Holzhäuser, die sich an staubige Gassen schmiegen, ein plätschernder Bach und ein Kranz aus Eichen- und Buchenwäldern in der Umgebung – das Dorf Medwen gleicht einem Bild aus einem Märchenbuch. Während die benachbarten Orte Kotel und Scherawna Scharen von Touristen anziehen, bleibt Medwen abseits der ausgetretenen Pfade – ein stiller Ort mit nicht weniger authentischer Atmosphäre aus der Zeit der nationalen Wiedergeburt. Gegründet im 16. Jahrhundert, erzählt das im Kotel-Balkan gelegene Dorf von den Bewohnern, die Tuch für die osmanische Armee sowie Holzwebstühle und Fässer herstellten. In der Kirche „Hl. Marina“, die 1882 errichtet wurde, wird bis heute eine Ikone der Heiligen bewahrt, die das Niederbrennen des früheren Gotteshauses durch die Osmanen wie durch ein Wunder überstand. Die Vorsitzende des Kulturhauses „Iswor 1882“, Doz. Dr. Smilena Smilkowa, berichtete:
„Ich habe in all den Jahren die Möglichkeit, einen Teil meiner Zeit hier zu verbringen. Mein persönliches Empfinden ist, dass ich mich in einem Paradies befinde – wegen der Schönheit der Natur, der Ruhe und der Stille. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebten in Medwen etwa 1.000 Menschen, was keine geringe Zahl ist. Es gab mindestens 20 Wirtshäuser, wahrscheinlich auch mehr Läden. Das Leben war sehr lebendig. Mit der Zeit verließen jedoch immer mehr Menschen den Ort, und zu Beginn des 21. Jahrhunderts waren im Wählerverzeichnis nur noch 98 Einwohner eingetragen. Natürlich gibt es auch Menschen, die hier Verwandte haben und Häuser besitzen. Vor allem im Sommer erwacht das Dorf wieder zum Leben und erreicht eine Zahl von 150 bis 200 Bewohnern.“
Die Häuser in Medwen sind auf steinernen Fundamenten errichtet, darüber liegen waagerecht angeordnete Holzbalken. Innenliegende Holzläden an den Fenstern verleihen ihnen eine Atmosphäre von Geborgenheit und Sicherheit. Besonders beeindruckend ist die hölzerne „Soba“ – ein Wohnraum mit Einbauschränken und dem obligatorischen Ikonostasen an der Ostwand. Hier befanden sich das Feuer, der weite Sitz- und Schlafplatz „Mensofa“ sowie Haken an den Decken, an denen Kinderwiegen befestigt wurden.
„Ich selbst lebe in einem solchen Haus, das wohl über 150 Jahre alt ist. Viele Häuser im Dorf sind entweder vollständig authentisch oder haben ihr ursprüngliches Aussehen bewahrt. Jedes Mal, wenn ich sie sehe, bewundere ich das Talent und die Genialität des bulgarischen Meisters. In der Zeit der nationalen Wiedergeburt wurden die Häuser mit Materialien aus den umliegenden Laub- und Nadelwäldern gebaut. Die Eingangstüren sind meist zweiflügelig. Interessant ist auch, dass die Häuser über zwei Eingänge oder Ausgänge verfügen. Wahrscheinlich entsprach das den Gegebenheiten der Zeit, in der sie gebaut wurden, und sollte den Bewohnern im Notfall die Flucht erleichtern“, so Smilkowa.
Heute stehen einige der Medwener Häuser leer und verfallen allmählich, andere wurden restauriert und dienen ihren Besitzern als Ferienhäuser, wieder andere sind zu gemütlichen Gästehäusern umgestaltet. Medwen besitzt auch ein Museum:
„1850 wurde in Medwen Sacharij Stojanow geboren – ein bulgarischer Revolutionär, Politiker, Journalist und Schriftsteller. Später richtete man im Dorf ein Museum zu Ehren dieser bedeutenden Persönlichkeit ein. Zwar handelt es sich nicht um sein Geburtshaus, doch es gibt stets Besucher. Ein weiteres beliebtes Ausflugsziel ist die Natursehenswürdigkeit ‚Blaues Becken‘, rund 20 bis 30 Minuten Fußweg vom Dorf entfernt, mit einem herrlichen Wasserfall, der in ein tiefes Becken stürzt – etwa acht Meter tief. Für die Bewohner von Medwen ist dies ihr natürlicher ‚Badestrand‘. Jeden Sommer kommen zahlreiche Menschen dorthin, baden und springen mutig von den hohen Felsen ins Wasser. Ein attraktiver Ort – Teil der Schönheit der Natur rund um Medwen“, sagte abschließend Doz. Dr. Smilkowa.
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Autorin: Weneta Nikolowa
Übersetzt und veröffentlicht von Lyubomir Kolarov
Fotos: Weneta Nikolowa
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