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Regierung sucht Investor für den Bau eines siebten Reaktors im AKW Kosloduj

Foto: Tanja Harisanowa
Die bulgarische Regierung hat gestern dem Bau eines siebten Reaktors im Atomkraftwerk Kosloduj grünes Licht gegeben. Das Projekt soll öffentlich ausgeschrieben und ohne Finanzierung aus dem Staatshaushalt umgesetzt werden, gab das Kabinett bekannt.

Diese Entscheidung ist auf den Verzicht Bulgariens zurückzuführen, eine zweite Atomanlage an der Donau zu bauen. Das Belene-Projekt scheiterte unter anderem auch wegen der unklaren Finanzierung. Die Regierung suche bereits nach einem Investor, gab Vizepremier und Finanzminister Simeon Djankow bekannt. "Unabhängig der Art des Investitionsprojektes sollte man stets zuerst einen Investor haben, bevor man ein Projekt startet", kommentierte Djankow. "Deshalb ist es für uns wichtig, noch zu Beginn festzuschreiben, dass der siebte Reaktor im Atomkraftwerk Kosloduj nach Marktprinzipien gebaut wird. Das bedeutet, dass der Staat keine Staatsgarantien ausstellen und auch keine Finanzierung aus dem Staatshaushalt zulassen wird", betonte der Finanzminister.

Das neue Projekt soll einen genauen Fahrplan haben, um keine überflüssigen Milliarden Euro in den Sand zu stecken, wie bei dem Belene-Projekt, kommentierte Wirtschafts- und Energieminister Deljan Dobrew. Deshalb soll nun zuerst eine Projektgesellschaft gegründet werden. Dabei sei nicht ausgeschlossen, dass Kredite aufgenommen werden, jedoch ohne Absicherung aus dem Staatshaushalt. "Wir wollen den nachkommenden Generationen keine Last aufbürgen", sagte Finanzminister Djankow.

Bekanntlich hat Bulgarien vor zwei Woche endgültig entschieden, dass es auf den Bau eines zweiten Atomkraftwerks bei Belene verzichtet. Anstelle der Atomanlage soll nun ein Gaskraftwerk entstehen. Der für Belene bestellte russische Reaktor soll im bestehenden Kraftwerk Kosloduj als siebenter Meiler eingebaut werden. Bulgarien hat für den Reaktor noch weitere 140 Millionen Euro zu zahlen und er soll im Oktober geliefert werden. Bis es jedoch zum Einbau in Kosloduj kommt, wird der Meiler für 5-6 Jahre konserviert. Experten gehen davon aus, dass der siebte Reaktor in 9 Jahren ans Netz gehen kann.

Die Idee, den lieferbaren Reaktor im bestehenden AKW einzubauen, hat auch Präsident Plewneliew unterstützt. Dort ist die notwendige Infrastruktur bereits vorhanden, betonte der Staatschef.
Unterdessen haben die russischen Lieferanten angefangen, ihre Verluste aus dem Verzicht auf Belene auszurechnen. Berichten in der russischen Presse zufolge handelt es sich um bis zu 50 Millionen Euro. Bulgarien wird den fertigen Reaktor kaufen, nicht jedoch das Zubehör. Das dürfte jedoch für die russischen Atombauer keine all zu große Schwierigkeit darstellen, denn sie haben bereits Erfahrung mit Projekten, die sich verändern oder gar scheitern.

Auch Bulgarien hatte 1990 das Belene-Projekt einmal fallen gelassen und der damals produzierte Reaktor konnte in einem russischen Atomkraftwerk eingebaut werden. Finanzminister Djankow betonte nach der gestrigen Kabinettssitzung, dass auch Bulgarien bestimmte Verluste erwartet und beide Seiten seien gerade dabei, die genauen Summen auszurechnen.
Obwohl die Idee, einen neuen Reaktor in Kosloduj einzubauen, noch neu ist, gibt es bereits Investoren, die Interesse daran zeigen. Experten sprechen von amerikanischen, spanischen, finnischen, französischen und belgischen Energieversorgern, die sich am Projekt beteiligen wollen.

Übersetzung: Vessela Vladkova
По публикацията работи: Tanja Harisanowa


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