Vor wenigen Tagen wurde eine Versteigerung des bankrotten Chemiekombinats Chimko durchgeführt. Es kam jedoch niemand, der den chemischen Giganten aus sozialistischer Zeit kaufen und wieder in Betrieb nehmen wollte. Das sollte aber einer der ersten wirklichen Schritte der Regierenden sein, ihre Pläne zur Reindustrialisierung des Landes zu verwirklichen, nachdem sie offensichtlich von der ursprünglich vorgesehenen direkten Verstaatlichung der Bankrott gegangenen Firma Abstand genommen haben.
Diese Ideen liegen in ganz Europa in der Luft. Brüssel und viele westeuropäische Länder kündigten Maßnamen zur Reindustrialisierung an. Die Reaktionen und Kommentare sind überall widersprüchlich. Das hängt vom Streit über die Rolle des Staates in der Wirtschaft, und auch von politischen Interessen ab. Die bulgarische Regierung hat vor, nach einem Dialog mit den Arbeitgebern, den Gewerkschaften und nichtstaatlichen Organisationen ihr Industrialisierungsprogramm für die nächsten Jahre bis 2020 vorzustellen. Wie es genau aussehen wird, ist schwer zu sagen, aber es ist anzunehmen, dass die Hauptrichtung ihres Vorgehens, die auch die Zustimmung der Fachleute findet, das Bemühen um ausländische Investitionen in die Industrie sein wird.
Diese Herangehensweise findet die Zustimmung von Experten und Unternehmern, weil sie nicht nur neue Arbeitsplätze mit neuen Verbrauchern schafft, sondern zu einer engeren Integration mit den entwickelten weltlichen Volkswirtschaften und zu Transfer von Know-how und Berufsqualifikation führt, die der gesamten nationalen Wirtschaft dienen.
Aber eine andere Vorgehensweise der Regierenden ruft scharfe Reaktionen der Fachleute hervor. Es handelt sich um das offensichtliche Bestreben in verschiedener Form von direkter Beteiligung des Staates an den wirtschaftlichen Prozessen. Der Staat kann nicht absolut außerhalb der Wirtschaft sein, denn ihm gehören einige der größten Unternehmen im Land, wie die Nationale Elektrizitätsgesellschaft, Bulgargaz, das Atomkraftwerk Kosloduj u.a. Daneben gibt es aber auch zahlreiche verschuldete staatliche Firmen, besonders in der Industrie. Der Staat versucht oft mit sozialen Argumenten, sie durch unklare Mittel am Leben zu erhalten. Deswegen wäre es schlecht, wenn die Reindustrialisierung ihren Ausdruck in Versuchen technologisch und produkt-mässig hoffnungslos veraltete frühere wichtige industrielle Unternehmen zu retten. Chimko war nur ein Beispiel, ebenso die Anspielungen, dass Stromverteilergesellschaften nationalisiert werden könnten. Sonst könnte die ganze Reindustrialisierung scheitern.
Übersetzung: Vladimir Daskalov
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