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Die Liebe – was wir von ihr nicht wissen

Foto: Privat
Seit kurzem ist das Buch von Milena Dinkowa „Die Liebe – was wir von ihr nicht wissen“ in den bulgarischen Buchläden zu haben. Die Autorin, eine Psychologin und bekannte Beraterin für erfolgreiche Beziehungen, analysiert kurzweilig und verständlich die Probleme der Liebe. Dabei handelt es sich um Selbsteinschätzung, Bindungsangst, Entfremdung unter den Partnern, Konflikte, Untreue, Verlassenwerden usw. Das Buch fußt auf ihren Konsultationen für Menschen verschiedenen Alters und mit verschiedenen Berufen. Die Autorin bietet dem Leser verschiedene psychologische Techniken und Übungen, die zum Aufbau vollwertiger Beziehungen beitragen können.

Inwieweit bestimmt die Entwicklung in der Kindheit die Psyche?

Die Entwicklung in der Kindheit ist von außerordentlicher Bedeutung, da der Organismus in dieser Zeit stürmisch wächst", sagt Milena Dinkowa. "Das Gehirn formiert sich in diesen Jahren. Und danach, falls es keine sehr großen Änderungen gibt, z.B. durch sehr schwere Erlebnisse, die unsere Schlüsse und Erfahrung bestimmen, bleibt das Gehirn auch in unseren reifen Jahren, wie es war.“

Warum sind die Lebensfreude und das Selbstbewusstsein so wichtig?

Die Lebensfreude ist sehr wichtig, weil heute viele sagen, dass ihr Leben keinen Sinn hat. In der heutigen Welt, die mehr auf das Materielle ausgerichtet ist, behaupten viele Leute, dass sie alles, was das Materielle betrifft, haben, um glücklich zu sein, aber ihnen fehlt das Gefühl, dass ihr Leben sinnvoll ist. Und sie stürzen sich auf eine mögliche Lösung, z.B. geistige Lehren. Einige fahren nach Indien, gehen ins Kloster, versuchen zu meditieren usw. Das ist nicht schlecht. Aber ich weiß es aus Erfahrung, dass man das Gefühlt hat, dass das Leben keinen Sinn hat, wenn man nicht genug Freude erfährt. Es geht um Vergnügen speziell für den einzelnen Menschen. Einige Menschen tanzen gerne, für andere ist es eine Anstrengung. Aber wenn wir uns vornehmen, uns selbst eine Freude zu machen, wird man feststellen, dass man sich nicht mehr fragen wird, ob das eigene Leben einen Sinn hat.“

In welchem Maße sind die im Buch beschriebenen Probleme eine Folge der Faktoren Zivilisation, Kultur, Einstellungen und Erziehung? Könnte man sagen, dass wenn man von der Zivilisation entfernt ist, man weniger Probleme in der Liebe hat oder mit ihnen leichter und natürlicher fertig wird?

Das würde ich nicht sagen. So oder so leben wir in dieser Zivilisation. Sie hat tatsächlich viele negative Seiten. Aber auch viele positive. Wenn man weiter von der Zivilisation entfernt ist, bedeutet das nicht, dass man besser dran ist. Man wird viel primitiver an die Probleme heran gehen. Die Zivilisation gibt uns Raffinesse, eine viel taktvollere Herangehensweise an diese Dinge. Manchmal schadet sie auch, natürlich, wegen unserer vielen Skrupel und der Berücksichtigung dessen, wie wir in den Augen der anderen aussehen. Deswegen muss man lernen gleichzeitig zivilisierte Menschen zu sein und manchmal auf unseren Instinkt und innere Stimme zu hören.“

Der moderne Mensch kommuniziert ständig mit dem Bildschirm. Gibt es keinen Widerspruch zwischen den Gefühlen, die im Alltag entstehen und den Stereotypen auf dem Bildschirm?

Ja, es besteht ein großer Widerspruch, da wir ständig mit Ideen einer Liebe bestrahlt werden, die eher romantisch und nicht realistisch sind. Wir sehen sie auf dem Fernsehschirm oder im Kino. Z.B. der sog. Mythos von der verwandten Seele. Ich nenne es einen Mythos, weil er vor allem aus den Filmen, Büchern und Fernsehfolgen kommt. In meiner Praxis habe ich so etwas nicht getroffen – dass zwei Menschen verwandte Seelen wären. Sie können außerordentlich gut zueinander als Partner passen und sich stark und wahrhaft lieben, aber das bedeutet nicht, dass sie die einzigen füreinander sind. D.h., das falls einer von ihnen diese Welt verlässt oder sie sich aus irgendeinem Grund trennen, es für sie keine zweite Chance gibt. Sie können doch einen Menschen treffen, der zu ihnen sehr, sehr gut passt.“

Warum ist die beste Beziehung diejenige, in der man so ist, wie man ist?

Weil die Beziehung eigentlich zweitrangig ist. Das wichtigste für einen Menschen ist das Gefühl zu haben, dass sein Leben einen Sinn hat, dass er seinen Träumen folgt, sich Freude macht, Zeit für Erholung hat. Oder sich seiner Arbeit widmet, so dass er sich zufrieden und erfolgreich fühlt. Einige Menschen meinen, dass die Beziehung der Sinn ihres Lebens ist, aber die Wahrheit ist, dass sie eher ein Luxus ist. Sie ist etwas Wunderbares und wir sollten es in unsrem Leben haben, aber sie kann nicht Selbstzweck sein und unserem Leben an sich einen Sinn geben. Das wird kategorisch von den psychologischen Studien belegt, die zeigen, dass falls wir die gewünschte Beziehung erreichen, unser Glücksgefühl sich für 6 Monate oder ein Jahr erhöht. Danach kehrt es zu dem für uns normalen Zustand zurück. Und diese Höhen des Glücksgefühls schaffen wir selbst für uns.“

Übersetzung: Vladimir Daskalov
По публикацията работи: Weneta Pawlowa


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