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Nationales Verfahren zur Information und Unterstützung der Opfer von Menschenhandel

Insgesamt wurden 561 Opfer von Menschenhandel registriert, überwiegend Frauen. Das gab der bulgarische Innenminister Zwetan Zwetanow bei einer Konferenz bekannt, die der Vorstellung des neu verabschiedeten Nationalen Verfahrens zur Information und Unterstützung der Opfer von Menschenhandel gewidmet war.

„Die Mädchen, die gezwungen werden zu prostituieren, verdienen zwischen 12.000 und 16.000 Euro im Monat. Sie sind Teil eines profitablen Geschäftes, das aber kriminell ist und wir müssen uns maximal bemühen, es zu unterbinden“, sagte weiter der Innenminister. Auch die Zahl der Kinder nimmt zu, die Opfer von Menschenhandel wurden. Die Staatliche Agentur für Kinderschutz hat in diesem Jahr an 37 Fällen von Kindern gearbeitet, die gewaltsam außer Landes gebracht wurden. Ein Teil von ihnen wurde gezwungen zu betteln und zu stehlen, andere wurden sexuell ausgebeutet. 77 Personen wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft wegen Menschenhandels verurteilt und bei 72 von ihnen sind die Urteile rechtskräftig. Bulgarien erfüllt mit der Verabschiedung des Nationalen Verfahrens zur Information und Unterstützung der Opfer von Menschenhandel seine Verpflichtung als EU-Land effektiv dem Menschenhandel entgegenzuwirken und seine Opfer zu schützen, sagte Nadja Koschuharowa von der Vereinigung „Animus“. Bulgarien ist eines der wenigen Länder, in denen das Schaffen dieses Verfahrens von einer nichtstaatlichen Organisation initiiert wurde. In diesem Fall ist es die Vereinigung „Animus“, die sich seit Jahren um die psychologische und soziale Unterstützung für die Opfer des Menschenhandels bemüht.

„Ziel des Nationalen Verfahrens zur Information und Unterstützung der Opfer von Menschenhandel ist den meisten Opfern Zugang zu Programmen, wie unseres zu ermöglichen“, erläutert Nadja Koschuharowa. „Es bestimmt, wie die einzelnen Institutionen zusammenarbeiten, so, dass ein Opfer, im Augenblick, wenn es identifiziert wird, zur richtigen Stelle geschickt wird, und nicht sich selbst mit dem Problem überlassen wird. Oder, dass es zumindest über seine Rechte informiert wird, welche Hilfe es erhalten kann, welche Gesetze es in Anspruch nehmen kann, so, dass es selbst entscheiden kann, ob es Hilfe in Anspruch nehmen will oder nicht. Es ist sehr schwer von Tendenzen beim Menschenhandel zu sprechen, denn wenn z.B. die Zahl der registrierten Opfer zunimmt, das nicht unbedingt bedeutet, dass der Menschenhandel sich verstärkt. Es bedeutet vielleicht, dass die Institutionen besser arbeiten. Bulgarien gehört weiterhin zu den führenden Ländern beim Menschenhandel zur sexuelle Ausbeutung. Die riesige saisonale Arbeitsmigration, die wir in unserem Land haben, lässt mich stark zweifeln, dass es viele Verstöße und Menschenhandel zur Arbeitsausbeutung im Bauwesen und bei häuslicher Betreuung gibt. Alle diese bettelnden Kinder, die wir auf den Strassen der Großstädte sehen – es ist nur ein kleiner Schritt sie von einer Stadt in die andere zu transportieren und von einem Staat in einen anderen. Deswegen ist es ein wirklich sehr ernstes Problem für uns.“

Hauptaufgabe des Nationalen Verfahrens ist die Wahrung der Menschenrechte der Opfer von Menschenhandel, effektiven Schutz zu bieten und auf die entsprechenden Dienstleistungen zu verweisen. Es wurde mit der finanziellen Unterstützung des MATRA-Programms der holländischen Regierung geschaffen und entspricht der europäischen Politik und Praxis des Opferschutzes. Zu ihren Grundprinzipien gehört die bedingungslose Unterstützung der Opfer des Menschenhandels, unabhängig davon, ob sie bei der Aufdeckung der Verbrechen mitarbeiten, ihre Sicherheit zu garantieren und ihre persönliche Information zu schützen. „Alle Maßnahmen, die im Verfahren vorgesehen sind, wurden bereits in der Praxis erprobt und entsprechen der bulgarischen Gesetzgebung“, sagte Nadja Koschuharowa weiter. In den letzten Novellen der Strafprozessordnung wurden die Möglichkeiten zur Verfolgung der Menschenhändler und besseren Schutz ihrer Opfer eröffnet.

„Es wurden neue Mittel und Instrumente beim Sammeln der Beweise eingeführt, durch die Befragung der Opfer des Menschenhandels über Video- und Telephonkonferenz“, erläutert die stellvertretende Justizministerin Daniela Maschewa, die auch Mitglied der Nationalen Kommission zur Bekämpfung des Menschenhandels ist. „Es wurde auch die Möglichkeit eröffnet diese Aussagen vor Gericht anzuerkennen, auch die Aussagen eines minderjährigen Zeugen, der Opfer von Menschenhandel ist, ohne dass sein persönliches Erscheinen vor Gericht und weitere direkte Kontakte mit den Tätern notwendig wären.“

Übersetzung: Vladimir Daskalov
По публикацията работи: Rumjana Zwetkowa


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