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Bulgarien an dritter Stelle in Europa bei Ausfuhr von Mädchen zur sexuellen Ausbeutung

Auf der Konferenz „Das Problem mit der sexuellen Ausbeutung in Bulgarien“, veranstaltet von der Risk-Monitor-Stiftung, wurde in Sofia ausführlich über das Profil der Prostitution bei uns diskutiert.
Foto: Risk-Monitor-Stiftung
Der Menschenschmuggel bzw. Menschenhandel gehört zu den oft diskutierten Themen in Bulgarien in den letzten Jahren. Der Grund dafür ist laut dem Innenminister Zwetan Zwetanow, dass der bezahlte Sex mit dem organisierten Verbrechen verbunden sei und viel Geld einbringe. Auf der Konferenz „Das Problem mit der sexuellen Ausbeutung in Bulgarien“, veranstaltet von der Risk-Monitor-Stiftung, wurde in Sofia ausführlich über das Profil der Prostitution bei uns diskutiert.

„Das ist ein außerordentlich profitables Gewerbe“, sagte Innenminister Zwetanow. „Leider steht Bulgarien nach unseren Berechnungen und den Analysen von Europol an dritter Stelle nach Rumänien und der Ukraine bei der Ausfuhr von Mädchen nach West- und Mitteleuropa zur sexuellen Ausbeutung. Bulgarien ist jedoch bei der Intensität und Aggressivität des Netzes und des Schmuggel von Mädchen an zweiter Stelle nach Albanien.“

Im Oktober 2010 gab es nach Angaben der Polizei über 1300 registrierte prostituierende Mädchen in Bulgarien und 260 lokalisierte Bordelle, sagte der Innenminister Zwetan Zwetanow. Ein Mädchen generiere in diesem Gewerbe in den EU-Ländern 12.000 bis 18.000 Euro monatlich. D.h. eine gut organisierte Gruppe aus 6-7 Mädchen könne ein jährliches Einkommen von 1 Million Euro erzeugen. Das ist der Grund, warum unsere organisierten Verbrechergruppen in diesem Bereich sehr aggressiv sind, führte der Innenminister aus. Außerdem könne man die von ihnen aufgebauten Kanäle für den Schmuggel von Mädchen auch für andere kriminelle Aktivitäten nutzen – dem Schmuggel von Rauschgift und Waffen, sowie für Aktivitäten, die sogar mit dem Terrorismus verbunden sein könnten.

„Durch die über die Jahre in unserem Land akkumulierten ernsten Finanzmitteln, entstanden Möglichkeiten für Korruptionsschemata“, sagte Zwetan Zwetanow weiter. „Insbesondere durch die sog. Eliteprostituierten könnten Politiker, Geschäftsleute, Polizisten, Staatsanwälte und alle, die von bezahlten Sexdienstleistungen Gebrauch machen, in Abhängigkeit gehalten werden.“

Bulgarien führte in den letzten Monaten mehrere erfolgreiche Operationen zur Untersuchung des Frauenschmuggeln in die Stadt Nizza gemeinsam mit den französischen Behörden durch. Auch in anderen EU-Ländern gibt es solche Operationen, die sich ihrem Abschluss nähern, sagte weiter Zwetan Zwetanow. „In den Berichten des US-Außenministeriums und in den Europol-Berichten wurde festgestellt, dass unser Land mit allen Partnern sehr gut zusammenarbeitet, Informationen austauscht und sich als verlässlicher Partner erwiesen hat.“ Die Bemühungen sollten allerdings laut Zwetan Zwetanow auf die Prävention dieser hässlichen Erscheinung konzentriert werden.

„Die Mädchen geraten meistens in ein solches Schema ohne die Folgen zu begreifen. Man bietet ihnen eine gute Arbeit und gute Möglichkeiten für eine berufliche Realisierung in EU-Ländern an“, kommentierte der Innenminister. „Und erst, wenn sie das Land verlassen, erfahren sie die Realitäten. Und von diesem Moment an können sie dem „Netz“ des organisierten Verbrechens nicht entgehen. Die beste Möglichkeit das organisierte Verbrechen zu bekämpfen ist das Eigentum zu enteignen, das durch kriminelle Tätigkeit erworben wurde. Denn gerade darin findet die kriminelle Tätigkeit ihren Neiderschlag. D.h. in den Einkünften durch sie, plus das, was sie dafür bekommen haben.“

7 bis 8 Millionen Menschen werden nach Uno-Angaben jährlich Opfer des Menschenhandels und die Gewinne belaufen sich auf 3 bis 4 Milliarden Dollar. In Europa sind 270.000 Mädchen im Sex-Schmuggel. Das ist eine besorgniserregende Statistik und eine ernste Herausforderung für die Europäische Union und für Bulgarien. Die europäischen Partnern würdigen nach den Worten des Chefs des parlamentarischen Ausschusses für innere Sicherheit und öffentliche Ordnung Anastas Anastasow die gesetzgeberischen Bemühungen Bulgariens dieses Problem erfolgreich zu bekämpfen.

„Die Novellen des Strafgesetzbuches, die die Mindeststraffen für den Menschenschmuggel erhöhten und die steigende Tendenz bei der Verurteilungen für Schmuggler, sind signifikant in diesem Sinne“, so Anastas Anastasow, Chef des parlamentarischen Ausschusses für innere Sicherheit und öffentliche Ordnung.

Übersetzung: Vladimir Daskalov
По публикацията работи: Tatjana Obretenowa


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