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Der Himmel ist noch lange nicht die Grenze

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Foto: BGNES

Bulgarien begeht in diesem Jahr den 100. Jahrestag seit dem Beginn des bulgarischen Flugzeugbaus. Aus diesem Anlass veranstaltete der Klub für Luftfahrt, der auch ein Flugmuseum auf dem Sofioter Flughafen unterhält, einen „Tag der Luftfahrtberufe“. Die einzelnen Berufe wurden von Experten der Vereinigung der bulgarischen Luftfahrtgesellschaften, des Flughafens Sofia, der Luftfahrtschule und der Hauptdirektion der Zivilluftfahrtsverwaltung sowie von bekannten Piloten, Flugzeugingenieuren und Technikern, Stewardessen und Flugveteranen vorgestellt. Unter den Gästen waren mehr als 150 Schüler aus verschiedenen Schulen der bulgarischen Hauptstadt.

Für viele Menschen stellt der Himmel eine Grenze dar, für einige gehört er jedoch zum Alltag. Unter ihnen ist der Pilot Iwan, der über den Pilotenberuf erzählte. Er versicherte, dass man sich der Fliegerei nur mit vollem Herzen widmen könne; es sei kein leichter Beruf, auch wenn die meisten Menschen ihn für einen Routineberuf halten. Iwan meinte, es sei jedes Mal eine Art Wiedergeburt, eine andere Sicht. Jedes Mal, wenn sich das Flugzeug über die Wolken erhebe, sehe man andere Lichter, neue Wege und eine neue Welt. Kein Flug würde dem anderen gleichen. Und immer lerne man hinzu. Der Beruf des Fliegers sei ein eingebungsvoller Beruf.

Seine Kollegen, ebenfalls langjährige und erfahrene Flieger, stimmten dem zu und erzählten, warum sie diesen Beruf ergriffen haben. Alle verwendeten häufig das Wort „Dynamik“. Es gebe aber auch viele negative Seiten: ungeregelte Arbeitszeit, weniger Zeit für die Familie und große Verantwortung, die man für das Leben der Passagiere übernehme. Früher wurde die Pilotenausbildung voll und ganz vom Staat getragen; heute brauche man solide Summen für die Ausbildung. Und dennoch gebe es weiterhin viele Bewerber, die den Drang danach verspüren, die dafür geboren sind, Piloten zu werden. Die Ausbildung selbst dauere lange und man müsse viele Stunden in Flugsimulatoren verbringen, bevor man ans wirkliche Steuer darf. Der Fliegerberuf sei auch eine Art Familienberuf – wenn der Vater Flieger ist, wird es der Sohn mit Sicherheit auch.

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Bulgarien ist zwar ein kleines Land, reiht sich aber mit Fug und Recht unter die Pioniere der Luftfahrt ein. Der Anfang wurde vor mehr als 100 Jahren gemacht. Bis das erste Flugzeug in Bulgarien tatsächlich auch flog, mussten viele Versuche unternommen werden. Als erster Versuch in Bulgarien einen Flugapparat zu bauen, der schwerer als die Luft ist und demzufolge zusätzliche Kräfte brauchte, um auch wirklich fliegen zu können, ist der 1902 von Oberleutnant Christo Dschamdschiew konstruierte Gleiter anzusehen. Er war zusätzlich mit einem Propeller versehen, der über Fußpedale in Drehung versetzt wurde, die der Pilot kräftig treten musste. Das war aber noch kein richtiges Flugzeug im heute gebräuchlichen Sinne, denn dieser Apparat hatte keinen Motorantrieb, es war aber auch kein Segelflugzeug!

Als erste motorgetriebene Flugkonstruktion ist die von Iwan Gewrenow von 1910 anzusehen. Sein Flugapparat (genannt Lerche) war als Senkrechtstarter gedacht. Ausgestattet mit zwei horizontal angebrachten Propellern sollte sich die insgesamt nur 38 Kilogramm schwere Konstruktion in die Luft erheben können. Es stellte sich aber heraus, dass der lediglich 3 Kilowatt starke Elektromotor zu schwach war, zusätzlich auch noch einen Piloten tragen zu können. Der Erfinder gab aber nicht so schnell auf und bestückte bereits ein Jahr später seinen Flugapparat mit zwei Elektromotoren je 37 Kilowatt, dafür aber mit nur einer (erneut horizontal angebrachten) Flugschraube. Die Gesamtmasse war aber bereits auf 840 Kilogramm angestiegen und ein Erfolg blieb wiederum aus.

