulgarische Volk trotz des Pessimismus und der Erschütterungen der letzten Jahre, in der Lage ist, aufzustehen und sein Dasein zu verändern. 
„Bulgarien hat seinen festen Platz in der EU und wird bestehen. Die EU-Mitgliedschaft ist eine zusätzliche Garantie dafür. In dieser Hinsicht mache ich mir keine Sorgen. Geschichtlich betrachtet, sind die Schwierigkeiten, die wir jetzt durchmachen, nur ein Augenblick. Aber wenn wir in 20 Jahren zurückblicken oder nach vorne schauen, werden uns viele dieser Sorgen oder Befürchtungen als nicht gerechtfertigt erscheinen. Ich bin der Meinung, dass die Situation für Arm und Reich in allen Ländern gleich ist. Die Frage ist, wie die Menschen in die Zukunft blicken und ob sie an einem Strang ziehen. Ich bin der Meinung, dass wir hier in diesen über 30 Jahren viel mehr hätten erreichen können, wenn wir geeint wären“, kommentierte Sachskoburgotski und fügte hinzu, dass Bulgarien neben seinen natürlichen Ressourcen einen weiteren, viel wertvolleren Reichtum besitzt und das sind die jungen und wissbegierigen Bulgaren, die unser Heimatland mit ihrem Können international bekannt machnen.



„Es gibt hier alle möglichen Alternativen und Perspektiven, und die Menschen selbst haben einen höheren Standard, einen überdurchschnittlichen Standard im Vergleich zu vielen anderen Ländern, die ich gesehen und in denen ich gelebt habe. Wir sind Spezialisten darin, uns selbst zu geißeln, aber wenn man sich umschaut und die Ergebnisse unserer jungen Leute sieht, die im Rahmen verschiedener Programme im Ausland studieren, ist es phänomenal zu sehen, mit welchen Ergebnissen sie zurückkommen. Ich glaube, dass wir in dieser Hinsicht viel reicher sind, als wir denken“, so der ehemalige Premierminister.
Die Idee der Vereinigung ist nicht neu, aber immer noch aktuell. Bereits 2014 ermutigte Simeon Sachskoburgotski in einer Rede anlässlich der Präsentation seines autobiografischen Buches „Ein außergewöhnliches Schicksal“ unsere Gesellschaft, das zu finden, was sie vereinen könnte.

Simeon Sachskoburgotski bei der Buchpräsentation „Ein ungewöhnliches Schicksal“, 2014
„Ich erinnere mich, dass es in Polen in nicht ganz einfachen Zeiten ein einziges Wort war, das Leben in die Gesellschaft brachte und alle mobilisierte. Es war das Wort Solidarität, und wir wissen, was es bewirkt hat. Es wäre großartig, wenn wir alle darüber nachdenken und gemeinsam das Wort finden, das uns vereint!“, sagte Simeon Sachskoburgotski damals.
Welches das verbindende Wort für Bulgarien sein wird, und ob wir in der Lage sein werden, unsere Sichtweise auf die Geschehnisse im Land zu ändern - das hängt von uns ab, nicht so sehr von den Politikern. 

Interview: Slatko Zhelew 
Text: Joan Kolew
Fotos: X /@BGPermRepEU, Reuters, Facebook /Paraskewa Georgiewa, BGNES
Übersetzung: Georgetta Janewa



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