Der Bulgarische Nationale Rundfunk war erstmals Gastgeber der Jahreskonferenz der Internationalen Vereinigung der öffentlich-rechtlichen Medien (Public Broadcasters International). Daran nahmen Leiter und Vertreter öffentlicher Rundfunk- und Fernsehanstalten aus 24 Ländern teil, darunter aus Großbritannien, Frankreich, Spanien, den USA, Kanada, Südkorea, Singapur, Australien und anderen Staaten.
Das von den Gastgebern gewählte Motto lautete „Die öffentlich-rechtlichen Medien – die Kraft der Argumente“. Vom 20. bis 22. Oktober wurden in Sofia grundlegende Fragen wie Meinungsfreiheit, Unabhängigkeit, Krisen und Finanzierung der öffentlich-rechtlichen Medien, aber auch aktuelle Themen wie die Gewinnung junger Zielgruppen, Tarifverhandlungen, die Vereinigten Staaten unter Donald Trump u. a. Diskutiert.

„Die Internationale Vereinigung der öffentlich-rechtlichen Medien bleibt eine einzigartige Plattform für den Austausch von Erkenntnissen, für die Bewältigung von Herausforderungen und die Bestätigung unseres gemeinsamen Engagements für die Werte des öffentlichen Interesses“, erklärte Milen Mitew, Generaldirektor des Bulgarischen Nationalen Rundfunks und Gastgeber der Konferenz.
„Unsere Aufgabe wird immer schwieriger, weil die verschiedenen Publikumsgruppen immer unterschiedlichere, oft sogar widersprüchliche Dinge verlangen. Doch wir versuchen weiterhin, einen Raum zu schaffen, in dem jede Stimme gehört werden kann“, sagte Mitew in einem Interview für Radio Bulgarien.
„Was uns weiterhin von allen anderen Medien auf dem Markt unterscheidet, ist, dass uns die öffentliche Finanzierung die Freiheit gibt, nicht ausschließlich marktwirtschaftlichen Prinzipien und Gewinnen zu folgen, sondern uns bei unseren Entscheidungen allein vom öffentlichen Interesse leiten zu lassen. Das macht unsere Programme anders als alle übrigen Medien. Außerdem verleiht es unseren Produktionen für die Gemeinschaften, für die wir arbeiten, einen ganz anderen Wert. Unsere Aufgaben sind vielfältig – sie reichen von der Bewahrung des kulturellen Erbes bis zur Unterstützung von Kulturveranstaltungen und Kunstgenres, denen sonst niemand Aufmerksamkeit schenken würde, die aber bewahrt werden müssen“, betonte Mitew.
„Es ist undenkbar, dass es keine öffentlich-rechtlichen Medien gibt“, sagte Dan Santa, langjähriger Direktor der Abteilung Internationale Beziehungen des Rumänischen öffentlich-rechtlichen Radios (Head of International Relations, Radio Romania). Gegenüber Radio Bulgarien erklärte er:

„Meine fruchtbarste Arbeit in der Region ist gerade mit den Kolleginnen und Kollegen der Internationalen Abteilung des Bulgarischen Nationalen Rundfunks verbunden. Mein erstes Projekt als Direktor bestand darin, die Beziehungen zu unseren unmittelbaren Nachbarn neu zu gestalten – das war eine Priorität. Hier in Sofia bat ich nun meine Kolleginnen und Kollegen, sich vorzustellen, was passieren würde, wenn die öffentlich-rechtlichen Medien für immer verschwinden würden. Das ist der schnellste Weg, um sich bewusst zu machen, welche Rolle wir spielen, was wir tun und was andere nicht tun. Öffentlich-rechtliche Arbeit bringt keine Einnahmen und ist oft für andere Medien unmöglich. Unsere wichtigste Aufgabe ist es, alles zu bieten – Nachrichten, Musik, Unterhaltung. Wir müssen zwischen all dem die Balance halten und zugleich eine Plattform für unterschiedliche Standpunkte sein. Gerade deshalb genießen wir größeres Vertrauen von Seiten des Publikums.“
Auch Karen Donders, General Director, Public Mission and HR der „Flämischen Hör- und Fernsehfunkorganisation“ VRT in Belgien, betonte die Notwendigkeit, auf vielen Plattformen präsent zu sein:

„Wenn man im flämischen Raum alle erreichen will, kann man nicht nur in traditionelle Fernseh- oder Radiosendungen investieren. Man muss auf mehreren Plattformen präsent sein, nicht nur auf der eigenen Webseite“, erklärte Donders und weiter: „Ich denke, drei Dinge sind für uns besonders wichtig. Erstens alles, was mit Nachrichten, Information und aktuellen Ereignissen für alle Gruppen der Gesellschaft zu tun hat – auch für jene, die bewusst Radio und Fernsehen meiden. Zweitens unsere Investitionen in lokale Inhalte und Kultur – nicht nur in Kunst, sondern auch in Filmproduktionen und Formate in den sozialen Medien, die zeigen, was wir als flämische Gemeinschaft darstellen. Drittens – die innere Transformation unserer Strukturen, um im digitalen Zeitalter wettbewerbsfähig zu bleiben. Wir arbeiten in vielen Bereichen, doch realwirtschaftlich betrachtet ist unser heutiges Budget, inflationsbereinigt, um 40 Prozent niedriger als vor 25 Jahren. Das ist eine tägliche Herausforderung.“

Die Gewinnung junger Zielgruppen ist ein ernstes Problem für die meisten öffentlich-rechtlichen Medien – auch für den Bulgarischen Nationalen Rundfunk, der bereits auf eine 90-jährige Geschichte zurückblickt.
„Eines der beeindruckendsten Dinge an einer Konferenz wie dieser ist, dass wir sehen, wie Kolleginnen und Kollegen aus nahen Ländern wie Slowenien und Kroatien, aber auch aus entfernten Staaten wie Australien und Singapur, mit ähnlichen Problemen konfrontiert sind – etwa bei der Struktur, der Finanzierung oder dem Gewinnen junger Hörer. Einige, wie KBS oder BBC, haben beachtliche Erfolge erzielt. Doch für die meisten von uns ist es schwierig, unsere Inhalte sichtbar zu machen in einer Zeit, in der wir von Inhalten überflutet werden – zumal wir in kleinen Ländern mit spezifischer Kultur und Sprache arbeiten, was die Sichtbarkeit unserer Inhalte auf globalen Plattformen erschwert“, erklärte BNR-Generaldirektor Mitew.
Auch die Mehrsprachigkeit spielt für die öffentlich-rechtlichen Medien eine große Rolle:
„Wie der Bulgarische Nationale Rundfunk produzieren auch unsere Kolleginnen und Kollegen weltweit Inhalte in vielen Sprachen, um ihr Land der Welt vorzustellen – und um unsere Landsleute im Ausland zu erreichen. Das ist eine der Missionen der öffentlich-rechtlichen Medien“, ergänzte Milen Mitew in seiner Funktion als Gastgeber der Mediendiskussion in Sofia.

Übersetzt und veröffentlicht von Rossiza Radulowa
Fotos: BTA, pbi2025.bg
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