1912 ließ der bulgarische Konstrukteur Georgi Boschinow sein Flugzeug „Boschinow 1“ in Frankreich patentieren. Das Besondere an seiner Konstruktion waren die drehbar angebrachten Flügel, die durch die Änderung des Winkels auch verschiedene Auftriebskräfte wirken lassen konnten. Das war das erste Flugzeug dieser Art in der Welt.

Im gleichen Jahr, also 1912, war übrigens das erste Flugzeug in Bulgarien gelandet. Es war eine „Blériot“ aus Frankreich, gesteuert vom Bulgaren Simeon Petrow. Die Landung erfolgte unweit des Sofioter Hauptbahnhofs. Petrow gilt als erster diplomierter bulgarischer Flieger und war auch der Erste, der über Bulgarien geflogen ist. In Frankreich setzte er den Anfang der Nachtflüge und ist in der Geschichte auch der erste Flieger, der ein Flugzeug mit Motorversagen erfolgreich gelandet hat. Seine Erfahrungen fanden weltweit Eingang in den damaligen Flugunterricht.

Nun aber zurück zu den bulgarischen Flugzeugen. Was wurde nun aus der Konstruktion von Georgi Boschinow? Aus verschiedenen Gründen wurde sein Projekt erst 1926 verwirklicht. Man war lange Zeit der Überzeugung, dass mit „Boschinow 1“ kein einziger Flug verwirklicht worden sei. Vor wenigen Jahren stellte sich aber heraus, dass die Maschine doch geflogen ist und heute steht dieses Flugzeug im bulgarischen Flugmuseum der Stadt Krumowo, unweit der südbulgarischen Stadt Plowdiw.

Die Staffel der Flugzeugkonstrukteure übernahm 1913 Assen Jordanow mit seinem Doppeldecker, der als das erste absolut flugtaugliche bulgarische Flugzeug gilt. Der offizielle erste Flug fand am 7. August 1915 statt. Der für jene Jahre leistungsstarke Argus-Motor mit seinen 100 Pferdestärken hob das Flugzeug „Jordanow 1“ in 500 Meter über den Boden. Der gesamte Flug dauerte acht Minuten.

Keine zwei Monate zuvor war ein anderer bulgarischer Konstrukteur, Stefan Kalinow, zusammen mit Oberleutnant Christo Dschindschifirow, mit dem von ihm konstruierten und gebauten Doppeldecker in 600 Meter Höhe aufgestiegen. Die Maschine verlor jedoch an Geschwindigkeit und stürzte ab. Dabei kamen beide Piloten ums Leben. Das hinderte die Bulgaren aber nicht daran, weiter an Flugzeugen zu tüfteln, die ungemein große Möglichkeiten eröffneten.

Erfindergeist kann man den Bulgaren übrigens nicht absprechen, denn sie waren die Ersten in der Welt, die auf die Idee kamen, Flugzeuge für den Abwurf von Bomben zu nutzen. Das geschah im Ersten Balkankrieg 1912/13, als die türkische Festung von Adrianopel aus der Luft nicht nur ausgekundschaftet, sondern auch bombardiert wurde.

Die Niederlage Bulgariens im darauffolgenden Zweiten Balkankrieg machte dem Flugzeugbau in Bulgarien vorerst ein Ende. Erst nach dem Ersten Weltkrieg ging man erneut ernsthaft daran, eigene Flugzeuge zu bauen.

1924 konstruierte man in Bulgarien ein Flugzeug für die Bewässerung aus der Luft – „Grigorow 1“, benannt nach seinem Konstrukteur Atanas Grigorow. Das war dann aber auch schon alles an individuellem Flugzeugbau, denn in jenen Jahren wurde die bulgarische Flugzeugbauindustrie gegründet.

In den Zeiten des Zweiten Weltkrieges zeichneten sich die bulgarischen Flieger erneut mit ihrer Tapferkeit aus. Die Hauptstadt Sofia und andere Städte wurden von der Luft aus angegriffen und schwer bombardiert. Allein in Sofia verloren mehr als 2.000 Menschen ihr Leben und zerstört wurden fast 13.000 Gebäude. Neben der auf dem Boden stationierten Luftabwehr, waren auch Flugzeuge im Einsatz, die sich jedoch nur schwer gegen die rund 2.500 Kampfflieger und Bomber durchsetzen konnten, die die Alliierten aufbrachten. Ihnen stellten sich lediglich etwa 80 bulgarische und 30 deutsche Flieger entgegen. 23 Verteidiger des Himmels über Sofia ließen ihr Leben, darunter Dimitar Spissarewski, dem man den Beinamen „lebendiges Torpedo“ gab. Als er in einem Abwehrgefecht nach dem Abschuss eines B 24 Bombers ohne Munition blieb, bohrte er sich in den Leitbomber der Formation und zerstörte ihn...



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