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Evliya Celebi - der wortgewandte Erzähler des 17. Jahrhunderts

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Foto: Archiv

"Am 6. März 1662 das adrette Sofia hinter mir lassend, durchstreifte ich zunächst jenes mit Tulpen übersäte Feld und erreichte das Dorf Lozen."

So beschreibt der berühmteste osmanische Reisende des 17. Jahrhunderts in seinem "Reisebuch" die "berühmte Stadt" Sofia. In Volksmärchen, Liedern, Sprichwörtern, Überlieferungen und Versen erzählt er von den Bräuchen und Tänzen, vom Glauben und Alltag, von den Traditionen, der Küche, der Kunst und den Handwerken in den von ihm bereisten Ländern Anatolien, Syrien, Palästina, Bulgarien, Ungarn, Transsilvanien, Deutschland, Bosnien-Herzegowina, Holland, Aserbaidschan, Armenien, von der Krim, dem Kaukasus, Irak, Ägypten etc. In jeder Stadt und jedem Dorf erkundete er Häuser, Moscheen, Brunnen, Wirts- und Gasthäuser, Serails, türkische Amtsgebäude (Konak) und Bäder (Hamam), Kirchen, Klöster, Synagogen, Türme, Festungen, Straßen und Brücken. Und deshalb bezeichnete ihn Süleyman Gökçe, der türkische Botschafter in Sofia und Gastgeber der Präsentation der Neuauflage des Reisebuchs, übersetzt vom großen bulgarischen Osmanisten Straschimir Dimitrow, auch als einen "Geografen, Historiker, Literator, Folkloristen und Feinschmecker." Ferner sei an dieser Stelle erwähnt, dass das Jahr 2011 von der UNESCO zum Jahr des Evliya Celebi erklärt wurde. Die Neuauflage vom Iztok-Zapad-Verlag wurde von Bildungsminister Prof. Todor Tanew vorgestellt. Auf die Frage von Radio Bulgarien, ob das Reisebuch von Evliya Celebi einen Platz in den Geschichtsbüchern finden sollte, antwortete Prof. Tanew Folgendes:

"Unbedingt, da die Lehrbücher auf diesen Werken aufbauen. Es gibt nichts besseres als die Originalquelle. Ich denke, dass es nach 25 Jahren Transformation in Bulgarien und nach Fortschritten in der Türkei an der Zeit ist, sich der Formung einer kulturellen Gemeinschaft zuzuwenden. Offenbar müssen die Lehrbücher nicht nur in Bulgarien, nicht nur in der Türkei, sondern auch in den restlichen Balkanstaaten überarbeitet werden. Die Teilung des Balkans, der Raub der Identität - das ist der schrecklichste Diebstahl", kommentierte Bildungsminister Prof. Todor Tanew.

"Das Buch hat mich persönlich sehr überrascht", schwärmte der Verlagschef Ljuben Kozarew. "Hierbei handelt es sich um eine einzigartige Enzyklopädie der Lebensweise, Sitten, Geschichte, Bräuche, Geografie und aller Ereignisse jener Zeit in diesen Gebieten. Seine erste Reise unternahm Evliya Celebi 1631, seine letzte - 1678. D.h. dieser Zeitraum umfasst knapp ein halbes Jahrhundert, eine ausgesprochen interessante Zeit. Andere derartige Zeugen, aus denen wir Informationen über das Leben jener Zeit in jenen Gebieten schöpfen könnten, sind mir bisher unbekannt. Es ist sehr wichtig, dass solche Bücher veröffentlicht werden, da sie uns aufzeigen, dass uns bei der Erforschung unserer Geschichte noch sehr viel Arbeit bevorsteht."

Auf die Frage, wie gut wir die Geschichte des Balkans kennen, antwortet Ljuben Kozarew: "Ich bin davon überzeugt, dass wir in diesem Bereich noch sehr großen Aufholbedarf haben. Bei der Herausgabe der `Geschichte der Balkanstaaten" des bekannten deutschen Historikers Edgar Hösch wurde mir bewusst, dass wir nur sehr wenig über die Geschichte der Balkanstaaten wissen. In diesem Bereich sind wir gewissermaßen Analphabeten. Also müssen wir nach Büchern suchen, in denen die Menschen zu Wort kommen, die in diesen Ländern gelebt und einen anderen Gesichtspunkt haben. Die Anschauung des Anderen ist sehr wichtig, da sie Einzelheiten zum Vorschein bringt, die jemandem, der auf die eigene Lebensweise fixiert ist, entgehen. In diesem Sinne ist Evliya Celebi ein sehr guter Anfang. Er ist mit Sicherheit ein Literator mit einer sehr lebendigen Sprache und sehr genauen Schilderungen. Auch war er ein Kenner der guten Küche, d.h. ein Mensch auf der Höhe seiner Zeit. Die Zeugnisse solcher Menschen sind sehr bedeutsam."

Übersetzung: Christine Christov



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