Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2025 Alle Rechte vorbehalten

30% der erwerbstätigen Bulgaren leben unter der Armutsgrenze

БНР Новини
Foto: BGNES

In einer weiteren Rangliste findet sich Bulgarien auf dem letzten Platz wider. Die Bulgaren erhalten europaweit nicht nur die niedrigsten Löhne und Gehälter, sondern weisen auch die niedrigste Arbeitsproduktivität auf. Rund 30% der Erwerbstätigen leben unter der Armutsgrenze. Das belegt eine Erhebung der EU-Stiftung über die Lebensqualität.

Der mittlere Jahresverdienst in Bulgarien liegt bei rund 6.200 Euro, womit wir das Schlusslicht in der Gemeinschaft sind. Diese Summe umfasst Gehälter und Löhne sowie die vom Arbeitgeber entrichteten Sozialbeiträge. Jeder vierte Haushalt in Bulgarien muss mit weniger als 60% des landesspezifischen Durchschnittseinkommens auskommen. In der Europäischen Union betrifft das jeden sechsten Haushalt.

Was den mittleren Jahresverdienst betrifft, reihen sich Rumänien, Lettland, Litauen und Polen vor Bulgarien ein. In diesen Ländern verdient man im Schnitt unter 10.000 Euro pro Jahr. Europäische Spitzenverdiener sind Norwegen, Luxemburg, Belgien und Dänemark. Dort beläuft sich das mittlere Jahreseinkommen auf ca. 60.000 Euro, d.h. die Bürger dieser Staaten verdienen über neunmal mehr als die Bulgaren.

Auch bei der Arbeitsproduktivität ist Bulgarien europäisches Schlusslicht. 2012 hat jeder Erwerbstätige ca. 12.000 Euro des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet. In Norwegen, das auch bei dieser Kennziffer am besten abschneidet, liegt dieser Wert bei 145.000 Euro, in Luxemburg bei 117.000 Euro. Die jüngsten offiziellen Zahlen belegen einen jährlichen Anstieg der Arbeitsproduktivität um 1,7%. Jeder Beschäftigte bei uns schafft pro Stunde durchschnittlich 6,70 Euro. Verglichen mit Ende 2013 sind die Zahlen jedoch rückläufig. Ende des vierten Jahresquartals 2013 hat jeder Beschäftigte pro Stunde durchschnittlich 8 Euro des BIP erwirtschaftet, wofür seit sechs Jahren in allen EU-Ländern die entsprechenden Kosten gestiegen sind. Im Durchschnitt um 2,6% pro Jahr. In Bulgarien um 5%. Den höchsten Anstieg dieser Kosten verzeichnet Rumänien mit 16,5%, den geringsten - Deutschland mit 0,7%.

Immerhin können wir vor dem Hintergrund dieses freudlosen Bildes festhalten, dass in Bulgarien auch das Preisniveau und der Lebensunterhalt weit unter dem europäischen Durchschnitt liegen. Diverse Fachleute verweisen, dass die Waren und Dienstleistungen hierzulande um 60-70% billiger sind, als in den anderen entwickelten Staaten der Gemeinschaft. Ganz besonders zutreffend ist das für einige Waren des täglichen Bedarfs, für den öffentlichen Nahverkehr, Kraftstoffpreise, als auch für Gaststätten-, Immobilien- und Mietpreise. All das ist für den niedrigen Lebensstandart eines Großteils der bulgarischen Bevölkerung ein gewisser Trost. Gleiches gilt für die Tatsache, überhaupt eine Arbeit zu haben. 

Übersetzung: Christine Christov



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Zwetan Simeonow

Unternehmer wollen politische Stabilität

Während der jährlichen Preisverleihung der Bulgarischen Industrie- und Handelskammer berichtete Wirtschaftsminister Petko Nikolow, dass Bulgarien mit einem Wachstum von 2,2 Prozent zu sich unter die sechs besten Länder in der EU reiht. Der..

veröffentlicht am 04.12.24 um 09:45

Lokale Behörden wollen neue Kohäsionsgebiete im Rahmen von EU-Programmen

Die bulgarischen Planungsregionen müssen dringend reformiert werden, fordern die lokalen Behörden. Die derzeitige Aufteilung in Regionen zeigt ein zunehmendes wirtschaftliches Ungleichgewicht bei den EU-Beihilfen. Das Problem ist in der..

veröffentlicht am 02.12.24 um 10:58

BIP im dritten Quartal um 2,2 Prozent höher als im Vorjahr

Die bulgarische Wirtschaft ist im dritten Quartal um 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gewachsen, so eine Express-Schätzung des Nationalen Statistikamtes. Der Endverbrauch verzeichnet ein Wachstum von 4,6 Prozent, die Importe von Waren..

veröffentlicht am 14.11.24 um 17:18