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Von den Rhodopen bis zum Balkangebirge – Reittourismus als verborgenes Juwel Bulgariens

Foto: Pengiun Travel

Reittouren sind eine ungewöhnliche, aber faszinierende Möglichkeit, Bulgarien kennenzulernen. Die Routen führen oft durch Gebiete, die für den Massentourismus unzugänglich sind, und bieten zugleich Abenteuer und kulturelle Erlebnisse.

Eine Reitwoche in Bulgarien kostet zwischen 1.200 und 1.500 Euro – inklusive Übernachtungen in gemütlichen Gästehäusern. Für jene, die mehr Komfort bevorzugen, gibt es Varianten mit Hotelaufenthalten, Spa- oder Mineralbädern, deren Preis naturgemäß höher liegt, erklärte Dimitar Popow, Vorsitzender der Bulgarischen Vereinigung für nachhaltigen Tourismus.


Diese Art des Reisens zieht zunehmend Gäste aus Westeuropa an. Es handelt sich nicht um den typischen Sommerurlaub, sondern um eine spezialisierte Nische, in der Bulgarien über deutliche Wettbewerbsvorteile verfügt. „Pferde spielten in unserer Geschichte und Tradition schon seit den Urbulgaren eine wichtige Rolle und sind eng mit dem bulgarischen Alltagsleben verbunden“, betonte Popow im Gespräch mit dem Bulgarischen Nationalen Rundfunk und ergänzte:


„In den letzten Jahren ist ein starkes Wachstum zu verzeichnen – immer mehr neue Reitstationen entstehen. Natürlich dienen einige davon dem Reitsport, doch laut Schätzungen unserer Vereinigung bieten mindestens hundert Reitbasen im Land Reittourismus an – ob ein-, zwei- oder dreitägige Touren. Das ist ein großer Vorteil. Reittourismus ist kein billiges Vergnügen. Zudem werden die Routen oft mit kulturhistorischen Stätten, Weinverkostungen oder Spa-Angeboten kombiniert. Die Gäste gehören der mittleren und gehobenen Einkommensschicht an, viele besitzen selbst Pferde. Sie suchen Qualität statt Masse und hinterlassen im Gegensatz zum Sommertourismus erhebliche Einnahmen im Land.“


Die Hauptstrecken liegen in den Gebirgsregionen, wo erfahrene Reiter im Trab oder Galopp weite Distanzen zurücklegen können. Reitstationen gibt es sogar in der Nähe von Sofia. „Eineinhalb Stunden von der Hauptstadt entfernt befindet man sich bereits in unberührter Natur – man kann dort sogar einem frei umherstreifenden Bären begegnen! Wo sonst in Europa gibt es das?“, fragte Popow rhetorisch und fügte hinzu, dass ideale Bedingungen für Reittouren nicht nur in den Bergen rund um Sofia, sondern vor allem im Balkangebirge, im Rila- und im Pirin-Gebirge herrschen.

Gloschene-Kloster

Besonders gefragt sind Touren im Elena-Balkan mit Besuchen von Klöstern wie dem Gloschener Kloster sowie Reitrouten durch die Rhodopen. Dimitar Popow beschrieb die Wettbewerbsvorteile des bulgarischen Reittourismus so:

„In Fachkreisen wird Bulgarien häufig als das ‚europäische Mongolei‘ bezeichnet. Wir haben hier keine Zäune. Ich bin in Italien und Spanien geritten – überall ist Privatbesitz streng abgegrenzt. Bei uns hingegen kann man einfach durch Obstgärten reiten, im Trab oder Galopp über offene Flächen, ohne künstliche Barrieren. Das ist für Reittouren von unschätzbarem Wert.“


Das wirtschaftliche Profil dieser Form des Tourismus zeichnet sich durch hohe Wertschöpfung aus – neben dem Reiten selbst geben die Besucher beträchtliche Summen für Unterkünfte in Gästehäusern, Weinverkostungen und Spa-Behandlungen aus. Die meisten Gäste sind wohlhabende Westeuropäer, die Abenteuer und den Kontakt mit einer anderen Kultur suchen.


Die Hauptmärkte für Reittourismus in Bulgarien sind Großbritannien, Deutschland, Österreich und Frankreich. Auch aus Polen und Tschechien ist ein wachsendes Interesse zu beobachten. Dafür braucht es jedoch gezielte Werbung und eine klar ausgerichtete staatliche Politik, damit unser Land auf den Weltmärkten als Reittourismus-Destination sichtbar wird. Bulgarien ist beispielsweise auf den großen Pferdemessen in Spanien oder Italien gar nicht vertreten, wo Reitstationen ihre Angebote vorstellen. Leider fehlt der Reittourismus bislang als Priorität in der nationalen Tourismusstrategie und in der Landeswerbung“, so Popow abschließend.


Autorin: Weneta Nikolowa

Übersetzt und veröffentlicht von Lyubomir Kolarov

Fotos: Pengiun Travel



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