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Inmitten der Sommersaison – wie sehen Gastronomen und Kunden die Währungsumstellung?

Foto: pixabay

Die Sommersaison läuft in Bulgarien auf Hochtouren und nicht nur die Schwarzmeerküste ist voller Touristen aus dem In- und Ausland. Abgesehen von den All-inclusive-Hotels ist der Urlaub mit einem erheblichen Budget für die Verpflegung verbunden. Die Preiserhöhungen in den Restaurants sind deutlich spürbar, nicht nur in den Ferienorten.

Zum Teil kann diese Preiserhöhung durch die Wiederherstellung der Mehrwertsteuer auf 20 % erklärt werden, die während der Covid-Pandemie auf 9 % herabgesetzt war, sowie durch den Anstieg der Lebensmittelpreise und des Mindestlohns im Land, der seit Jahresbeginn bei 550 Euro liegt.

Ein Team von Radio Bulgarien hat mit Restaurantbesuchern in der Hauptstadt gesprochen, um herauszufinden, wie stark sie die Preiserhöhungen spüren und ob sie nach der Einführung der gemeinsamen europäischen Währung einen noch größeren Anstieg befürchten. Unter ihnen waren auch Menschen, für die Bulgarien nur ein Sommerreiseziel ist.


Klement ist 20 Jahre alt. Seine Mutter ist Österreicherin und sein Vater Bulgare. Er lebt und arbeitet in Großbritannien, kommt aber regelmäßig in sein Heimatland. Er befürwortet, dass der bulgarische Lew erhalten bleibt, und vermerkt, dass er einen Preisanstieg in den Restaurants spürt, aber nicht nur in Bulgarien.

„Ich lebe im Vereinigten Königreich und bin vielleicht nicht die richtige Person, die beurteilen kann, ob und wie diese Veränderungen wahrgenommen werden. Ich bin aber ein großer Befürworter der Beibehaltung des bulgarischen Lew und halte die Einführung des Euro für falsch. Wenn es ein Referendum zu dieser Frage gäbe, würde ich mit beiden Händen dafür stimmen. Sowohl in Bulgarien als auch im Vereinigten Königreich spürt man aber den Anstieg der Preise."


Dorothea wurde in Bulgarien geboren, hat aber den größten Teil ihres bewussten Lebens in den USA verbracht, weshalb die Kommunikation auf Englisch für sie einfacher.

„Es fällt mir schwer, eine Meinung zu äußern, da ich nicht zu denen gehöre, die mit den Folgen der Einführung des Euro zu kämpfen haben werden, aber ich unterstütze die Währungsumstellung. Ich denke, dass die Europäische Union die Lebensqualität der Menschen verbessert hat und sich um den Preisanstieg und die mögliche Verschlechterung der Lebensqualität Sorgen macht“, sagt die 22-jährige Dorothea.

Wir trafen auch den den 39-jährigen Devis aus Australien, der von Beruf Schweißer ist und mit seiner Freundin auf einer dreitägigen Reise durch Bulgaren unterwegs ist. Wenn er hier die Preise in den Restaurants mit denen in seinem Heimatland vergleicht, findet er, dass sie sehr niedrig sind.

„Aus wirtschaftlicher Sicht finde ich es hier sehr günstig was das Ausgehen betrifft. Die Preise für Getränke sind um ca. 50 Prozent niedriger. Für Zigaretten zahlt man ein Fünftel des Preises in Australien oder sogar noch weniger. Lebensmittel sind ebenfalls mindestens halb so teuer wie in Australien. Ich bin mir nicht sicher, wie das Verhältnis zwischen Preisen und Löhnen ist, aber als Australier mit einem durchschnittlichen Einkommen finde ich, dass es in Bulgarien viel günstiger ist.“


Die Gastronomie in Bulgarien hat kein Problem mit der Einführung des Euro Anfang 2026 oder mit der Angabe der Preise in zwei Währungen, wie es seit dem 8. August dieses Jahres vorgeschrieben ist. "Es gibt jedoch ein anderes Problem – die Umstellung der Kassenapparate", sagt der Vorsitzende des bulgarischen Gaststättenverbands Richard Alibegow im Interview für Radio Bulgarien.

Richard Alibegow

„Es geht nicht darum, dass die Wirtschaft nicht bereit ist, denn die Umstellung hängt ausschließlich von den lizenzierten Unternehmen ab, die die Kassenapparate liefern. Was von uns abhängt, haben wir bereits getan“, betont Alibegow.

Der Besitzer eines kleinen Restaurants im Hauptstadtviertel „Mladost“ ist über den Anstieg der Preise und die unzureichende Maßnahmen seitens des Staates empört. Er selbst unterstützt die Einführung der einheitlichen europäischen Währung, spart jedoch nicht mit Kritik.

„Leider trifft der Staat keine Entscheidungen, sondern regelt lediglich, wann Preise in Lewa und in Euro angegeben werden müssen. Meiner Meinung nach trifft der Staat in den meisten Fällen eine falsche Entscheidung“, sagt der Unternehmer Nikolaj Karadimow und nennt als Beispiel die Pflicht, die Preise von Waren und Dienstleistungen in beiden Währungen bereits ab August anzugeben. „Wenn möglich, sollte für all diese nicht lebensnotwendigen Maßnahmen eine Übergangsfrist gewährt werden, zumindest bis zum 1. Januar.“ 

Die Übergangsfrist für die Umstellung der Kassenapparate im Land läuft bis zum 8. Oktober dieses Jahres. Danach werden die Kontrollbehörden Sanktionen verhängen, wenn die Preise für Waren und Dienstleistungen nicht in beiden Währungen – Lew und Euro – angegeben ist. Und wir als Verbraucher sollten schneller lernen, die Preise in Lewa durch 1,95583 zu teilen.


Übersetzt und veröffentlicht von Georgetta Janewa

Fotos: BTA, Pixabay, Pexels, BGNES, Ani Petrowa




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